Er ließ mich eintreten, nahm selbst an seinem Tisch Platz und sah mich erwartungsvoll an.
"Nun, werte Dame, erkläret mir die Situation", ein feinseeliges Lächeln zierte seine Lippen und ich erinnerte mich wieder daran, wie wütend er gewesen war, dass ich sein noch feuchtes Gemälde angefasst hatte.
Ich fuhr mir nervös durch die Haare und musterte ihn für einen Moment.
Auf die Gefahr hin, dass er mich als verrückt erklären und mich in Schwierigkeiten bringen würde, beschloss ich ihm die Wahrheit zu sagen:
"Ich bitte Euch, meine Geschichte erst anzuhören, ungeachtet, wie fantastisch sie klingen mag"Doch als ich ihm von der Zeitreise erzählte, wirkte er weder ungläubig, noch überrascht. Etwas anderes spiegelte sich in seinen Gesichtszügen wieder, doch ich konnte nicht ausmachen, was es war. Er lächelte leicht wie ein Wolf und folgte meiner Geschichte ohne ein Wort zu sagen.
"Morgen werden die drei Reisenden wieder kommen", erklärte ich schließlich, und brachte es nicht über die Lippen ,,mein altes Ich,, zu sagen,"Der alte Mann wird zunächst alleine eintreten. Ich bitte euch inständig mir die Möglichkeit zu geben, mit ihm zu sprechen"
"Weshalb?", seine Stimme klang rau und etwas kalt. Ich schauderte. Ich wusste nicht wer er war, noch, ob ihm zu trauen war. Und dennoch schien es mir im Moment die beste Möglichkeit zu sein, die ich hatte. Dann dachte ich an das warum, der Grund, weshalb ich hier war.
Ich schluckte, Tränen stiegen in meine Augen und brüchig antwortete ich: "Er wird zurück kommen in meine Zeit und kurz darauf sterben"
"Auf welche Weise", sein Blick fixierte mich und meine Brust verengte sich.
Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Aber wieso wollte er wissen, wie Jonas starb, was tat es zu Sache.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, log ich: "Er wird erwürgt werden"
Daraufhin legte er den Kopf schief und verzog sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse: "Nein. Meine werte Dame, antwortet erneut und bleibt diesmal bei der Wahrheit!"
Ein Schauer rann meinen Rücken hinab.
"Ihr wisst es schon!", ich schluckte und Panik stieg in mir hoch," Wieso fragt Ihr dann?"
"Um zu sehen wie ehrlich Ihr seid", er beugte sich zu mir vor und ich spürte seinen Atmen. Übelkeit stieg in mir hoch.
"Ich wusste, dass du kommst", wechselte er plötzlich in modernes Deutsch.
Ich sprang auf und rannte in Richtung der Tür. "Wo möchtest du hin?", fragte er und lächelte gehässig.
"Ich weiss es nicht..", stotterte ich.
"Gut, dann setz dich wieder", wieß er mich an,"Ich lass dich morgen mit ihm reden. Wenigstens hast du dein Anhängsel nicht mitgenommen"
"Was?!", mein Gehirn arbeite immer noch,"Wer bist du?"
"Ein Reisender", meinte er ganz schlicht, streckte mir die Hand entgegen und grinste, "Ich heisse Erik" "Emma" "Ich weiss"
Wir schwiegen und mein Kopf ratterte.
"Was machst du hier Erik", brachte ich schließlich über die Lippen. Schindel stieg in mir hoch.
"Auf dich warten", war seine nichtssagende Antwort.
"Warum?", meine Stimme zitterte wieder und in meinem Kopf suchte ich fieberhaft nach einen Einfall oder einer Idee, was ich jetzt tun sollte.
"Ich wusste, dass du kommen wirst"
"Ehrlich jetzt!", brach es plötzlich aus mir raus,"Was zur Hölle ist hier los?!"
Er lachte schallend und lehnte sich bequem auf seinem Stuhl nach hinten:
"Eine ganze Menge"
Die Wut in mir nahm überhand, ich sprang auf und rannte aus dem Atelier.
Vor dem Haus ließ ich mich auf die Treppe fallen und verbarg meinen Kopf in den Händen.
Es war alles noch schlimmer als ich dachte. Vielleicht hätte ich bei Olivia bleiben sollen und den Lauf der Zeit in Ruhe seine Dinge machen lassen.
Ich wusste gar nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen war, dass ich Janos hätte retten können, wenn ich ihn in der Vergangenheit antreffen und vorwarnen würde.
"Komm wieder rein", die Tür hatte sich geöffnet, ich drehte meinen Kopf in die Richtung des Geräusches und mein Blick traf den von Erik, der auf mich hinab sah,"Die Straßen hier sind gefährlich"
Ich rührte mich nicht und wandte ihn wieder den Rücken zu. Momente vergingen in denen er nur schweigend hinter mir stand und ich auch kein Wort über die Lippen brachte.
Ich weiss nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch schließlich stand ich auf und folgt ihm nach innen.
"Das war die bessere Entscheidung", gab er von sich, während er vor mir die Treppe hinauf stieg,
"Ich habe ein Bett für dich"
Wir bogen nicht ins Atelier, stattdessen schloss er die Tür einer anliegenden Wohnung auf.
Schon nach dem ersten Schritt über die Schwelle stockte mir der Atem.
"Warum", mein Herz raste in meiner Brust, als mein Gehirn langsam die Informationen verarbeitete, die meine Augen wahrnahmen.
Der Raum an sich war wie das Haus alt und eher ärmlich, doch die Einrichtung war modern und völlig unpassend.
"Es hat mit dem Bett gestartet", er zeigte auf ein Boxspringbett, "Dann folgte mein Tisch, Schrank und alles was ich sonst so brauche"
"Warum?", ich sah ihn völlig entgeistert an, während er sprach, als wäre alles normal.
"Die Betten in diesem Jahrhundert sind einfach nicht bequem genug", gab er von sich, als hätte ich ihn etwas ziemlich offensichtliches gefragt.
"Aber warum lebst du hier, wenn du aus meiner Zeit kommst?", meine Frage war nur noch ein Hauchen.
"Weil ich musste. Denkst du ich gebe freiwillig alles auf?!", Wut mischte sich wieder in seine Stimme und ich wich einen Schritt zurück.
"Es ist alles gut", beschwichtigen er mich und als er die Worte aussprach, schoss eine Erinnerung durch meinen Kopf.
Emma, die mich hielt und mir leise zu flüsterte, dass alles gut werden würde.
Ich wusste nicht, ob das stimmte. Mein Leben fühlte sich plötzlich wie ein gewaltiges Labyrinth an und mit jeder Abzweigung verlor ich mich nur noch mehr.
"Ich bin müde", gab ich schwach von mir.
"Du darfst in meinem Bett schlafen", bot er mir großzügig an und lächelte.
"Alleine", machte ich ihm klar und fixierte ihn mit einem ernsten Blick.
"Natürlich meine Dame", flötete er und holte aus dem Schrank einen Schlafanzug genau in meiner Größe, "Ich bin vorbereitet"
Dann ging er zu einem Bücherschrank neben dem Bett und zog an einem der Bücher. Erst jetzt fiel mir auf, dass es Literatur aus unserer Zeit war.
Eine Tür schwang auf und ein neuer Raum schien sich dahinter zu erstrecken.
"Ich werde hier drinnen schlafen, falls du was brauchst", erklärte er und verschwand.
Es dauert einen Moment bis ich mich fing, dann schälte ich mich aus meinen Klamotten und zog den Schlafanzug an.
Eine erneute Welle des Schocks stieg in mir auf, als mir auffiel, dass es meiner von Zuhause war. Sogar der nicht rauswaschbare Weinfleck, war auf diesem Exemplar.
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Immer du
Romance(gril xgirl) Danke an die Liebe @Leylaacll für das wirklich schöne Cover! Sind wir einfach ein gutes Team? Oder einfach eine Schicksalsgemeinschaft? Oder ist da mehr? Ich weiß es nicht, aber ich weiss, dass deine Nähe meine Haut zum Kribbeln bringt...