Kapitel 15

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"Schnell in die Rettungsboote ",schrien Matrosen. Ich hielt die Hände meiner Eltern fest umklammert. Wir drängten uns durch die Menschen an Deck. Überall war Chaos ausgebrochen und Leute schrien. Wir kamen näher an ein Boot,doch plötzlich wurde ich weiter gerissen. Ich wurde von meinen Eltern weggedrängt und stolperte. Hart landete ich auf dem Boden und Menschen trampelten über mich Rüber. Bald schon wurde mir schwarz vor Augen.

Schweigend aß ich mein Frühstück. Ein Stück Brot und eine kleine Gurke. Eine einsame Träne kullerte über mein Gesicht. Haben meine Eltern es in das Rettungsboot geschafft? Lebten sie noch?  Diese beiden Fragen stellte ich mir immer und immer wieder, doch schlauer wurde ich dadurch auch nicht. Plötzlich hörte ich das Knarren der Tür hinter mir. "Hallo Maya ",hörte ich Kims Stimme. "Das hier ist Bruno ",erzählte sie weiter. Ich drehte mich um und sah den Jungen von gestern neben Kim stehen. Ich nickte zur Begrüßung und er auch. "Er wird dich in der nächsten Zeit betreuen. Er fischt auch im Fluss. " Ich nickte erneut und stand auf. "Kann er deutsch? ", fragte ich ruhig. "Nein ",antwortete Kim knapp. Das hatte ich mir schon gedacht. Wie soll das denn gehen? Wir können uns nicht verständigen.

Der Junge hieß Bruno. Kim hat mir erklärt, dass die Leute hier merkwürdigerweise alle normale Namen hatten. Bruno lief schweigend vor mir her und zog mich an meinen Fesseln nach vorne. Bald hörte ich schon den tosenden Fluss. Als wir ankamen blieb Bruno stehen. Der Fluss war sehr breit und glitzerte im Licht der Abendsonne. Die Strömung riss kleinere Äste mit sich und ich erkannte schillernde Fische. Zum Glück war der Fluss nicht sehr tief. Bruno drehte sich um und löste meine Fesseln. Danach bedeutete er mir mit ihm zu kommen. Artig lief ich ihm hinterher in den Fluss. Das Wasser war eiskalt, obwohl die warme Sonne den ganzen Tag raufschien. Die Strömung umspülte meine kalten Füße bis zu den Schienbeinen und den Knien. Bruno legte einen Finger vor den Mund und bedeutete mir leise zu sein. Er schaute angestrengt in den tosenden Fluss und beugte sich langsam herunter. Innerhalb weniger Sekunden schnellten seine Hände in das Wasser und zogen einen wackelnden Fisch heraus. Geschickt zog er ein Messer aus seiner Hosentasche und schnitt dem Fisch einmal kurz und schmerzlos den Kopf ab. Dieser landete mit einen platschen im Wasser. Den Rest des Fisches schmiss Bruno ans Ufer. Anschließend zeigte er auf mich, dann auf das Messer und schüttelte den Kopf. Er zeigte auf sich und das Messer und nickte. Ich hatte verstanden. Sie trauten mir nicht und wollten nicht, dass ich ein Messer in der Hand hielt. Es wunderte mich, dass sie mich überhaupt nur von einem Jungen beschatten ließen. Okay, Kräfte mäßig war er mir überlegen. Trotzdem machte mich das etwas misstrauisch. Bruno fing noch einen Fisch, danach sollte ich es versuchen.

Ich starrte auf den steinigen Untergrund des Flusses und wartete. Das Wasser kam mir mittlerweile nicht mehr kalt vor denn meine Beine waren vor Kälte taub geworden. Konzentriert suchte ich nach einem Fisch. Das Wasser war sehr klar ; ich schätzte dass sie es auch als Trinkwasser benutzen würden. Plötzlich machte ich eine schillernde Bewegung aus. Ich schmiss mich ins Wasser und wollte den Fisch greifen, doch dieser war schneller. Ich hatte ihn fast. Klatschnass lag ich im Fluss,  Bruno einige Meter weiter. Ich hörte, wie er mich auslachte. Mein Gesicht wurde rote vor Wut und ich stand wieder auf. Schnell wischte ich mir das Gesicht etwas trockener und machte die Haare aus dem Gesicht. Bruno lachte noch immer hinter vorgehaltener Hand. Auf einmal deutete er weiter links von mir auf den Fluss. Ich watete vorsichtig durch das Wasser und entdeckte einen kleinen Krebs am Grund. Bruno wollte, dass ich ihn fange. Langsam glitt meine Hand in das eisige Wasser und suchte nach dem Krebs. Plötzlich spürte ich ein ziehen in meinem Zeigefinger und schrie auf. Schnell zog ich meine Hand aus dem Wasser. An meinem Finger hängt der kleine Krebs. Ich hatte ihn. Bruno lachte schon wieder und ich schmiss den Krebs in einen Topf, den Bruno morgen reichte. Als die Sonne untergegangen war fesselte er mich wieder und führte mich zurück. In der Dunkelheit machte ich immer wieder kleine Bewegung im Schatten der Bäume aus. Ich dachte mir schon, dass sie Bruno nicht alleine mir mir lassen. Es könnte ja sein, dass ich doch zur Flucht komme...

GestrandetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt