Eine unangenehme Stille legte sich über den Platz. Alle hielten für einen Moment den Atem an, niemand durchbrach diese Stille. Angespannt sah ich zu Kim, sie schüttelte streng den Kopf und sah zu Boden. Dann, ein Schreien. Das Schreien zerfetzte die Stille, manche auf dem Platz zuckten zusammen. Ich sah einen dünnen Mann, der gefesselt auf den Platz gebracht wurde. Er war kreidebleich und sah aus, als wenn er jeden Moment zusammenbrechen könnte. Hinter ihm ein ernstguckender jüngerer Mann. Ich erschrak, als ich das Messer in seiner Hand entdeckte. Er fing an, etwas zu erzählen. "...doch wir müssen diese schwere Zeit endlich hinter uns bringen(...) Darum sind wir gezwungen,(...) mögen sie gut ankommen (...) niemals vergessen..." die Augen des klapprigen alten Mannes füllten sich mit Tränen, er begann zu husten und sank zu Boden. Langsam begriff ich. Dieser Mann war einer der Kranken.
"Ich werde dich nicht töten, ich werde dich befreien. Geh weg!" Der starke Mann hinter ihm gab ihm einen leichten Stoß. Die Bewohner hatten sich wieder gefasst. "Geh weg!", murmelten ein paar durcheinander. Mich überkam eine Gänsehaut. "Geh weg!", die Stimmen wurden lauter. "Geh weg!" Ein lauter Chor aus wütenden, aber auch ängstlichen Stimmen. Die Bewohner begannen, den kranken Mann in den Wald zu treiben. Ich fing an zu zittern, ein Schrei wuchs in meiner Kehle. Ich kam mir vor, wie in einem Horrorfilm. Alles dunkel, alles düster, nur der Chor gab mir Orientierung.
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Das, was an jenem Tag geschah, war in meinen Augen unmenschlich. Die Bewohner hatten sich von der Ansgt üerwältigen lassen. Jeden Abend trieben sie einen weiteren Kranken aus dem Dorf, nie ist einer zurückgekehrt. Sie handelten aus reinem Egoismus und aus der Angst, selbst infiziert zu werden. Sie handelten im Gedanken, das richtige zu tun. Und ich? Ich sah Tag für Tag dabei zu. Jeden Tag aufs neue trieben sie einen in den Wald. Jeden Tag die gleiche wachsende Angst vor dem Tod. Jeden Tag...Jeden Tag diesen Horror. Doch im Dorf selbst, gab es keine Toten. Außer vielleicht die Menschlichkeit selbst wird beerdigt.
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Gestrandet
Phiêu lưuIch heiße Maya Black. Ich wohne in einer Großstadt und es sind Sommerferien. Meine Eltern und ich unternehmen eine Kreuzfahrt, doch wir stoßen an einen Fels. Das Schiff geht unter und ich kämpfe mich frei, schaffe es, mich an etwas festzuhalten und...