4(Olivia)

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Ich sah sie an, die dunklen Haare fielen in ihr Gesicht und ihre schönen, braunen Augen sahen müde aus. Gleichzeitig musste ich an Mark denken und allein der Gedanke ihm vielleicht auf dem Flur zu begegnen, verbreitete innere Anspannung bei mir. „Wieso nicht", antwortete ich und lächelte.

„Und was machst du, wenn du nicht mit diesem Griesgram zusammenarbeitest", fragte ich Emma wenig später, als wir das Haus zusammen verließen. Sie musste kicherte und ihr Lachen klang perlend und schön. Das Licht der Straßenlaternen fiel auf sie und tauchte ihr Gesicht in ein Zwielicht. „Ich versuche mich als Künstlerin durchzuschlagen und du?" „Wenn ich nicht gerade Gefallen für meine Mum erledige, doziere ich Geschichte und forsche", antwortete ich gähnend. „Dann bist du gar nicht von der Kunst Universität angergiert?", fragte sie erstaunt. „Nein, meine Mutter kennt diesen.... liebenswerten Menschen... Ist er immer so?" Sie lachte wieder, diesmal klang sie dabei aber bitterer: „Man gewöhnt sich an ihn. Aber normalerweise handeln wir im Auftrag der Uni. Tatsächlich bin ich erstaunt, dass er dich privat angeheuert hat" Ihre Stimme klang nachdenklich, dann sah ich, wie sie die Schultern zuckte und schließlich sprach sie weiter: „Wahrscheinlich ist das nur eine Flohmarkt-Errungenschaft und er hofft auf einen Schatz" Damit war für sie das Thema abgeschlossen und wir liefen einige Momente schweigend nebeneinander, bis sie auf einen Hauseingang zusteuerte. „Hier sind wir", flüsterte sie und schloss die Tür des Mehrfamilienhauses auf. Ich folgte ihr nach innen bis in den zweiten Stock. Jede Wohnung hat ihren eigenen Geruch, man bekommt ihn nicht raus, egal was man versucht, doch als ich ihre betrat, roch ich hauptsächlich Rosen.

„Da vorne ist mein Zimmer", sie deutete auf eine Tür," Die Küche ist da, das Bad dort und hier... „, sie ging in einen Raum, der wohl das Wohnzimmer war,".... ist das Sofa, auf dem du schlafen kannst. Ich hole dir gleich, alles, was du brauchst"

Kurz darauf kam sie mit einem Schlafanzug für mich, Decken und Kissen, sowie einem Laken für mein 'Bett'zurück. "Tada", sie reichte mir eine Zahnbürste,"Ich hatte tasächlich noch eine neue im Badschrank. Hast du Hunger?" „Nein, Danke", antwortete ich und gähnte.

Sonnenstrahlen weckten mich am nächsten Morgen und ich war froh, dass ich keine Verpflichtungen hatte. Mein Körper fühlte sich noch müde und taub an, doch mein Kopf dachte schon daran, woher ich das Motiv auf dem Gemälde kennen konnte. „Na du", Emma erschien im Türrahmen ihres Zimmers und lächelte mich warm an, „Hast du gut geschlafen" Ich nickte als Antwort und setzte mich auf, um ihr Platz auf ihrem Sofa zu machen. Sie ließ sich neben mich plumsen und lehnte sich gemütlich an die Lehne und in die Kissen.

„Ich mach gleich Essen", verkündigte sie unter Gähnen und lächelte mich an, „Einen Moment brauche ich noch zum Aufwachen" Sie sah süß aus in ihrem pinken Schlafanzug und den zerzausten Haaren. Man konnte sogar den Abdruck ihres Kissens noch in ihrem Gesicht erkennen.

Jetzt mit Sonnenlicht und ohne Müdigkeit nahm ich mir Zeit ihre Wohnung zu mustern und mir fiel auf, dass mehrere Rosenstöcke am Fenster standen und auch die Vase auf dem Esstisch mit Rosen gefüllt war.

„Du hast eine wirklich schöne Wohnung", erklärte ich und sah mich weiter um. „Danke", sie grinste stolz und schwang sich vom Sofa und lief zur Küche. „Spiegeleier?", rief sie aus dem Nebenraum.

Am frühen Nachmittag gingen wir zusammen zurück in die Uni, die Stunden davor hatten wir viel gelacht, über unsere Leben erzählt, wobei ich Mark ausließ, weil ich nicht an ihn denken wollte. Wir lasen beide gerne, sahen in unserer Freizeit Arte Dokumentationen und mochten Sternennächte. Mittlerweile war ich froh, dass meine Mutter mich beschwatzt hatte. Ein weiteres Wochenende auf meinem Sofa gammelnd, immer in der Angst Mark könnte aus seinem Zimmer kommen und mich so bescheuert angrinsen, wäre wirklich nicht gut gewesen. Dieser Idiot. Er hatte 5 Jahre Beziehung, die Träume auf eine Hochzeit und gemeinsame Kinder an die Wand gefahren. Er hatte mich betrogen. 2 Jahre lang. Systematisch. „Alles gut?", fragte mich Emma besorgt, „Du schaust so..." „Ich habe dir nicht erzählt, dass ich einen Mitbewohner habe", gestand ich und sie kicherte: „Du weißt ja auch noch nicht alles über mich" Ich verzog mein Gesicht. „Nah, es ist mein Ex und er will partu nicht ausziehen", ich stöhnte, „Naja, eigentlich sind es erst zwei Monate, aber er versucht es nicht mal" Sie nickte verständnisvoll.

Wir arbeiten jetzt erst Mal", schlug sie vor, die Hand schon auf der Klinke der Tür zu unserem Raum, in dem sicher schon ein grummeliger Herr Kaffino auf uns warten würde, „Und dann erzählst du mir alles in Ruhe, okay? Du kannst heute auch gerne noch mal bei mir schlafen, wenn es spät wird"

Immer duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt