20(Emma)

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Ich konnte nicht schlafen. Unruhig wälzte ich mich von einer auf die andere Seite und starrte in die Dunkelheit.
Ich konnte immer noch nicht begreifen, was geschehen war und die Tatsache, dass ich direkt erwartet wurde war unheimlich. Angst saß in meiner Brust und nagte ein gewaltiges Loch in mich.
Wie ein Gift breitete sie sich in mir aus, strömte in jeden Winkel meines Körpers und erfüllt mich. Ich war wie gelähmt, konnte weder mich bewegen, noch einen klaren Gedanken fassen. Mein Kopf fühlte sich schwer an und mein Gehirn hatte sich in Matsche verwandelt.
Erik...
Ich verstand immer noch nicht, wieso er uns nicht bei unseren ersten Sprung aufgeklärt hatte. Warum hatte er getan, als wäre er ein unwissender Künstler?
Warum hatte er mich erwartet?  Woher hatte er meinen Schlafanzug?
Ich wünschte Olivia wäre hier. Jede Faser meines Körpers vermisste sie. Jeder Zentimeter von mir sehnte sich nach ihren Berührungen und Küssen.
Ich wollte, dass sie mich vergessen ließ, dass sie mich hielt und alles wieder gut sein würde.
Doch sie war Jahrhunderte entfernt.

Der nächste Morgen war schwierig und einzig die Hoffnung mehr zu erfahren, wenn ich Jonas sehen würde, gab mir die Kraft aufzustehen.
Ich klopfte an dem Bücherschrank und betrat schließlich den Raum, der sich dahinter befand. Es handelte sich um ein Wohnzimmer in dem Erik bereits Frühstück vorbereitet hatte.
"Guten Morgen Emma", begrüßte er mich fröhlich, als wäre nicht alles verrückt,"Wir brauchen eine Stärkung, wir haben heute viel vor"
"Was haben wir denn vor?', erkundigte ich mich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme von Misstrauen triefte.
"Du kannst die Krallen wieder einfahren", antwortete er keck.
In seinem modernen Schlafanzug und ohne seine Perücke wirkte er unglaublich jung.
Er mapfte ein Rührei und aß dazu Brot, beides hatte er zuvor auch auf meinen Teller gegeben. Seine Augen blitzten vor Verfügung und er grinste mich schief an:" Ich habe dich mir ganz anders vorgestellt"
"Bitte was?", ich verschluckte mich an meiner Semmel und er reichte mir eine Tasse Kaffee zum runterspülen. Er  schmeckte schrecklich und ich musste nur noch mehr husten.
"Die anderen haben mir so viel erzählt", er lachte, wohl ein wenig gesprächiger als am Tag davor. "Kannst du bitte Klartext reden", schnautzte ich ihn an. Eigentlich war das nicht meine Art, aber die ganze Situation sägte schon seit gestern an meinen Nerven.
"Du wirst es später sehen", er schien sichtlich Spaß an meiner Unwissenheit zu haben,"Wir warten erst Mal auf deinen...Jonas"

Später im Atelier wechselten wir kaum ein Wort. Er arbeitete an dem Gemälde und begann es Stück für Stück zu übermalen, während ich aus dem Fenster späte.
Ich beobachte die Straße und ihre Passanten. Innere Aufregung hatte mich ergriffen und ich freute mich tatsächlich Jonas zu sehen. Ich weiss nicht ob das jemals der Fall zuvor gewesen war.
Dann klopfte erls endlich an der Tür. Ich rannte auf sie zu und öffnete, noch bevor Erik etwas sagen konnte.
"Hallo Emma", begrüßte mich Jonas und trat an mir vorbei in den Raum.
"Du hast mich erwartet?", fragte ich verwundert.
"Ja, deshalb habe ich deinem anderen Ich ja auch gesagt, dass ich 30min alleine möchte", er grinste mich an, "Also kommen wir zurück in die Zukunft und du kommst sogar wieder hier her"
"Woher...", begann ich, doch er unterbrach mich genervt.
"Ich habe dich gestern im Schatten der Tür warten sehen", er kicherte,"kein gutes Versteck" Ich musterte ihn und wunderte mich wie unbeschwert er war.
Trauer ergriff mich, denn mir war klar, dass dieser Jonas bald in seiner Zeit sterben würde.
"Was ist los?", erkundigte er sich und nickte den Künstler hinter mir zu.
"Du bist in meiner Zeit tot", brach es aus mir raus. Er zog die Augenbraun zusammen und sah wieder zu Erik.
"Es tut mir Leid, Jonas", gab dieser von sich. " Wirklich? Wieso hast du mir das nicht gestern gesagt?", polterte er los und rannte auf den Künstler zu. Er griff ihn an den Schultern und packte ihn. "Du hast gesagt, wir haben Zeit!", Verzweiflung war in seiner Stimme.
"Wir schon. Du nicht. Ich habe von den Mädels und mir gesprochen", antwortete Erik schneidend.  " Was?", schrie Erik. 
Dumpf erinnerte ich mich, dass bei unseren ersten Besuch Jonas und der Künstler sich ausgetauscht hatten, doch Olivia und ich waren damals zu sehr mit uns und der Tatsache, dass wir durch die Zeit gefallen sind beschäftigt gewesen.
"Kannst du bitte gehen", sagte ich zu Erik und zog Jonas weg von ihm,"Wir müssen reden"
Als wir endlich alleine waren, sah ich ihn tief in die Augen und fragte sehr ruhig: "Wo sind wir rein geraten und wer ist dieser Mann?"
Kraftlos setzte Jonas sich auf den Boden und gebot mir es ihm gleich zu tun.
"Du darfst ihm nicht trauen", flüsterte er und beugte sich an mein Ohr,"Die wollen das goldene Vlies"
"Das was auf dem Bild gemalt ist?", fragte ich verwirrt.
"Genau", bestätigte er es,"Wenn dir aufgefallen ist, dieses Bild in der Vergangenheit hat etwas nicht, was mein Bild hat"
"Die Buchstaben und Zahlen"
"Ja, die Zeichen, Zahlen und Buchstaben", wiederholte er, was ich gesagt hatte.
"Jemand wird versuchen, dein Gemälde zu stehlen", wisperte ich in sein Ohr, "Du wirst erstochen werden"
Ich schnappte nach Luft und im selben Moment tat es mir Leid, ihm diese Wahrheit so schonungslos mitgeteilt zu haben. "Wie bist du dann hier her gekommen?", seine Stimme bebte und sein Gesicht war kalk weiss.
"Du hast es in den Geheimversteck deiner Magazine rechzeitig gelegt"
Er lachte traurig: "Das Olle Ding "
"Waren da wirklich immer nur deine Magazine?", Neugierde hatte mich gepackt.
"Du hast nie nachgesehen?", Unglaubigkeit lag in seiner Stimme.
Ich schüttelte den Kopf.
"Meine liebe Beate hätte einen Herzinfarkt bekommen und mich in Weihwasser gebadet", erklärte er mir entschuldgend und bestätigte damit, dass das Versteck immer nur seinen Magazinen gewidmet war.

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