7(Emma)

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Mein Gehirn versuchte immer noch zu verarbeiten, was passiert war. Wir waren wohl durch die Zeit gefallen. Und wie es schien, lag es an meinem Missgeschick das Gemälde berührt zu haben. Oder daran, dass Jonas mich geschubst hatte. Doch Schuldzuweisungen halfen niemanden von uns. Mein Kopf schmerzte und meine Schläfe pochte.

„Wir müssen uns überlegen, wie wir es hier überstehen und uns dann einen Weg zurück suchen", verkündete Jonas und begann zielstrebig in eine Richtung zu gehen. „Kennst du dich in München aus?", fragte ich verwundert, eine neue Seite an ihm entdeckend. „Zumindest das der 80iger, ich bin dort aufgewachsen und erst Anfang der 90iger umgezogen", erklärte er mir ungerührt, dann sah er zum Himmel hinauf, „Aber wir müssen uns dringend einen Schlafplatz suchen"

Wir folgten ihn in blindes Vertrauen. Was sonst hätten wir tun sollen. Ich fühlte mich wie eine Reisende gestrandet in einem fremden und unbekannten Land. In Olivias Blick konnte ich auch das Unbehagen sehen, weshalb ich ihre Hand fester drückte: „Es wird alles gut werden" Ich glaubte selbst nicht daran. Verdammt, was war überhaupt passiert und wie? Es fühlte sich immer noch wie ein Knoten in meinem Kopf an, doch eine andere Erklärung gab es nicht.

„Wichtig", Jonas blieb abprubt stehen und musterte uns argwöhnisch, „Wir sagen niemanden, wo wir herkommen und das Reden überlasst ihr am besten mir" Wir nickten ihm und folgten ihm weiter. Ich war mir nicht sicher, ob er wusste, was er tat.

Die Stadt schien mir fremd und unwirtlich, und ich sehnte mich nach einem sicheren Ort, um die Nacht zu verbringen. Schließlich blieben wir vor einem bescheidenen Gebäude mit einem Kreuz auf dem Dach stehen. „Das könnte das Caritas-Pflegeheim sein", murmelte Jonas seltsam informiert. Misstrauen beschlich mich und ich nahm mir vor ihn im Auge zu behalten.

Er klopfte mit Nachdruck an die massive hölzerne Tür, ein Moment der Stille verstrich, bevor die Tür langsam aufging, und ein alter Priester in schlichten Roben sie mit einem durchdringenden Blick musterte. "Guten Abend, der Herr, die Damen", sagte der Priester mit einer tiefen Stimme, die mich unbehaglich schauern ließ, "Was führt Euch zu dieser späten Stunde hierher?"

Jonas, mit einem Hauch von Verzweiflung in seiner Stimme, begann: "Wir sind arme Reisende, Eure Gnaden. Wir wurden überfallen auf dem Weg und haben kein Geld für eine Herberge. Die Dunkelheit ist gefährlich. Wir suchen einen Zufluchtsort, um uns vor den Gefahren der Nacht zu schützen."

Der Priester starrte uns weiterhin intensiv an, als ob er ihre wahren Absichten ergründen wollte.

Dann musterte er erst mich und Olivia, dann Jonas „Hat man Euch auch die Kleidung gestohlen?", gab er mit einem abschätzigen Blick von sich. Ich nickte nur leicht, von seiner Erscheinung eingeschüchtert. "Ihr könnt hierbleiben", sagte er schließlich und öffnete die Tür weit, um sie einzuladen.

Wir traten in das Gebäude ein und fanden uns in einem großen Raum wieder. Die Wände waren mit uralten Holzvertäfelungen verkleidet, und in der Mitte des Raumes thronte ein großer, altertümlicher Tisch mit Kerzen, die flackerndes Licht in den Raum warfen. Ein Kamin in der Ecke knisterte und spendete Wärme, während der Duft von würziger Suppe verführerisch in der Luft hing.

„Benötigt Ihr ein Abendmahl", erkundigte er sich und wir nahmen das Essen dankend an.

Froh bemerkte ich, dass er den Raum verließ als wir aßen und uns keine Fragen stellte. Ich hätte nicht gewusst, was zu antworten wäre. Danach holte er uns ab und führte uns die knarrenden Treppen hinauf zu einem anderen Raum, der mit alten Holzbetten ausgestattet war. "Hier könnt Ihr schlafen", sagte er, seine Augen funkeln mysteriös im Halbdunkel. "Aber seid gewarnt, dieser Ort hat eine lange Geschichte, und einige behaupten, er sei von Geistern heimgesucht." Es schauderte mich. Unter anderen Umständen hätte ich nicht daran geglaubt, aber bis gestern hatte ich auch nicht geglaubt, dass man durch die Zeit reisen könnte.

„Emma", begann Olivia zaghaft und sah mich an. Aus irgendeinem Grund wusste ich, was sie wollte, und nickte nur. „Danke, ich habe echt Angst", gab sie zu und schlüpfte in mein Bett. „Ich auch", gab ich zu, beunruhigt und besorgt, was die Zukunft bringen würde. Ich legte mich hinter sie und zog ihren warmen Körper an mich. Einen Arm schob ich unter ihren Kopf, den anderen legte ich behutsam um sie. „Geht das so? Das Bett ist sehr klein", vergewisserte ich mich. „danke, dass ich nicht allein schlafen muss", flüsterte sie in die Dunkelheit und drückte sich noch ein wenig mehr an mich.

Ihre Haut an meiner und ihr Duft in meiner Nase lies mich runterfahren und ich bemerkte erst jetzt wie angespannt ich gewesen war. Gott wo waren wir nur gelandet. Und was würde kommen.

„es wird alles gut", hörte ich jetzt Olivia flüstern und spürte, wie ihre Finger sanft über meinen Arm strichen. Ich genoss ihre Berührungen, mehr noch ich bemerkte, wie sich Gänsehaut ausbreitete.

„Ja, alles wird gut", antworte ich in die Dunkelheit, vergrub mein Gesicht in ihrem Haar und schlief ein.

Immer duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt