Kapitel 37

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Es schien, als hätte sich das Dorf von der Krankheit befreit. Doch der Preis dafür war hoch. War es das wirklich wert gewesen? Diese Frage stellte ich mir Tag für Tag. Die Menschen wurden misstrauisch. Jeder, der auch nur ansatzweise die Symptome aufwies wurde vertrieben, damit das Dorf gesund weiter leben konnte. Doch Tag zu Tag wurden wir weniger, nicht die Krankheit rottete unser Dorf aus, sondern das Dorf. Es würde noch der Tag kommen, da werden kerngesunde Menschen dem Tod überlassen, weil sich andere dadurch in ihrer Existenz bedroht fühlten. Es erinnerte mich ein wenig an die Hexenverbrennung im Jahre siebzehnhundert was weiß ich. So durfte das nicht weitergehen. Wie kamen die Menschen darauf, so etwas unmenschliches zu tun?

Ich dachte, die Menschen dachten hier anders als in der Zivilisation, aber nein, auch hier gewann die Angst die Überhand. Beschämt dachte ich an die Zeit zurück, in der ich vorhatte, von hier wegzurennen, nur damit ich mich nicht ansteckte.

Es konnte gut möglich sein, dass ich mich bereits angesteckt hatte. Anfangs hatte ich viel mit den Kranken zu tun gehabt. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich die Krankheit in mir trug und sie jederzeit ausbrechen konnte. Aber ich durfte die Angst nicht gewinnen lassen. Ich musste dem Dorf zeigen, wie man Angst verdrängte und unterdrückte. Man konnte sie zwar nicht gänzlich wegsperren, aber man konnte wenigstens man selbst bleiben.

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