Ich besaß einen Schlüssel, Jonas hatte ihn mir vor Jahren gegeben, denn in seinen Augen war es unnötig gewesen mich jedes Mal zu beaufsichtigen. "Du studierst hier ja, Mädel", hatte ergebrummt und ihn mir gereicht, "Wenn was weg ist, finde ich dich schon"
Dennoch war er oft da gewesen, hatte Kaffee getrunken und seine Kommentare gemacht. Wir waren nie Freunde gewesen und dennoch... Tränen stiegen in meine Augen.Ob ich enttäuscht war, dass Olivia mich nicht begleiten würde, wusste ich nicht. Ich war hin und her gerissen, doch der lautere Teil in mir, war erleichtert. Ich brauchte etwas Abstand. Auch zu ihr, sie lenkte mich ab und ich verstand nicht, was ich ihr gegenüber fühlte oder fühlen sollte. Ich kannte sie kaum und schon war sie nicht zahlender Untermieter in meinem Kopf geworden. Ich wusste nicht Mal, ob wir kompatibel waren oder was der Kuss bedeutete. Vielleicht küsste sie gerne. Vielleicht. Ich hatte gestern nicht wiederstehen können. Und jetzt wusste ich nicht, ob es ein Fehler war. Wir hatten nicht darüber geredet, sie hatte es nicht zu einem Thema gemacht und ich hatte auch nicht damit anfangen wollen.
Da war sie wieder. Meine vermeidende Haltung wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen ging.
Vielleicht hätte ich deshalb irgendwo in mir Sympathien für einen Charakter wie Jonas gehegt.
Mein Kopf drehte sich immer noch und Wut kroch in mir hoch.
Natürlich wusste ich nicht, was Jonas in seinem Leben veranstaltet hatte und wer einen Grund gehabt hätte ihn zu töten. Doch in meiner Welt gab es keinen Grund so etwas zu tun. Nichts rechtfertigte für mich Mord.Als ich die Universität mit meinem Rucksack auf den Schultern erreichte, waren alle Lichter schon erloschen.
Ich begrüßte den Wachmann mit einem breiten Lächeln und erklärte ihm, ich ich hätte etwas vergessen. Dann stieg ich die Treppen hinauf zu dem Raum, der einmal Jonas gehört hatte. Fast aus Reflex hätte ich angeklopft, stattdessen riss ich mich zusammen und holte den Schlüssel aus meiner Tasche.
Die Tür öffnete sich mit einen leisen Quietschen und ich betrat das Zimmer, das mir so bekannt und doch fern war.
Ich war froh, dass der Raum schon frei gegeben war, ich hatte nicht daran gedacht, was ich getan hätte, falls das nicht der Fall gewesen wäre.Meine Schritte halten wieder, als ich mich durch das Zimmer bewegte und mit meiner Taschenlampe alles absuchte. Meinen Rucksack hatte ich gleich zu Beginn neben der Tür auf den Boden gelegt, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Ich hoffte inständig, dass man mich von der Straße nicht bemerken würde, denn Olivia's Angst schien mir nicht abwegig.
Es konnte kein Zufall sein, dass er so kurz nach unserer Entdeckung hatte sterben müssen. Dennoch hatte ich eine Hoffnung. Tief aus meinem Gedächtnis hatte sich eine Erinnerung ihren Weg an die Oberfläche gebahnt und sie ließ mich nicht los.
Kurz nach meinem Abschluss, als ich Jonas fast täglich zur Hand ging, kam ich an einem Tag zu früh und ich erwischte ihn dabei, wie er eine Diele im Boden zurück an ihrem Platz schob. Er hatte mein Betreten damals bemerkt und war herum gewirbelt. Seine Augen hatte mich fixiert und tatsächlich hatte ich in diesem Moment Angst gehabt.
"Behält das lieber für dich", wies er mich an, dann hatte er gelächelt, " Es ist nichts schlimmes, aber meine Frau würde mir den Kopf umdrehen, wenn sie meine Magazine entdecken würde" Ich hatte ihn damals nicht wirklich Glauben geschenkt und dennoch hatte ich auch nicht überprüft was in dieser Diele war. Vor allem, weil ich dachte, was auch immer es war, er hätte es weggebracht, wenn es keine Magazine gewesen wären.
Es war so lange her, dass mich nicht mehr genau erinnern konnte, welche der Dielen zu bewegen war. Darüber hinaus könnte ich auch nicht sagen, ob dieser Defekt nicht im Laufe der Jahre repariert worden war. Doch der Funken Hoffnung in mir trieb mich an und ließ meine Finger über den Holzfußboden fliegen. Immer wieder drückte, rückte und versuchte ich an Dielen zu heben. Ohne Erfolg. Entmutigt ließ ich mich auf den Boden nieder, winkelte meine Beine an und stütze meinen Kopf in die Hände. Es wäre zu schön gewesen um wahr zu sein. Ja,ich hatte gehofft, das Bild wäre hier. Was ich damit getan hätte, wusste ich noch nicht genau. In der Nacht ohne Schlaf hatte sich ein irrer Gedanke in meinem Kopf gebildet. Anfangs war er noch schwammig, ein Monster aus Nebel, doch mit jeder Minute, die ich neben der schliesslich schlafenden Olivia verbracht hatte, hatte sich seine Form mehr und mehr kristallisiert.
Was geschehen war, war geschehen, oder? Doch wenn man an die magische Kraft des Bildes dachte, an seine Fähigkeit uns durch Raum und Zeit zu bewegen.... Wenn all das möglich wäre, und das war es ja zumindest schon einmal, gab es eine Möglichkeit Jonas noch Mal zu begegnen. Nicht hier und heute, wo er ein toter Mann war, sondern damals im 18ten Jahrhundert, als er uns noch quicklebendig durch eine uns völlig neue Welt geführt hatte?
Mit dem Gemälde würde es zumindest die Möglichkeit geben, auch wenn ich noch nicht verstanden hatte, wie das Gemälde funktionierte. Wenn es das ein zweites Mal tat.
Ich starrte eine Weile noch in die Dunkelheit, Bis mir schließlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn.
Wenig später kniete ich in der Abstellkammer neben Jonas's Raum und tastete, meiner inneren Eingebung folgend, den Boden ab.
Beinahe hätte ich es übersehen, doch eine Diele bewegte sich ein paar Zentimeter. Ich sprang auf, holte aus meinem Rucksack das vorbereitete Buttermesser und hebelte das Holz an dieser Stelle hoch. Ein Loch öffnete sich im Boden.
Vor Aufregung schlug mein Herz immer schneller, als ich meine Taschenlampe in die Dunkelheit richtete. Doch der Lichtstrahl traf nicht auf das erstehnte Gemälde, sondern einen Stapel Playboy-Magazine. Ein undefinierbarer Laut der Wut entfuhr meinem Mund und ich ließ mich frustriert auf meinen Po fallen. Verdammt.
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Immer du
Romance(gril xgirl) Danke an die Liebe @Leylaacll für das wirklich schöne Cover! Sind wir einfach ein gutes Team? Oder einfach eine Schicksalsgemeinschaft? Oder ist da mehr? Ich weiß es nicht, aber ich weiss, dass deine Nähe meine Haut zum Kribbeln bringt...