14 (Emma)

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Es war schon dunkel und kalt, als wir endlich die Universität verließen. Das klamme Gefühl in meiner Brust war noch nicht gewichen und in meinem Kopf jagten die Gedanken. Ich sah Oliva an, die gedankenlos in die Dunkelheit starrte. "Was denkst du?", erkundigte ich mich und sah sie besorgt an. "Ich weiss nicht... So viel auf einmal" "Ich auch", gab ich zu. "Irgendwo habe ich gehofft, dass er uns mitnimmt", murmelte sie dann,"Jetzt, da ich mich überwunden habe" Ich verstand es. In meiner Brust schlugen zwei Herzen, das eine wollte noch einmal erleben, was wir erlebt hatten, das andere war heil froh, dass wir es lebendig rausgeschafft hatten.
"Ich komme wieder mit zu dir, oder", fragte sie plötzlich leise.
Ich musste lachen, aus irgendeinem Grund war ich automatisch davon ausgegangen, dass sie das täte.
Wir betraten meine Wohnung und sie bot an diesmal für mich zu kochen. Also legte ich mich aufs Sofa und starrte an die Decke. Eigentlich sollte ich mir Gedanken über meine Gemälde machen. Ich hatte 4 Tage nicht mehr richtig gemalt. Aber mein Kopf war leer und da, wo normalerweise sich neue Ideen abzeichneten und Motive ihre Kreise drehten, war nur ein lauter Sturm aus Emotionen. Es war nicht nur das mit Jonas. Es war mehr. Es war dieser Moment, in dem ich Olivia fast geküsst hatte, die Nacht in dem Bett der Caritas.
Wir waren uns näher gewesen als hier. Zumindest fühlte es sich so an.
Ich reckte den Kopf um von meinem Platz aus die Küche zu sehen. Ich konnte ihre blonden Haare erspähen, die Bewegungen ausmachen die sie tat, ein leises Summen hören.
Ich musste grinsen und ohne, dass ich es verhindern konnte fluteten Gedanken meinen Kopf. Warme Bilder von uns und einer unbestimmten Zukunft. Oh Gott. Mein Kopf. Ich zog mein Handy aus der Tasche um mich abzulenken, öffnete Instagram und scrollte durch die Beiträge, ohne die Bilder wahrzunehmen. Ich war komisch, mir hatte der Ritt in die Vergangenheit nicht gut getan.
"Essen ist fertig", Olivia stand plötzlich neben mir und lächelte mich an.

Wir aßen schweigend und ichhing meinen Gedanken nach. "Ist alles in Ordnung", Olivia sah mich besorgt an.
Ich nickte und machte dann ein Kompliment zu ihrem Essen.
Wir saßen an dem Abend nur auf dem Sofa und sahen uns irgendwas im Fernsehen an, doch meine Aufmerksamkeit war wo anders.
Ich hatte meinen Kopf auf ihren schoss gelegt und ihre Hände fuhren durch meine Haare.
Ich genoss ihre Nähe und Berührung,eine Augen waren geschlossen und längst war ich nicht mehr beim Film.
Plötzlich klingelte ihr Handy, auf dem Display erschien ein Name und sie runzelte die Stirn.
"Mama?", sie klang besorgt, als sie das Telefonat annahm, " Ist bei euch alles in Ordnung?"
Ich beobachtete sie von unten so gut es ging, sah wie sich ihr Gesichtzug verhärtete und ihre Augen sich kurze Zeit weiteteten. Ich konnte nicht hören, was ihre Mutter sagte, nur ein leises, aber hecktisches Murmeln war zu hören und Olivia's "Hmmm"s und "Ja"s.
Einige Momente später legte sie auf uns starrte ins nichts. Ich richte mich auf, schaltete den Fernsehr aus und nahm sie in den Arm. Ich wusste nicht was los war, aber sobald ich sie hielt, fing sie an zu weinen. "So schrecklich" , flüsterte sie kaum hörbar, worauf hin ich sie noch fester hielt. Nach einiger Zeit richtete sie sich auf und sah mich an. Ihre Augen waren gerötet und ihre Backen nass. "Ich kannte ihn kaum...",ihre Stimme zitterte,"
..und ich fand ihn auch anstrengend. Aber jetzt ist er to....tot"
"Wer ist tot?", meine Stimme klang auch belegt und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, während mich eine schlechte Vorahnung ergriff.
"Herr Kaffeino"
Und dann gab sie wieder was sie gehört hatte, dass er nicht zum Abendessen bei ihren Eltern erschienen war und auf Anrufe nicht reagiert hatte. Dann wären ihre Eltern zu ihm nach Hause gefahren, niemand war dort gewesen und schließlich hatten sie bei der Universität vorbei geschaut. Da war er gelegen. Sein lebloser Körper befand sich auf dem Boden in der Mitte des Raumes in dem er immer arbeite. Der Ort an dem wir noch einige Stunden zuvor mit ihm gearbeitet hatten. Seine Augen waren weit gewesen, starrten voller Angst ins nichts, in seiner Brust steckte ein altertümlichen Messer.
Das war alles was sie wusste, das und die Tatsache, dass ihre Eltern bald hier sein würden.
"Ich schicke meinen Vater deine Adresse", ihr ganzer Körper zitterte noch und ich nahm ihr schließlich diese Arbeit ab, nachdem sie sich zum wiederholten Male vertippt hatte.
"Ich hätte nie, dass ich sowas miterleben muss", flüsterte sie immer wieder und vergrub ihren Kopf an meiner Schulter. Ich hielt sie fest und mich an ihr. Ich hatte die Situation nicht verstanden, mein Kopf wollte nicht begreifen was so eben passiert war.
Tot. Der Mann mit dem ich jahrelang gearbeitet hatte. Ich wollte es nicht glauben. Ich konnte es nicht. Mein Kopf rummorte und sagte mir immer und immer wieder, dass das nicht stimmen könnte. Ein Irrtum musste vorliegen.

In dieser Nacht schliefen wir nicht. Man befragte uns, schließlich waren wir zuletzt mit ihm gewesen. Und als wir schließlich Zuhause waren, konnte ich mich einfach nicht hinlegen. Ich rannte auf und ab, raufte meine Haare und zwickte mich selbst. Doch ich wachte nicht auf. Olivia war bei mir geblieben. Für mich und für sie. Es war bereits 4 Uhr morgens als ein Gedanke durch meinen Kopf zuckte. "Was ist mit dem Gemälde?", meine Stimme überschlug sich,"Ist es gestohlen?"

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