8 (Olivia)

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Mark und ich hatten schon länger keine gute Zeit mehr gehabt. Nur ihm die Schuld zu geben, war vielleicht einfach, aber nicht aufrichtig. Damit entschuldige ich nicht, was er getan hatte. Keines Falls. Doch hier, so weit weg von zuhause an einem anderen Ort in einer anderen Zeit, wurde mir schmerzlich bewusst, dass nicht er uns kaputt gemacht hatte. Ich spürte Emma, ihre Arme, ihren Körper, der sich an mich presste und ihr Gesicht in meinen Haaren. Ich fühlte ihren Atem, das rhythmische Ein und Aus, das Heben und Senken ihres Körpers. Ich war ihr nah, so nah wie keinen Menschen mehr seit sehr vielen Monaten.

Mark und ich hatten zusammengelebt, wir hatten ein paar Mal in der Woche gemeinsam gegessen und uns ein paar andere Male gestritten. Wir hatten Sex, um es hier auf den Punkt zu bringen, mechanischen und unromantische. An manchen Tagen hatte sich sogar Spülmaschine einräumen sexier angefühlt. Und ja, wir hätten es retten können. Ich hätte mehr tun können und er auch, aber vielleicht war uns beiden klar, dass wir nie ein paar für immer sein würden. Wir waren beide erst 20 gewesen, gerade aus der Schule, frisch in der Uni mit großen Hoffnungen und komischen Ideen. Doch mit der Zeit hatten wir uns verändert, nur in zwei komplett andere Richtungen.

Und mit 23 verließen wir die Uni, gingen unseren Jobs nach und behandelten unsere Beziehung wie ein totes Kaninchen, dass noch nicht genug stank, als dass man es beerdigen musste. Also warteten wir ein Jahr und dann noch ein Jahr, gingen uns manchmal Tage aus dem weg, aber fanden nie den Mut es zu beenden. Wir waren so ein großer Teil unseres Lebens und doch war es eine Hülle. Und dann hatte er mich betrogen und es weinen gebeichtet. Ende. Theoretisch, ausgezogen war er ja immer noch nicht.

Was nicht heißt, dass ich nicht um ihn trauerte. Ich tat es. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger. Manchmal trauerte ich wütend und manchmal traurig, sehr oft frustriert.

Ich spürte, wie Emma sich hinter mir bewegte und sich ein bisschen mehr an mich schmiegte. Ich genoss es, auch wenn ich sie nicht kannte. Ja, ich wunderte mich über mich selbst.

Am nächsten Morgen war das Bett leer und als ich mich verwirrt umsah, merkte ich, das auch Kaffeino nicht mehr schlief. Ich fand die beiden an den Tisch unten. Der Raum wirkte weniger beängstigend im Tageslicht und der Geistliche einladender. Neben dem Essen lagen auch Kleidungsstücke auf dem Tisch. „Nun euer Vater hat mir erklärt, dass Ihr uns eine großzügige Spende zukommen lasst, wenn ich Euch aus dieser misslichen Lage mit diesen nicht standesgemäßen Klamotten helfe", erklärte mir der Priester als Antwort auf meinen verwirrten Blick. Die Stoffe waren von hoher Qualität, und die Details der Gewänder beeindruckten mich. Jonas erhielt ein Ensemble aus einer eleganten Weste, einem Umhang und einem Dreispitz, während ich ein langes Kleid aus edlem Stoff und einen passenden Hut erhielt. Emma bekam ein bodenlanges Kleid mit zarten Stickereien.

Während ich die Kleidung in den Händen hielt und die feinen Details betrachtete, wurde mir allmählich bewusst, dass wir uns im 18. Jahrhundert befanden. Die Schnitte und die Art der Verarbeitung waren typisch für diese Epoche. Als Historikerin konnte ich nicht anders, als die Bedeutung dieser Entdeckung zu erkennen.

Ich zog das Kleid an und setzte den Hut auf, wobei ich mich bemühte, die Rolle einer Dame aus dem 18. Jahrhundert anzunehmen. Jonas und Emma trugen ihre Kleidung ebenfalls, und wir sahen uns gegenseitig an, als würden wir in einem Geschichtsbuch zum Leben erweckt.

Nachdem wir uns angezogen hatten, versammelten wir uns im Raum, und ich begann, meinen beiden Gefährten das Wichtigste über das München des 18. Jahrhunderts zu erklären. "In dieser Zeit regiert Herzog Maximilian III. Joseph von Bayern," begann ich langsam und so leise, dass uns hoffentlich niemand hören konnte, "Die Stadt München erlebte eine Phase des Wachstums und des kulturellen Aufschwungs. Doch es gab auch Herausforderungen, wie häufige Krankheitsausbrüche, insbesondere Pocken, und politische Unruhen in Europa." Ich atmete tief ein und aus und kramte in meinem Kopf nach mehr Details und Resten von Dingen, die irgendwann einmal hängen geblieben waren. Emma lächelte mich aufmunternd an. "Die Menschen lebten in einer Zeit, in der die politische Landschaft im ständigen Wandel war. Bayern war in verschiedene Kriege verwickelt, darunter der Österreichische Erbfolgekrieg. Die Aufklärung hatte begonnen, die Gesellschaft zu beeinflussen, und es gab zahlreiche kulturelle Entwicklungen, darunter Musik und Kunst. Natürlich hängt das alles auch davon ab, wann im 18ten Jahrhundert wir gelandet sind." Jonas und Emma hörten aufmerksam zu, während ich ihnen diese Informationen gab. Wir hatten keine Ahnung, wie wir in diese Zeit gelangt waren, aber es war wichtig, unser Wissen über das 18. Jahrhundert zu nutzen, um unsere Chancen zu erhöhen, in dieser fremden Zeit zu überleben.

„Wir werden zurück zu dem Künstler müssen", begann Herr Kaffeino, als ich meinen Vortrag beendete, "Lasst mich das allein regeln, ich werde euch holen, wenn ich mit ihm geredet habe. Und ihr ruht euch aus"

„Nein", erwiderte Emma schneidend und in ihrem Blick lag Kälte, „ Wir sind eine Gruppe, wir bleiben zusammen" „Ich möchte nicht, dass ihr es wieder misslingen lasst, wie letztes Mal" „Wir können schweigen, aber wir kommen mit", entgegnete Emma bestimmt.

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