16 (Olivia)

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Als ich aufwachte war bereits Mittag und Emma lag noch seelenruhig neben mir. Ein Lächeln war auf ihren Lippen und die dunklen Haare umspielten ihr schönes Gesicht.
Für einem Moment gab ich mich dem Bild hin und sah ihr dabei zu, wie sich ihr Brustkorb sanft vom Atem hebte und senkte. Ich war keinen Deut besser als der Creep aus Twilight. Ich grummelte leicht über diese Selbsterkenntnis und verließ leise den Raum.
Mein Vater hatte mir bereits geschrieben, also rief ich ihn an.
"Alles okay bei dir?", er nahm bereits nach dem ersten Klingeln ab.
"Wir sind spät ins Bett", erklärte ich und hörte nur ein verstehendes Brummen seitens meines Vaters. Im Hintergrund schien meine Mutter etwas zu fragen, worauf hin er wohl an sie gewandt sagte: "Ihr geht's gut.... Ja ja... Wie ich gesagt habe" "Papa", fragte ich nach einer Weile,"Weißt du ob ein Gemälde gefunden wurde?" "Ich gehöre nicht zu der Gruppe, die mit dem Fall betraut ist", antwortete er prompt,"War das das Gemälde an dem ihr gearbeitet habt?" Ich stimmte zu und er fuhr fort: "Und du denkst es war wertvoll? War es Eigentum der Universität?" Ich bejahte die erste Frage und verneinte die zweite. "Ich werde Mal sehen was ich tun kann", versprach er mir.
Anschließend erledigte ich Dinge für meine Arbeit, sah mir Videos auf YouTube an und schließlich begann ich Essen zu zubereiten.
Irgendwann später hörte ich leise Schritte hinter mir und ohne mich umzudrehen, erklärte ich fast schon feierlich: "Es war nicht viel im Kühlschrank, aber für Carbonara hat es gereicht. Wir sollten Einkaufen gehen"
Das Essen, der Einkauf, das Einräumen unserer Lebensmittel... wir erledigten alles wie ein Paar, aber ohne darüber zu reden, was passiert war. Wir schwiegen. Sie und ich. Beide. Aber auf eine eher angenehme Art und Weise mit kleinen Zwinkerern und Lächeln zwischendurch.
Schließlich erklang mein Telefon erneut mit der Nachricht meines Vaters, dass kein Gemälde gefunden wurde, er aber den zuständigen Beamten darüber informiert hätte. Emma, die die Konversation auf Lautsprecher gelauscht hatte, legte ihre Stirn in Falten und sah mich prüfend an:"Wie viel Angst hast du?" Ich schluckte. Gerade eben hatte ich mich noch wohlig war und positiv gehört, gestärkt von der Stimme meiner Eltern, doch jetzt rannten mir Schauer über den Rücken. "Was hast du vor?", meine Stimme klang krächzend, als ich fragte, obwohl die Antwort schon zwiscjen uns zu hängen schien. "Ich werde in die Universität gehen und nach dem Bild suchen", stellte sie ernst fest und fixierte mich mit ihren dunklen Augen, "Du kannst mitkommen oder hier bleiben" Ich sah in ihr Gesicht und wusste, dass ich nicht mit ihr zuagumentieren brauchte. Ihre Miene war eisern und verschlossen und das erste Mal fragte ich mich, wieso sie so ein Draufgänger war. Warum hatte sie keine Angst? Warum hatte sie aber auch andscheinden niemanden über die Geschehnisse der letzten Tage unterrichtet? Ich hatte sie nicht telefonieren hören, noch jemand schreiben sehen. Aber was wusste ich schon.
"Wann willst du gehen?", fragte ich und meine Stimme bebte.
"Jetzt", sie klang bestimmt,"Ich habe die leise Hoffnung, dass es noch da ist"
"Denkst du nicht, dass die Polizisten es gefunden hätten?", ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme spöttisch klang und wollte mir im selben Moment auf die Zunge beißen.
"Du darfst gerne hier bleiben", sie lächelte kurz und ich konnte nicht sagen, ob das Grinsen auf ihren Lippen echt war oder eine Täuschung.
"Wie willst du in die Uni kommen. Müsste die nicht längst zu sein und der Raum gesperrt?", gab ich weiter zu bedenken und wippte ungeduldig mit dem Fuss. Wir saßen beide auf ihrem Sofa, einander zugerichtet, die Beine auf dem Polster. Ihre Hand hob sich und sie strich mir eine Strähne aus dem Haar. Wieder. Ich konnte nicht verhindern, dass warme Schauer meinen Rücken hinab tanzten. Wieder.
"Olivia", ihre Stimme klang sehr warm," Du hast morgen Arbeit... Bleib doch hier"
"Du nicht?!" "Nein, die Uni hat mich für eine Woche beurlaubt. Ich bin dankbar... Vielleicht kann ich meine Gefühle für neue Bilder und Kunst verwenden", sie legte den Kopf schief.
"Willst du hier bleiben?", erkundigte sie dann,"Oder zu dir oder deinen Eltern?"
"Also gehst du jetzt? So wirklich?"
Sie nickte nur und wirkte auf einmal müde. "Ich werde dort hin fahren, mich umsehen, überprüfen, ob das Gemälde doch nicht irgendwo ist und wieder kommen", ihr Entschluss stand fest, mit oder ohne mir, so viel war sicher. Und ich hatte die Qual der Wahl ihr in den Wahnsinn zu folgen oder hier zu bleiben. Was für einen Sinn hatte es überhaupt dort hin zugehen. Mitten in der Nacht und könnten die oder der Mörder nicht nur darauf warten, dass wir kommen würden, falls das Gemälde wirklich noch dort war. Ich wollte nicht sterben. "Ich denke, dass das furchtbar dumm ist", brach es plötzlich aus mir raus, "sag doch der Polizei, wo du denkst, dass es ist!"

Immer duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt