❅ Kapitel Elf ❅

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Eiskalt fegte uns der Wind um die Ohren. Ich war mir sicher, dass Harry bereits nach wenigen Metern seine Entscheidung, mich bei dem
Spaziergang zu begleiten, bereute. Trotzdem hielt er sich tapfer und stampfte ein wenig hinter mir. So weit entfernt, wie es eben ging, wenn seine große Hand meine kleine hielt.

Keyla machte das Wetter weiterhin nichts aus. Sie hüpfte durch den Schnee, sprang über wenige Baumstämme die noch nicht komplett vom Schnee bedeckt worden waren und sprintete dabei immer mal wieder an uns vorbei.

Am kleinen See angekommen, zog ich Harry weiter hinter mir her und zu einem Bergvorsprung. Dieser gab uns ein wenig Schutz vor dem Wind und auch flog uns ausnahmsweise kein eiskalter Schnee ins Gesicht, als unsere Augen sich zum ersten Mal seit zehn Minuten wieder trafen.

"Im Sommer kann man hier toll schwimmen gehen. Keyla liebt es auch sehr."

Nachdem ein kurzer Moment verstrichen war, löste Harry den Blick von mir und wandte sich dem gefrorenen See zu. Teilweise hatte sich der Schnee auch dort platziert, doch atemberaubend war vor allem das hellblaue Eis, welches leicht glitzerte.

"Einfach ein Winter-Wonderland", gab Harry von sich und ich nickte.

Während der Lockenkopf seinen Blick nicht abwenden konnte, fuhren meine Augen über sein Gesicht. So langsam sammelten sich kleine Eiskristalle in seinen langen Wimpern und immer wieder schniefte er leise. Seine Wangen und Nasenspitze waren in ein tiefes rot getaucht, was mir bewusst machte, dass wir nicht allzu lange draußen bleiben könnten. Auch wenn ich die Stille gerade sehr genoss.

"Lass uns zurück", sagte ich also, woraufhin Harry wieder zu mir sah.

Auch die grünen Augen scannten jeden Zentimeter meines Gesichts ab, dann bildete sich ein schiefes Lächeln auf seinen Lippen und er hob eine Hand.

"Darf ich?", fragte er und noch bevor ich erahnen konnte, was er tun wollte, nickte ich einfach.

Diese Zustimmung meinerseits führte dazu, dass der eingepackte, rechte Daumen meines Gegenübers über meine linke Augenbraue fuhr. Dabei legte sich seine Hand an meine Wange und für einen Moment überraschte mich die Wärme, die ich sofort spüren konnte.

"Du siehst aus wie Väterchen Frost." Seine Stimme klang belustigt und liebevoll zugleich, woraufhin ich die Augen verdrehte und meine Hand auf seine legte, die immer noch auf meiner Wange verweilte.

"Sagt der Richtige." Ich hielt seine Hand fest, dann baumelten sie zwischen uns und ich rief die Hündin ran, welche sofort aufhörte mit den Kaninchen zu spielen. "Na los, bevor dir noch die Nasenspitze abfällt."

"Das kann passieren?!"

Grinsend zog ich Harry hinter mir her, ließ seine Frage unbeantwortet und ignorierte das warme Gefühl in mir, welches seit der Berührung auf meiner Wange nun in meinen Bauch gewandert war. Es wäre zu gefährlich, mich weiter damit zu beschäftigen und bringen würde es auch nichts.

Sobald wir durch die Haustür stiefelten, kümmerte ich mich erst darum Keyla ihren Mantel abzunehmen und sie in das warme Handtuch einzuwickeln. Harry zog sich in der Zeit die schweren Jacken aus und hing sie an die freien Haken, unter die ich ebenfalls ein paar Handtücher platziert hatte um die restlichen Sachen abzulegen und Tropfen abzufangen.

"So ein warmes Handtuch wäre jetzt schon ein Geschenk", murmelte er vor sich her, sein Blick lag auf mir und so beobachtete er mich dabei, wie ich die Winterklamotten los wurde.

"Dann musst du dir nächstes mal eins daneben legen", antwortete ich einfach. "Ich mache den Kamin an und dann die Suppe warm. Wenn du möchtest könntest du gerade unter die Dusche hüpfen?"

"Nein danke, ich glaube der Kamin wärmt mich gleich schon genug. Kann ich dich unterstützen?"

Er sah mir ganz genau dabei zu, als ich den Kamin in Gang setzte und beobachtete Keyla mit einem schmunzeln, die sich sofort davor legte und die Augen schloss. Danach bereitete er den Tee vor während ich die Suppe warm machte, während wir immer mal wieder Blicke tauschten.

Auch jetzt war ich gezwungen dazu, mir nichts bei den kleinen Berührungen zu denken, die des Öfteren vorkamen. Seine Hand auf meinem Oberarm; seine Hand auf meinem unteren Rücken - einige Male, wenn er irgendwie an mir vorbei musste.

Beim ersten Mal war ich einen Schritt zurückgegangen und nur durch diese Berührung hatte er wohl verhindert, dass ihm die Tasse runterfiel, doch danach kam es eben noch häufiger vor.

Das Tablett mit Suppenschüssel und Tee gefüllt, stellten wir es neben uns ab und kuschelten uns gemeinsam unter die große Wolldecke vor den Kamin. So hing eine Stille zwischen uns, bis Harry sie mit unsicherer Stimme brach.

"Du musst mir die Frage nicht beantworten, wenn du nicht möchtest... wenn es dir zu privat ist... aber hast du schon einen Menschen außerhalb deiner Familie gehabt, mit dem ein Zusammenleben für dich möglich gewesen wäre?"

[...]

Wir haben... ein warmes Gefühl 😍🥳

Was ist euch in Geschichten eigentlich „zu schnell"? Also wann würde es euch nicht natürlich vorkommen, wenn Charaktere in Büchern sich näher kommen? Liegt es da überhaupt an der Zeit die vergeht oder an welchen Faktoren macht ihr das fest?🤔

Lots of love xx

Lost in the snowstorm ❅ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt