Linneas Sicht:
Heute gehe ich mit Marie, Klara und Nano in die Stadt und esse Pizza. Ich freue mich schon total. Jacky hat mir Geld für die Pizza mitgegeben - und wenn ich möchte auch noch anderen Kram, falls wir shoppen gehen. Während der Schulzeit unterhalte ich mich viel mit den Dreien und lerne eine ganze Menge über die Lehrer und einige Schüler. Herr Schultz macht eigentlich nichts außer Filme gucken in seinem Unterricht. Frau Yildiz ist sehr streng, Frau Richter zieht die Jungs vor und ist wesentlich freundlicher zu ihnen als zu den Mädchen. Es gibt auch ein Gerücht das besagt, dass sie mal etwas mit einem Schüler hatte. Herr und Frau Köhler sind verheiratet, allerdings flirtet Herr Köhler immer mit der Sekretärin Frau Beyer. Angeblich jedenfalls. Frau Köhler weiß davon nichts. Herr Wenzel ist der älteste Lehrer an der Schule und anscheinend ist er sexistisch, rassistisch und sehr komisch. Er kann sich nie die Namen merken und sollte eigentlich schon seit vier Jahren in Rente, aber die Schule hat nicht genug Lehrer weshalb er bleiben durfte. Eine ganze Menge an Wissenswerten Sachen über diese Schule. Auch dass in der einen Toilettenkabine auf der Jungstoilette (die ganz hinten links) angeblich mal der Hausmeister was mit ZWEI Schülern hatte! Deshalb wird sie seit gut vier Jahren nicht mehr benutzt. Nach der Schule gehen wir also los in die Stadt. Wir setzen uns in ein Restaurant, das 'Antonio's Pizza' heißt. Es ist sehr gemütlich, und ich kann sogar einen Teil der Speisekarte lesen. Marie und ich nehmen jeweils eine Margherita, die anderen beide jeweils eine Salamipizza. Es schmeckt absolut bezaubernd. Während wir essen, fragt Klara mich warum ich Narben am Hals habe. Ich verschlucke mich fast und huste. "Ich wurde doch entführt. Das war dieser Psycho mit einem Messer." "Wow." Sie sieht zu den Anderen. Die anderen sehen sie mit einem mahnenden Blick an. "Kannst du uns mehr davon erzählen?" "Klara! Wir haben das besprochen. Linnea du musst nichts machen was du nicht willst." "Alles gut. Was wollt ihr wissen?"
K(lara): "Wie wurdest du genau entführt?"
Sie freut sich anscheinend total darüber. "Also, eigentlich hat der mich ein fremder Typ in sein Auto gesetzt, wo ich dann eingeschlafen bin. Als ich wieder aufgewacht bin hat er mich halt zu diesem Psycho, wir nennen ihn mal, keine Ahnung, Marko? Gebracht. Der hat mich dann in seinem Keller eingesperrt. Und jetzt bin ich draußen." Erzähle ich dir kurze Version. "Und was ist in diesen..." Sie zählt anscheinend in ihrem Kopf die Jahre- "...zehn Jahren passiert?" "Naja, er hat mich zum Putzen gezwungen und ich musste für ihn kochen, im Alter von Vier. Außerdem hatte er Spaß daran mir weh zu tun und-" ich schlucke. "-mich seit ich sieben bin zu vergewaltigen." Die Gesichter der drei werden blass und ihre Augen groß. Eine kurze Zeit ist es leise. "Das tut mir so Leid, Linnea." Sagt Marie dann. "Wie zur Hölle bist du da raus gekommen?" "Das erste Mal war er einfach betrunken, oder hat Drogen genommen und hat deshalb vergessen mich an der Wand festzuketten wie er es sonst jeden Abend gemacht hat, weshalb ich dann einfach weggelaufen bin. Dann hat Jacky mich gefunden, und weil wir uns so ähnlich sahen haben wir einen DNA Test gemacht. Wir sind Cousinen-haben wir herausgefunden. Also bin ich zu Jacky gezogen." "Was heißt 'das erste mal' ? Bist du mehrmals rausgekommen?" "Ja. Er hat irgendwie Jacky, Paula und mich in einen Unfall auf einer verlassenen Landstraße verwickelt. Dann hat er uns in einem Van kidnappen lassen- aber nur Jacky und mich. Irgendwann hat er Jacky ausgesetzt weil sie ihn dafür angeschnauzt hat dass er mich fast umgebracht hat. Leider war ich dann wieder alleine in dem Keller. Dann hat er mich prostituiert und an alte Männer verliehen. Irgendwann hat er mit einem Messer meinen Hals verletzt -davon sind auch diese Narben. Er ist dann gegangen, und die Türen waren mit einem Code versehen. Ich habe gehört wie er im Flur den Code eingegeben hat, und dann habe ich ihn mit besagtem Messer niedergestochen und bin weggerannt. Und dann bin ich auch eurem Schulhof gelandet. Danach war ich von einem der Männer schwanger und musste abtreiben, und nun ja, jetzt bin ich hier." Eine ganze Weile ist es still. Sehr still. Die anderen sehen mich geschockt an. "Linnea weißt du was auf deinem Hals steht?" Fragt Klara dann irgendwann. "Nein..." Antworte ich etwas verunsichert. Der Typ hat etwas auf meinen Hals Geschrieben? Warum hat mir das niemand gesagt? Automatisch wandern meine Hände zu meinem Hals. "Was steht auf meinem Hals?" Frage ich. "Auf deinem Hals steht 'schlampe'." Mein Augen werden groß. Ist okay. Nicht weinen. Nicht weinen. Du kannst Zuhause weinen. Ich nicke nur. Mühevoll verdrücke ich die Tränen die bereit waren, meine Augen zu fluten. Leise essen wir weiter. Ich sehe auf meine Arme. Die Narben von den Zigaretten sind immer noch zu sehen. Groß, weiß und rund liegen sie da. Ich fange an sie zu zählen. Auf der einen Seite 13, auf der anderen 11. Ich wünschte es gäbe sie nicht. Jede einzelne meiner Narben erinnert mich an ihr Entstehen. An ihn. An den Keller. An die letzten zehn Jahre. Wir essen noch auf und gehen dann nach Hause, da es später geworden ist als geplant.
Zuhause angekommen lege ich mich ins Bett und Weine. Weine, weil auf meinem Hals Schlampe steht und weil die Narben mich an ihn erinnern. An alles was passiert ist. Weil ich sie nicht loswerden kann. Weil meine Eltern tot sind. Weil ich mich nicht an sie erinnern kann-kein bisschen! Irgendwann fällt mir etwas ein. Ich wasche mir schnell das Gesicht mit kaltem Wasser und wische die Tränen weg. Dann gehe ich nach unten ins Wohnzimmer, wo ich Jacky finde. "Du, Jacky?" "Ja Mäuschen?" "Können wir zum Haus meiner Eltern fahren?" "Äh, klar. Der Schlüssel war in einem der Briefe soweit ich weiß. Ich hole ihn schnell." "Dankeschön!" Sage ich und ziehe mir Schuhe an.
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Der Wind in meinem Gesicht
FanfictionLinnea, 14 Jahre alt, hatte ein hartes Leben: sie ist auf geheimnisvolle Weise als Kind verschollen und an ihren "Vater" geraten. Dieser schlägt, missbraucht, schändet und vergewaltigt sie andauernd. sie wohnte bisher in einem kleinen Raum im Keller...