Kapitel 29

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Jackys Sicht:

Stundenlang versuchte ich, diese verdamme Tür zu öffnen, doch sie wollte sich nicht öffnen lassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich auf dem Bildschirm sehen, wie er den Raum verließ. Auf dem Flur hörte ich Schritte, dann einen Schlüssel im Schloss. Die Tür öffnete sich knarzend und er stand mit einem Verbandskasten in der einen Hand, in der anderen ein Messer mit Blut daran, in der Tür. Den Verbandkasten warf er vor mich hin und ging aus der Tür. Ich stand auf, schnappte mir den Verbandskasten und lief aus der Tür, rief ihm noch voll entgeistert hinterher: "Du krankes Arschloch! Wenn sie stirbt ist es deine Schuld!" ,lief direkt zu dem Raum aus dem er kam. Das Bild das sich mir ergab war furchtbar. Linnea lag in einer Lache aus ihrem eigenen Blut. Ich stürzte zu ihr und rüttelte an ihren Schultern, allerdings rührte sich nichts bei ihr. Also schaute ich erstmal, welche Verletzung am stärksten war. Eine Platzwunde an der Stirn, der Arm ungesund nach hinten gedreht, ihre Arme voll mit Blut verschmiert, an ihrem Bein eine Wunde aus der das Blut nur so spritzte. Ich öffnete den Verbandskasten, schnappte mir drei Mullbinden und eine Kompresse und legte einen Druckverband an. Anschließend sah ich mir die Wunden an Armen und Kopf an und verband diese. Linneas Gesicht war blass wie ein Gespenst, vermutlich wegen des Blutverlusts. Ich schaute mich nach einem Stuhl oder ähnlichem im Raum um, fand aber nur einen leeren Karton. Naja, der reichte auch. Ihren Arm schiente ich so gut es ging. Ich legte Linnea auf den Boden, ihre Beine auf den Karton und unter sie noch eine Decke, die ich schnell aus der Kammer nebenan holte, damit sie nicht fror. Ihren Kopf legte ich auf meinen Schoß. Ein weiteres Mal versuchte ich sie aufzuwecken, was diesmal tatsächlich funktionierte.

Linneas Sicht:

Ein Rubbeln auf einem Brustbein holte mich zurück in die Realität. Als ich meine Augen aufschlug, blickte ich in Jackys besorgte Augen. Ich musste blinzeln. Jetzt kamen die Schmerzen zurück. Mein Bein kribbelte, meine Arme brannten und meine Stirn schmerzte. Vor Schmerz verzog ich mein Gesicht. Jacky streichelte mit ihrem kleinen Finger über mein Nasenbein um mich zu beruhigen. Die Schmerzen wurden so schlimm, dass sich meine Augen langsam mit Tränen füllten. Mein Umfeld wurde langsam dunkler und verschwamm. Meine Augen fielen langsam zu, ich hörte wie Jacky schrie, dass ich bei ihr bleiben solle.

Jackys Sicht:

Langsam schloss Linnea ihre Augen. "Verdammt, Linnea, bleib bei mir! Linnea!" schrie ich. Doch sie war schon ganz woanders. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Das alles war zu viel. Warum wurden wir gekidnappt und warum ist dieser Psycho so brutal? Ich beugte mich vor und legte meine Stirn an Linneas. Warum, warum, warum? Ob die anderen mittlerweile angefangen haben, nach uns zu suchen? Vielleicht sind wir in einer ganz anderen Stadt, einem anderen Land sogar. Wut stieg in mir auf. Ich wollte diesen Typen erwürgen!-Nein, nein, nein, so eine bin ich nicht. Gewalt ist keine Lösung. Was klar ist, ist dass ich hier mehr Kram brauche damit Linnea hier lebendig rauskommt- wenn wir hier jemals rauskommen. Auf jeden Fall einen Defi und einen Ambubeutel, weil bei den Verletzungen könnte sie nämlich reanimationspflichtig werden. Antibiotika, falls sich die Wunden entzünden, Wasser, wegen des Blutverlusts, mehr Verbandsmaterial und, und, und. Ich stehe vorsichtig auf und bringe Linnea in die stabile Seitenlage. Ich sehe mich im Flur um. Über der Tür, die nach Draussen führt, hängt eine kleine Überwachungskamera, deren Linse leicht im schummrigen Licht unseres Gefängnisses schimmert. Ich atme tief durch, dann schreie ich in die Kamera: "LASS UNS HIER RAUS DU VERDAMMTES ARSCHLOCH! SIE STIRBT WENN ICH NICHT GENUG MATERIAL HABE! DANN BIST DU NICHT NUR EIN GOTTLOSER ENTFÜHRER SONDERN AUCH EIN MÖRDER! DU PSYCHO EY, RUF EINEN RETTUNGSWAGEN UND ÖFFNE DIESE KACKTÜR WENN DU NICHT FÜR DEN REST DEINES LEBENS HINTER GITTER WANDERN WILLST!!!" Im Stillen dachte ich: Er wandert sowieso für den Rest seines Lebens hinter Gitter, nach allem, was er getan hat. Trotzdem schrie ich die Kamera weiter an: "NIEMAND, KEIN VERDAMMTER NORMALER MENSCH IST SO KRANK IM KOPF WIE DU! LINNEA LIEGT HINTER DIESER TÜR UND STIRBT GERADE VIELLEICHT! DU HAST DAS LEBEN DIESER 14-JÄHRIGEN ZERSTÖRT UND WIRST ES VIELLEICHT AUCH BEENDEN! JETZT BEWEG DEINEN HINTERN UND LASS. UNS. RAUS! DIESES MÄDCHEN WIRD FÜR DEN REST IHRES LEBENS TRAUMATISIERT SEIN, VERDAMMT NOCHMAL!". Ich sank in die Hocke und bedeckte mein Gesicht mit meinen Händen. Nach etwa einer Minute lief ich zu Linnea in die Kammer, um nach ihr zu sehen. Vielleicht ist es auch ganz gut, dass sie bewusstlos ist. Ich will nicht, dass sie mich so verletzlich, schwach und verzweifelt sieht. Das würde vielleicht ihren letzten Funken Mut und Hoffnung, aus diesem Verließ ausbrechen zu können, erlischen lassen. Aus dem "Flur" höre ich wie jemand die Tür öffnet. Ich stürme aus dieser Art Folterkammer und sehe ihn. Ein Sturm aus Wut und Hass bildet sich in mir und ich stürme auf den Psycho zu, als hätte ich Agressionsprobleme. Völlig überrascht von mir ringe ich ihn zu Boden und habe für einen Moment auch die Oberhand und schlage mit Fäusten wahllos auf ihn ein. Doch dann dreht er mich mühelos um und drückt mir jetzt sein Knie in den Rücken. Ich zapple unter ihm, doch er lässt nicht locker. Ein Schlag in den Nacken stoppt mich. Ich bin wütend wie noch nie und fauche ihn an: "Lass uns hier raus du krankes Schwein!". Unbeeindruckt bleibt er in seiner Position und sagt mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme: "Wie wär's wenn ich dich schön herrichte, in ein wenig Geschenkpapier einwickle und dann deinen tollen Freunden auf dem Silbertablett serviere? Du gehst mir nämlich ganz schön auf die Nerven."

Erst verstehe ich nicht ganz, was er meint, doch jetzt wird es mir klar: Er will mich zusammenprügeln und dann aussetzen. An sich wäre ich dann ja befreit, aber Linnea wäre dann ganz alleine mit diesem Psycho. Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich mir vorstelle, was er alles mit Linnea anstellen könnte.



Author's Note:

Es ist mir erst jetzt aufgefallen und ich hoffe es stört euch nicht zu sehr. In dieser Geschichte gibt es ultra viele Logikfehler. Zum Beispiel ist Linnea ja im ersten Kapitel oder so in T-Shirt und Shorts bei  7°C draussen. Ein paar Wochen später fahren sie ans Meer und rennen direkt ins Wasser, obwohl in Kapitel 1/2 (?) ja gesagt wird, dass es auch bald schneien soll. Das ist an der OSTSEE!!! 

Hoffentlich macht der Rest einigermaßen Sinn, viel Spaß beim Lesen!


Der Wind in meinem GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt