Kapitel 16

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Pov Dan:

"Denkst du das wirklich?", hinterfragte Xaver leise. "Ja.", gab ich stolz zurück. Er sah wieder zu mir und zum ersten Mal entdeckte ich ein Lächeln auf seinen Lippen. Ein echtes, ehrliches Lächeln. "Du kannst ja doch lächeln.", scherzte ich und sofort wurde Xaver erneut rot im Gesicht. Er versuchte dies zu verstecken, was ich ehrlich gesagt wirklich niedlich fand. "Ich weiß, dass geht mich nichts an aber... warum lässt du das mit dir machen? Als Alpha kannst du Jason doch einfach aus dem Rudel werfen.", stellte ich fest. Xaver sah bedrückt zu Boden und ich realisierte, dass ich mich hier gerade ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hatte. "D-Du musst es nicht sagen, wenn du nicht willst! Ich war nur neugierig.", versuchte ich mich zu verteidigen. "Schon gut. Ich denke, es gibt keinen Grund es dir nicht zu erklären." Xaver atmete einmal tief ein und setzte dann zum Reden an. Ich hörte ihm aufmerksam dabei zu. "Alles begann vor drei Jahren. Damals wurde ich gerade sechzehn. Mein Vater war der stolze Alpha des Rudels, während sich meine Mutter um mich kümmerte. Wir hatten ein schönes Leben, alles schien perfekt. Unter der Leitung meines Vaters gab es auch fast nie Probleme. Doch dann kam dieser eine Tag." Ich spürte, dass es Xaver zunehmend schwer fiel davon zu erzählen. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und nickte ihm zu. Er fuhr fort: "Keiner weiß, wie genau es passiert war aber aufeinmal brach wie aus dem Nichts ein Feuer aus. Ein anderes Rudel bekam anscheinend von der Sache mit und nutzte die Gelegenheit aus, um uns anzugreifen. Es war das Nordrudel, mit welchem wir uns noch nie wirklich verstanden hatten. Ihr Anführer hasste meinen Vater und somit uns alle." Aufeinmal fühlte ich mich schuldig. Mir war es bisher nicht bekannt, dass mein Rudel an so einer Katastrophe beteiligt war. Jedoch schien mir Xaver keine Vorwürfe zu machen, was mich etwas beruhigte. "An dem Tag wurde unser ganzes Lager zerstört und meine Eltern wurden vor meinen Augen getötet. Ein Großteil des Rudels überlebte zwar, aber ohne Alpha war das Leben in einer Gruppe schwierig. Als einziger Sohn des ehemaligen Anführers, lag es natürlich an mir diese Aufgabe zu übernehmen. Sobald dies offiziell wurde, kam Jason aufeinmal zu mir. Damals war ich zu naiv, um zu wissen was seine wahren Absichten waren. Er bot mir an, dass wenn ich ihn den Platz als Beta gebe und... einen gewissen Extraservice, er dafür sorgen würde, dass ich für immer der Alpha bleiben würde. Es klang nach keiner schlechten Idee, weshalb ich zustimmte. Jason war damals schon viel größer und stärker als ich, weshalb es mir auch sehr gelegen kam, einen vermutlichen Gegener weniger zu haben. Am Anfang waren es nur hier und da ein paar Berührungen, später verlangte er mehr und es wurde schon zu einer Routine. Doch als ich mir bewusst wurde, worauf ich mich einließ, war es bereits zu spät. In unserem Rudel wurden Abmachungen und Versprechen schon immer sehr ernst genommen und ich wusste, dass wenn ich mich nicht daran halten würde, Jason das Rudel übernehmen und zerstören würde." Was Xaver mir erzählte klang wirklich furchtbar. Ich konnte mir nicht ausmalen, wie sehr er all die Jahre schon gelitten haben muss. Er war wirklich beeindruckend, diesem Druck standhalten zu können. "Du bist echt beeindruckend.", kam es aus meinen Mund, ohne dass ich genau wusste was ich da sagte. Xaver sah mich an und ich wurde schlagartig rot. "Äh also ich...", stotterte ich umher. Xaver musste anfangen etwas zu lachen und ich tat es ihm kurz darauf gleich. "Danke, dass du so denkst. Ich habe das bisher noch niemanden erzählt.", erklärte der Blondschopf daraufhin. "Das heißt, ich bin der Erste, der dein Geheimnis erfahren hat?", fragte ich verdutzt. Xaver nickte. Mir wurde warm ums Herz. Die Tatsache, dass mir Xaver Vetrauen schenkte, machte mich mehr als glücklich.
Wir fingen an noch tiefer ins Gespräch zu kommen. Xaver erzählte mir von seiner Kindheit, seinen ersten Erfolg beim Jagen und so weiter. Bei allem hörte ich interessiert zu und ließ auch ab und zu mal einen Kommentar ab. "Weißt du, ich konnte bisher noch nie mit jemandem so unbeschwert über alles reden.", meinte Xaver schließlich. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte und sah ihn einfach nur an. Im Moment schien alles um mich herum wie still zu stehen. Es war, als wären Xaver und ich die einzigen Personen auf dieser Welt. Xaver sah mir tief in die Augen. Sein Blick wanderte immerwieder zwischen meinen Augen und meinen Lippen umher. Es war, als würde er nur auf meine Bestätigung warten. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder. Völlig benebelt von Xavers Ausstrahlung, lehnte ich mich etwas zu ihm vor. Unsere Münder waren nun nur noch wenige Milimeter von einander entfernt. Ich schloss die Augen und spürte, wie Xaver seine Lippen behutsam auf meine legte. Sofort erwiderte ich den Kuss und schnell wurde er fordernder. Xaver legte eine Hand auf meinen Hinterkopf und drückte mich näher an ihn ran. Er fing an mit seiner Zunge über meine Lippen zu lecken und ich öffnete diese. Unsere Zungen erkundeten gegenseitig den Mund des jeweils anderen. Xavers war warm und schmeckte süßlich. Ich öffnete meine Augen und sah direkt in die des Blondschopfes. Dieser Augenblick war unbeschreiblich. Ich fühlte mich wie auf Wolke sieben, als würde ich meinen Gegenüber schon mein ganzes Leben lang kennen. Als wir uns lösten, kam ich zurück in die Realität. Mein Gehirn konnte noch nicht ganz wahr haben, was gerade passiert war. Anhand von Xavers Gesichtsausdruck, konnte ich jedoch erkennen, dass auch er völlig überrascht von seiner Handlung war. "I-Ich... Es tut mir leid! Ich weiß nicht was in mich gefahren ist!", versuchte ich mich zu entschuldigen. Mein Gegenüber schüttelte leicht den Kopf und meinte: "Sch-Schon gut. Mir tut es leid! Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen. Ich kann verstehen, wenn du dich jetzt unwohl mir gegenüber fühlst."
"Was? Nein. Also..." Ich sah verlegen zu Boden. "Ich... fand das gar nicht schlimm." Um meinen Scharm zu verbergen vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Von Xavers Seite erklang ein freudiges Ausatmen und ich nahm an, dass er lächelte. "Wir sollten zurückgehen.", sagte Xaver schließlich und stand auf. Als ich zu ihm aufblickte lächelte er leicht und hielt mir seine Hand hin. Ich lächelte ebenfalls und ergriff seine Hand, um aufzustehen. Gemeinsam gingen wir dann zurück zum Rudel. Allerdings war das Verhältnis zwischen uns beiden ganz anders als noch vor wenigen Augenblicken. Viel... vertrauter und liebevoller und ich hoffte das dies auch so blieb, denn jetzt hatte ich realisiert, dass mir Xaver mehr bedeutete als ich es wirklich wahrhaben wollte.  

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