26(Emma)

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Der Tisch bog sich unterSpeisen: frisches Brot und knusprige Semmeln, begleitet von einer Auswahl anhausgemachten Marmeladen und cremiger Butter. Käse und SChinken fehlten auchnicht, sowie eine Schüssel von Haferbrei. Daneben standen silberne Kännchen mitduftendem Kaffee und dampfender Tee. Der Graf beendete die Konversationund lächelte mir zu. Dann schenkte er mir eine Tasse Kaffee ein und reichte siemir mit einer freundlichen Begrüßung. Erik reichte mir eine Schale mit frischenBeeren, die in der Morgensonne glänzten. "Was steht heute an?",fragte ich und der Graf lachte über meine Ausdrucksweise. Dann fing er sichwieder und musterte mich: "In deiner Zeit gibt es den Code, das heißt, dumusst zurück und den Code zu uns bringen" "Aber wenn ich immer zu demgleichen Zeitpunkt in eurer Zeit zurückkomme", schlussfolgerte ich ausmeinen zwei Sprüngen, „Müsste der Code dann nicht schon hier sein" Der Grafmusterte mich aufmerksam und nickte langsam: „Theoretisch ja, aber soweit iches beobachtete habe, verändert sich der Zeitpunkt an den ihr hier ankommt immer,wenn das Gemälde verändert wird. Ich habe dir ja erklärt, dass Erik angekommenist. Er kam zu einen weit aus früherem Zeitpunkt hier in meine Zeit, da seinGemälde auch eine andere Version war" „Das heißt, ich bin kein drittes Mal genauin dieser Zeit", fragte ich, biss in meine Schinkensemmel und musterte ihn. Ichtraute ihm nicht ganz, ich wusste nicht wieso, aber ich hatte kein gutes Gefühlbei ihm. Er nickte nur als Antwort. „Alsowollt ihr das Gemälde noch ein Mal verändern?", fragte ich und trank einen SchluckKaffee. „Oder Ihr in der Zukunft", richtete Erik das Wort an mich, während ersich Haferbrei auf den Teller lud. Ich war also wieder genauso schlau wiezuvor, naja nicht ganz, ein klein wenig mehr wusste ich. „Wie hast dueigentlich die ganzen Möbel mitgenommen?", fragte ich Erik und er lachte. „Ichhabe das Gemälde berührt und gleichzeitig den Gegenstand, den ich hier haben wollte,festgehalten" Ich kaute bedächtig und erinnerte mich mit einem Schlag wieder andas, wonach ich fragen wollte. Wie ein Blitz durchzuckte es mich und ich rucktemeinen Kopf in die Richtung des Grafen. „Sind die wohl auf mein Fräulein",erkundigte sich dieser prompt. „EineFrage habe ich noch: Wieso musste Jonas sterben?", ich konnte nicht verhindern,dass meine Stimme belegt klang und zitterte. „Ihr denkt wir haben etwas damit zutun", der Graf sah mich bestürzt an. „Nun ja, der Zufall scheint mir sehr großzu sein", gab ich spitz von mir. „Ihr habt recht, der Zufall scheint gewaltigzu sein", wiederholte er meine Worte und fuhr sich durchs Haar, „Erik hat einenHinweis auf das Gemälde in seiner Zeit hinterlassen, bevor er endgültig hierhergekommenist. Jonas hätte ihn nicht finden sollen, sondern eine Frau!" „Damit ihr eureZauberin habt?", stellte ich fest und er nickte, „Und deshalb musste er sterben?!"„Ich habe mit ihm gesprochen, als du und Emma euch noch orientiert habt",erklärte Erik, „Ich habe ihm erklärt, dass wir nur eine von euch brauchen und wirohne ihn das Vlies suchen würden. 'Nur über meine Leiche 'hat er gesagt unddass er das Gemälde im Notfall zerstören würde. Also habe ich ihm in denGlauben gewogen, dass er bei der großen Schatzsuche mithelfen darf" „Und dannhast du ihn getötet", ich sprang so gut es in meinen Klamotten ging auf und sahin an. Erik saß sehr ruhig da, sein Blick ruhte auf mir, seine Augen warenausdruckslos. „Emma", begann er mit beschwichtigender Stimme," Die Zukunft derWelt liegt in unseren Händen. Hättest du wirklich gewollt, dass ein alter Manndas ruiniert?" Ich starrte ihn fassungslos an. „Mein Fräulein, wir haben Informationen, dasses so besser ist", meldete sich der Graf zu Wort und erhob sich. Sofort rannteein Diener herbei und rückte den Stuhl nach hinten, sodass der Graf bequem vomTisch wegtreten konnte. „Gibt mir einen Moment", meinte er und war wenig spätermit dem Buch zurück.

„Wer nicht würdig, der soll sterben, Schutz des Vlieses, soll euer Ziel werden", las er bedächtig vor und lächelte mich an. Sein Blick sagte, dass dieser alte, reiche Mann tatsächlich sich im Recht glaubte. Ich atmete tief durch. Er wirkte wie ein netter Mensch, doch je länger ich mit diesen zwei gestalten Zeit verbrachte, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass etwas Dunkles unter ihrer Haut brodelte. Fast schon wirkte es würde der äußere Schein platzen und die schwärze ihrer anderen Seite in den Raum strömen. „Ihr habt ihn umgebracht", stellte ich jetzt mit aller Klarheit fest, „Das heißt, du kannst noch in der Zeit springen?" Ich merkte, wie mein Körper zitterte ohne, dass ich es verhindern konnte. Wenn er durch die Zeit springen konnte, war Olivia nicht sicher, schoss es mir durch den Kopf. Erik schüttelte den Kopf: "Er ist genau wie du, zwei Mal hier gewesen. Er ist mit euch allen gleichzeitig angekommen und hat gewartet bis ihr alle den Raum verlassen habt. Tatsächlich wundert es mich, dass du ihn nicht bemerkt hast, aber wahrscheinlich warst du zu beschäftigt, dich vor den anderen drei zu verstecken. Er hat mich zu rede gestellt, warum ich ihn töten würde. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich es nicht, aber ich vertraute darauf, dass ich in der Zukunft einen Grund haben würde. Ich habe nicht nachgedacht und in dem Bruchteil einer Sekunde, ein Messer gegriffen, dass auf dem Tisch lag und habe ihn erstochen. Er rannte zum Gemälde, so gut es ging und berührte es. Tatsächlich war ich verwundert, dass er wieder durch die Zeit zurückgeschleudert wurde. Aber wahrscheinlich hat er in eurer Zeit noch einige Minuten gelebt" Genügend Zeit also, um das Bild zu verstecken, aber dennoch hatte er nicht den Krankenwagen oder Hilfe geholt. Also war er in der Nacht, in der er getötet worden war, noch einmal eine Reise in die Vergangenheit angetreten und hatte sich nach dem Angriff mit einer Berührung des Gemäldes in unsere Zeit zurückbewegt. Ich realisierte, dass er wahrscheinlich durch unsere letzte Unterhaltung an das versteck gedacht hatte und es irgendwie geschafft hatte, das Gemälde dort zu verstecken. Vielleicht aber auch, hatte er es vor seinem Sprung schon unter die Magazine gelegt und nur mit seiner Hand unter die Zeitschriften und auf das Vlies gegriffen. Dann als er verletzt, zurückkam, hatte er nur die Diele darüber geschoben, wahrscheinlich darauf bedacht keine Spur für die Polizei zu hinterlassen und war gestorben. „Mir ist das bei meinem Sprung hier her nicht aufgefallen", gab ich zu. Zwei Mal ich und zwei Mal Jonas in einem Raum, dazu Olivia. „Ich war darauf vorbereitet, es ging sehr schnell", Erik fixierte mich mit seinem Blick. Ein Schauer lief über meinen Rücken. „Du bist ein eiskalter Mörder", brach es aus mir heraus, „Du bist ein Monster!" Der Graf lachte und verließ den Raum: „Wir sehen uns später"

Hätte man mir vor einer Woche all das erzählt, ich hätte persönlich ineinem Krankenhaus angerufen, um der Person Hilfe zu besorgen. Vielleicht hätteich auch nach einer versteckten Kamera gesucht. Jetzt stand ich aber in einemprächtigen Raum im 18ten Jahrhundert mit dem Mörder meines Vorgesetzten. Ichsah zu Erik, der mich beobachtete.

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