18 (Emma)

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Natürlich gab es auch noch die Möglichkeit, dass sich unter den Magzinen etwas lag. Ekel packte mich und ich verzog das Gesicht. Ich wollte nicht wissen, wer dieses Papier mit was für Fingern berührt hatte. Nach kurzem Überlegen kramte ich erneut in meinem Rucksack und zauberte zwei Kugelschreiber hervor. Nach einigen Versuchen und mit etwas Geschick gelang es mir die Zeitschriften mit Hilfe der Stifte, die ich wie Essstäbchen hielt, hochzuheben.
Einige Male entglitten sie mir, doch schließlich war das, was sich darunter befand freigelegt.
Für einen Moment könnte ich meinen Augen nicht trauen, da war es, genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Unscheinbar glitzerte das gemalte goldene Vlies im Schein meiner Taschenlampe.
Ich streckte meine Hände aus, bedacht nichts außer den Rahmen zu berühren.
Ich grinste siegessicher und fühlte mich für einen Moment, als würde mir die ganze Welt zu Füssen liegen.
Nun wurde der zweite Teil meines Planes folgen. Ich zog das im 18ten Jahrhundert erlangte Kleidungsset aus meinem Rucksack, schloss die Tür zum anschließenden Raum.

Ich hatte gewusst, was mich erwarten würde und dennoch war ich erschrocken als ich wenig später in dem bekannten Atelier im 18ten Jahrhundert stand.
Noch mehr war ich darüber geschockt mich selbst zu sehen, die im selben Moment neben mir erschien.
Flucht, war der einzige Gedanke, den ich fassen konnte und noch bevor mein altes Ich mich sehen konnte, war ich aus den Raum gerannt.
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich nicht an eine Rückkehr in die Vergangenheit geglaubt hatte und deshalb mein Plan genau hier endete.
Und dennoch musste ich weiter machen.
Planlos und ohne Ziel, aber mit der Hoffnung zu verstehen, was los war, stand ich in dem Treppenhaus, dass ich schon einmal gesehen hatte.
Ich sammelte mich, versuchte meinen Atem und mein Herzschlag zu beruhigen.
Schritt eins wäre es mit dem Künstler zu reden. Was danach folgen würde, wusste ich nicht.
Plötzlich hörte ich wie Stimmen sich der Tür, die ich so eben hinter mir geschlossen hatte näherten. Hecktisch sah ich mich um. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als mich im Schatten der sich nach aussen öffnenden Tür zu verstecken. Als diese aufschwang, drückte ich mich an die Wand und hielt den Atem an. Ich hörte mich selbst und Olivia. Mein ganzer Körper stand unter Strom und innerlich wappnete ich mich darauf entdeckt zu werden.
Was würde ich tun, wenn mein anderes Ich mich sehen würde? Oder würde ich mich nicht sehen, weil ich mich beim ersten Mal schon nicht gesehen hatte.
Ich kniff die Augen zusammen und sendete innerlich Gebete an einen Gott, an den ich nicht glaubte.
Schritte waren auf der Treppe zu vernehmen, dann öffnete sich unten die Tür.
Ich war wohl nicht entdeckt worden.
Dennoch wartete ich noch einen Augenblick, dann erst klopfte ich an der Tür zum Atelier.
"Werte Dame, habe ich Euch nicht schon erklärt, dass Ihr gehen sollt", mit diesen Worten öffnete der Künstler. Seine Augen blitzten mich feurig an und in seinem Blick lag kein Funken Freundlichkeit.
Argwohn hatte seine Gesichtszüge ergriffen und er spähte über meine Schulter ins Treppenhaus.
"Wo ist Euer werter Vater?"
"Geehrter Herr, darf ich eintreten, es geht um Belange, die ich nicht hier besprechen möchte", gab ich als Antwort, wobei ich in meinen Gehirnwindungen nach den für diese Zeit typischen Formulierungen kramte, die ich aus Film und Fernsehen kannte.
Er nickte knapp und trat zur Seite.

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