12. Royals im Anmarsch - Hina

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„Allerdings. Du brauchst einen Plan."

„Was?", fragte ich verwirrt. „Hina? Was meinst du mit ‚Was?'?" „Na, diese...diese Stimme.. Hast du sie nicht gehört?", erklärte ich etwas verzweifelt, während ich mich fragte, ob ich mir das eingebildet hätte. „Nein, habe ich nicht. Geht es dir gut?", erwiderte Ichiro besorgt.
Ich blickte zu Boden. Was bei den Göttern passierte hier?

„Was hat die Stimme denn gesagt? Und wie klang sie?"
Ich überlegte kurz, bevor ich antwortete: „Sie klang weiblich und...irgendwie kam sie mir bekannt vor. Sie hat gesagt, dass ich einen Plan brauche.." „Einen Plan?" Ich nickte. „Und sie kam dir bekannt vor?" Erneut nickte ich. „Hast du eine Ahnung Woher du sie kennst?" Ich schüttelte den Kopf.

Eine Weile dachten wir schweigend nach.

Irgendwann unterbrach die Klingel unser Schweigen. Ich stand auf und Ichiro tat es mir gleich. Bevor ich zur Tür gehen konnte war er schon im Flur. Also setzte ich mich wieder hin.

Wenig später kam Ichiro mit Kaito in die Küche. „Hallo, Kaito", begrüßte ich den Schüler meines Freundes mit einem Lächeln. „Guten Tag, Hina", erwiderte dieser. „Bist du hier um Ichiro von deiner Mission zu erzählen?", fragte ich. Kaito nickte. „Dann lasse ich euch mal in Ruhe." Ich verließ die Küche und begab mich ins Wohnzimmer.

Im Wohnzimmer, setzte ich mich auf die Couch, nahm mein Buch, ‚Hinter der Fassade', welches noch auf dem Couchtisch lag, und schlug es auf.
Darin zu lesen würde mich auf andere Gedanken bringen.

Ich war so sehr in das Buch vertieft, dass ich gar nicht merkte, wie Ichiro rein kam.
Erst als er sich neben mir auf die Couch fallen ließ, bemerkte ich ihn.

Ich schaute hoch und blickte in das besorgte Gesicht meines Freundes.
„Was ist los?", fragte ich und legte das Buch beiseite. Er seufzte und antwortete: „Anscheinend sind die wenigen Überlebenden aus Everglade (Hauptstadt des Zauberwaldes) mit der Königsfamilie hierher geflohen."
„Oh. Ist das schlecht?" „Nun ja, in Everglade leben fast nur Magier." „Aber du bist doch auch ein Magier." „Ja?" „Also, wo liegt das Problem?" „Die anderen Magier sind nicht unbedingt begeistert von mir und meiner Art Magie zu nutzen."
Kurz musste ich überlegen, was er damit meinte, doch dann fiel es mir ein.
„Oh, die ‚Bösewicht'-Sache...", stellte ich fest. „Ja." Erneut seufzte Ichiro. Ich überlegte nicht lange und nahm die Liebe meines Lebens in den Arm.
„Das wird schon werden", versuchte ich ihn aufzumuntern. „Hm..", grummelte er nur und drückte mich fester an sich.

Eine ganze Weile lang saßen wir so da und schwiegen.

Bis es plötzlich klingelte. „Erwartest du jemanden?", fragte ich. „Nein", erwiderte Ichiro. Der schwarzhaarige erhob sich und ging mit beschützerischem Gesichtsausdruck in Richtung Tür. Ich fand es süß, wie er immer schaute, wenn er damit rechnete, dass ich in Gefahr sein könnte.

Mit etwas Abstand lief ich ihm hinterher und beobachtete das Geschehen.

Ein Mann, der in einen schwarzen Umhang gehüllt war, stand vor der Tür. Außer seinem Kinn - Dreitagebart miteingeschlossen - konnte ich nichts von ihm erkennen.
„Guten Tag", sagte der Mann. Seine Stimme klang kratzig, aber auch sanft.
„Ich bin nur hier um eine Nachricht zu übergeben", erklärte er. „Und warum sollten wir Ihnen vertrauen?", fragte mein Freund misstrauisch. „Es geht um Hinas Großmutter."
Bei der Erwähnung meiner Großmutter wurden meine Augen groß.
„Meine Großmutter?"
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drückte der Mann Ichiro einen Brief in die Hand und verschwand.

Ichiro schloss die Tür und trat zu mir. Mein Blick war permanent auf den Brief gerichtet. Was da wohl drin stand?

Gemeinsam gingen wir zurück ins Wohnzimmer.
Kaum saßen wir wieder nahm ich den Brief und inspizierte ihn.

Hina Tsuki
Sternenstraße 3
Anonym

Langsam öffnete ich den Brief, holte das Papier aus dem Umschlag und faltete es auf. Dann begann ich zu lesen.

Liebe Hina,
ich weiß, dass das verrückt klingt, aber deine Großmutter war eine sehr wichtige Frau. Wenn du mehr über sie erfahren möchtest, geh zum Schloss. Dort findest du eine Person, die dir helfen kann.
Bevor du das tust möchte ich dir noch ans Herz legen, dich nicht deiner Mutter anzuvertrauen. Sie wird versuchen dich aufzuhalten.
Viele liebe Grüße

Ich faltete den Zettel wieder zusammen und legte ihn auf den Tisch. Ichiro schaute mich erwartungsvoll an.
„Was steht drin?", fragte er. „Dass ich zum Schloss gehen soll, weil da jemand ist, der mir helfen kann, etwas über meine Großmutter herauszufinden." „Ausgerechnet zum Schloss? Dort sind doch wahrscheinlich die Flüchtlinge untergebracht."
Ich legte meinem Freund die Hand auf die Schulter.
„Ich weiß, dass du die anderen Magier nicht treffen willst, aber wir würden sowieso unbemerkt gehen. Und du weißt, wie sehr ich mir wünsche, meine Familiengeschichte zu erfahren. Ich habe meine Großmutter nie getroffen und Mutter wurde immer sauer, wenn ich nach ihr gefragt habe. Genau deswegen habe ich ja keine Ahnung, woher meine Familie überhaupt kommt. Jetzt erfahre ich, dass meine Großmutter irgendwie wichtig war und will natürlich noch mehr wissen."
Der Magier seufzte.
„Gut, du wirst es dir eh nicht ausreden lassen und ich werde dich ganz sicher nicht alleine gehen lassen."
Ich fiel ihm um den Hals und drückte ihn ganz fest.
„Dann lass uns gehen!", rief ich aufgeregt. „Erstmal ziehen wir uns um", sagte Ichiro.

Wenig später traten wir mit schwarzen Mänteln auf die Straße.
Unter meinem Mantel trug ich ein dunkelblaues, knielanges Kleid, eine schwarze Strumpfhose, schwarze Schuhe und ein schwarzes Jäckchen.

Da wir nicht allzu weit vom Schloss entfernt wohnten, dauerte es zu Fuß dorthin nur eine Stunde.

Als wir dann vor dem großen Tor standen, fragte ich mich, was wir nun machen sollten. Die Wachen würden uns sicher nicht reinlassen.

„Was machen wir jetzt?", fragte ich schließlich. „Das überlege ich auch gerade", war die Antwort.

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Heyyy, was denkt ihr?

Wer könnte wohl diese mysteriöse Person sein, die Hina helfen kann?

Schöne Woche euch noch 🩵

Die falsche WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt