Ich schlug die Augen auf und erschrak.
Ich befand mich nicht mehr im Schlafzimmer meiner Mutter sondern saß auf einer Bank im Schlossgarten meines Zuhauses. Hektisch schaute ich mich um, doch ich entdeckte weder Spuren des Kampfes noch feindliche Soldaten.Dann fiel mir die Stimme von eben wieder ein. Wie auf ein stummes Komando erschien vor mir ein helles Licht, sodass ich meine Augen zukneifen musste.
Als ich sie wieder öffnete, stand eine Frau vor mir. Es war so, als ob ich in einen Spiegel schauen würde.
„Mama?"
Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Sie lächelte liebevoll.
„Ja, Aiko. Ich bin es."
Tränen stiegen mir in die Augen.
„Aber...wie...?"
„Du hast eine Verbindung zum Tod, Kind."
„Kann ich dich..."
Sie nickte und ich fiel ihr um den Hals.Zugegeben, es war etwas seltsam. Wir sahen gleich alt aus. Wir hätten Zwillinge sein können.
Doch dies war meine Mutter und es war mir egal.Sie drückte mich und mir liefen die Tränen über das Gesicht.
Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und ich wischte meine Tränen weg.
„Ich bin hier um dir deine Fragen zu beantworten", erklärte Mama.
Ich überlegte. Es gab so viele Fragen zu stellen. Wo sollte ich nur anfangen?
„Was ist mit dir passiert? Wer waren diese Männer, die dich getötet haben?"
Sie seufzte traurig.
„Das waren Nachfahren der Mannschaft des Yoru. Er war Kaguyas Schüler."
„Der Werwolf, der um die Welt gereist ist?"
„Genau."
„Warum haben sie das getan?"
„Sie dachten die Engel wären in das Verschwinden ihrer Göttin verwickelt."
„Das ist doch unglaublich. Immer wird eine Spezies gesucht, der man die Schuld zuschieben kann. Engel, Gestaltwandler..."
„So ist die Welt. Unfair und hart."Ich schwieg. Sie hatte recht. Und das machte mich traurig und wütend. Meine Mutter schien das zu merken und legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.
Dann fiel mir etwas ein.
„Sayuri sagte die Anhänger eurer Eltern seien hinter uns her. Es klang so als ob sie dachte, sie seien die Schuldigen."
„Ja, sie waren hinter uns her und ich habe sogar einige von ihnen getroffen. Aber nachdem sie einige Briefe gelesen haben, die meine Mutter an mich geschrieben hatte, haben sie aufgehört uns zu verfolgen."
„Und Sayuri weiß das nicht?"
„Tatsächlich dachte ich sie wüsste das, aber auch der Engel des Lebens ist nicht allwissend."Erneutes Schweigen. Ich musste meine Gedanken ordnen.
„Kann ich Geister beschwören?"
Ja, das war eine komische Frage, doch es interessierte mich.
„Im Prinzip schon. Es wäre dann so wie jetzt. In einem Traum. Aber nur ich kann von mir aus eine Verbindung herstellen. Das liegt daran, dass ich der Engel des Todes war. Wenn du mit jemand anderem sprechen möchtest, musst du die Person aus dem Jenseits rufen."
„Und wie mache ich das?"
„Entweder du denkst an einen Namen - es muss der ganze Name sein - oder du denkst an die Spezies, dann kommt halt irgendwer von dieser Spezies."
Ich war beeindruckt. Von meiner Mutter und von mir selbst. Das alles war einfach nur...wow.„Aiko", sagte eine entfernte Stimme.
Ich schaute mich verwirrt um.
„Du musst los", meinte Mama.
„Aber wir haben uns doch gerade erst wieder gesehen. Ich will dich nicht nochmal verlieren."
Sie legte ihre Arme um mich.
„Ich werde immer bei dir sein. Und ich will, dass du weißt wie stolz ich auf dich bin."
Sie sah mir in die Augen.
„Bitte sag meinen Schwestern und deinem Vater, dass ich sie ewig lieben werde."
Ich nickte und erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen.
„Ich liebe dich, Aiko."
Sie küsste meine Stirn.Kurz darauf wurde alles schwarz.
☆
Ich öffnete die Augen und erblickte Shuka.
„Guten Morgen. Alles in Ordnung bei dir?"
„Morgen. Ja, warum. Und was machst du hier?"
„Ich wollte dich aufwecken. Gleich gibt's Frühstück. Und du hast im Schlaf geweint."
„Wirklich?"
Ich strich unter meinem rechten Auge entlang und tatsächlich war es dort feucht.Meine Tante setzte sich auf das Bett.
„Was ist passiert?"
„Es war...meine Mutter..."
Ihre Augen weiteten sich.
„Ayame?"
Ich nickte.
„Sie hat mit mir gesprochen. Ich soll euch ausrichten, dass sie euch ewig lieben wird."
Man sah ihr an, dass sie mit den Tränen kämpfte. Ich verstand wie sie sich fühlte, mir ging es nicht anders.„Lass uns frühstücken", schlug die Schwarzhaarige vor.
„Ja."Als wir am Tisch saßen überlegte ich wie ich die Nachricht am besten überbringen sollte.
Ich räusperte mich und alle Köpfe drehten sich zu mir.
„Ich habe euch etwas zu überbringen."
Shuka fand ihre Fingernägel plötzlich überaus interessant, während die anderen beiden mich erwartungsvoll ansahen.
„Ich soll euch von meiner Mutter ausrichten, dass sie euch ewig lieben wird."
Es war still. Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.Schließlich brach Sayuri die Stille.
„Du hast Ayame beschworen?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Sie kam zu mir."
„Aber wie ist das möglich?"
„Sie meinte, es sei möglich, weil sie der Engel des Todes war."
Erneut machte sich die Stille breit.Eine Träne lief über Meis Gesicht, Sayuris Blick war nach innen gerichtet, Shuka inspizierte noch immer ihre Nägel und ich rutschte weiterhin auf meinem Stuhl hin und her.
„Übrigens...", ergriff ich erneut das Wort.
Alle schauten wieder zu mir.
„Mama hat mir erzählt wer sie getötet hat."
Stille. Keine Reaktion.Sagt irgendwas, dachte ich.
Als hätte Shuka meine stille Bitte gehört, fragte sie: „Und wer war es?"
„Nachfahren von Yorus Mannschaft."
„Ich habe den Werwölfen noch nie vertraut."
Mei schaute mich traurig an.
„Mei hat Yoru einmal auf seiner Reise geholfen. Ohne sie wäre seine ganze Mannschaft gestorben", erklärte Sayuri mir.
„Oh", sagte ich mitfühlend.
Das musste sich wie Verrat für sie anfühlen.Den Rest des Frühstücks aßen wir schweigend.
Danach ging Shuka wieder mit mir zum Trainingsraum.
„Wir wärmen uns erstmal mit ein paar Dehnübungen auf und laufen dann drei Runden. Danach erkläre ich dir, was wir heute machen."
Ich nickte und wir begannen mit den Dehnübungen.Nachdem wir die letzte Runde beendet hatten stellten wir uns an den Rand der Laufbahn.
Meine Tante begann den Trainingsplan zu erklären.
„Ich habe nochmal mit meinen Schwestern gesprochen und wir sind der Meinung, dass wir doch noch nicht direkt mit deinem Magietraining beginnen sollten. Stattdessen trainieren wir erst einmal deine Beweglichkeit und das Fliegen."
„Moment mal. Fliegen?"
„Ja."
„Wie soll ich denn fliegen?"„Mit deinen Flügeln natürlich."
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Hallöle allerseits!
Wie geht's euch so?Habt ihr einen schönen Sommer?
Was denkt ihr von Aikos Mutter und ihrer Geschichte?
Einen schönen Sonntag euch allen 💜
Tschüssi 👋🏻
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Die falsche Wahrheit
Viễn tưởng« Ich drehte mich um und schaute in lila Augen. » Die Prinzessin des Zauberwaldes und ein normales Mädchen. Werden sie die Welt vor der Dunkelheit retten und ihr eigenes Schicksal drehen können? Wird Prinzessin Aiko mehr über ihre Vergangenheit erf...