14. Die Prinzessin des Zauberwaldes - Hina

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Ich nahm meine Kapuze ab und sah die Prinzessin nun viel besser.

Sie war wunderschön. Prinzessin Aikos weiße Haare reichten ihr bis zur schlanken Taille und ließen sie überhaupt nicht älter aussehen - wie man bei weißen Haaren vielleicht denken könnte. Die schwarzen Hörner, die den Kopf der 21-jährigen zierten, waren elegant nach oben geschwungen.
Was aber meine Aufmerksamkeit am meisten auf sich zog, waren ihre lila Augen. Es waren genau die Augen, die ich in meinem Traum gesehen hatte.

Nach einer Weile, in der mich alle nur angestarrt hatten, rief eine der beiden Wachen: „Bist du nicht die Verlobte von Takumi? Und bist du nicht vor zwei Jahren gestorben? Das wurde überall in den Nachrichten ausgestrahlt!"
Nun war es raus.

Prinzessin Aiko, sowie ihr Freund schauten mich an, als wäre ich ein Geist.

Ich wollte dazu eigentlich nichts sagen. Das war noch immer ein schwieriges Thema für mich und ich hasste Takumi dafür, dass er sich so aufgespielt hatte. Er hatte tatsächlich so getan, als ob er versucht hätte mich zu retten, es aber nicht rechtzeitig geschafft hatte. Seitdem behauptete er, Rache nehmen zu wollen.

„Lass sie in Ruhe", schaltete sich Ichiro ein. „Und wer sind Sie?", fragte die Wache. „Ich sehe keinen Grund dafür, Ihnen das mitzuteilen." „Lasst sie bitte rein", bat Prinzessin Aiko die Wachen.
Diese warfen sich einen vielsagenden Blick zu und öffneten tatsächlich das Tor.

Wir traten ein und die Prinzessin des Zauberwaldes führte uns in ein Wohnzimmer im linken Flügel des Schlosses.

„Setzten Sie sich", forderte sie uns auf. Ichiro und ich setzten uns auf ein Sofa gegenüber der Prinzessin und ihrem Freund. „Wollen Sie die Kapuze nicht abnehmen?", richtete sie sich an meinen Freund. „Ich lasse sie lieber auf, danke", erwiderte dieser. Prinzessin Aiko zuckte mit den Schultern. „Wie Sie meinen."

„Dürfte ich fragen, wie Sie heißen?", fragte Prinzessin Aiko. „Ich bin Hina", antwortete ich und wunderte mich zeitgleich darüber. Normalerweise vertraute ich fremden Leuten nicht so schnell, aber vielleicht lag es an meinem Traum. Konnte das sein? „Ich denke mal Sie kennen meinen Namen", lächelte die weißhaarige. „Natürlich", erwiderte ich. „Und natürlich auch Euren Namen", ergänzte ich in Richtung des Freundes der Prinzessin, Hayato. Dieser lächelte mich an. „Dürfte ich auch Ihren Namen erfahren?", fragte diese Ichiro. Er dachte kurz darüber nach und erwiderte schließlich: „Ich würde es vorziehen, meinen Namen vorerst nicht zu nennen." Die 21-jährige nickte.

„Dennoch würde mich interessieren, warum Sie zum Schloss gekommen sind", sagte sie. „Ich habe einen Brief erhalten, in dem stand, dass hier jemand ist, der mir helfen kann, etwas über meine Großmutter herauszufinden", erklärte ich. „Ihre Großmutter?" „Ja, ähm...es ist...kompliziert." „Alles klar.."

Ichiros Handy klingelte. Er nahm ab und wir waren still.

Schließlich sagte er: „Alles klar." Daraufhin legte er auf.

„Habt Ihr hier einen Fernseher, Eure Hoheit?", fragte er Prinzessin Aiko. „Ja, wieso?" „Dürfte ich Euch bitten, kurz die Nachrichten einzuschalten?" „Natürlich", erwiderte die Prinzessin und schaltete einen Fernseher, der mir vorher gar nicht aufgefallen war, ein.

Auf dem Bildschirm erschien eine Reporterin und die Wache von vorhin. Im Hintergrund war das Schloss zu sehen.

„Ich bin mir sicher, dass sie es war", sagte die Wache. Die Reporterin drehte sich zur Kamera. „Sie haben es gehört, liebe Mitbürger. Hina, die totgeglaubte Verlobte unseres Beschützers, Takumi, ist zurück. Aber war es wirklich sie? Wir schalten nun zu Hiroto, der ein Interview mit Takumi führen wird."

‚Na das kann ja mal was werden', dachte ich und betrachte den Bildschirm skeptisch.

Das Bild änderte sich und nun war ein Reporter mit Glatze und dunklem Bart zu sehen. „Guten Tag! Ich stehe hier auf der Hauptstraße und warte auf Takumi, der versprochen hat uns ein Interview zu geben." Kurz darauf erschien eine Wolke aus grünem Rauch und als sich diese lichtete kam Takumi zum Vorschein. „Guten Tag, Herr-", setzte der Reporter an, doch mein Ex unterbrach ihn: „Nennen Sie mich einfach Takumi."

Ich verdrehte die Augen. Natürlich musste er einen auf freundlich und bescheiden machen. Ichiro legte mir eine Hand auf das Knie. Das beruhigte mich sofort.

„Takumi, wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erfahren haben, dass Ihre totgeglaubte Verlobte gesehen wurde?", fragte nun der Reporter. „Als erstes natürlich überglücklich. Aber dann habe ich mich gefragt, ob es wirklich stimmen kann, schließlich habe ich sie tot gesehen, als ich zu spät kam um sie zu retten."

„So ein Lügner", beschwerte ich mich. Prinzessin Aiko schaute zu mir, sagte jedoch nichts.

„Das ist natürlich verständlich", sagte der Reporter mitfühlend, „Aber was wenn es tatsächlich stimmt?" Takumi überlegte. „Ich würde sie wirklich gerne noch mal sehen können. Ich liebe sie noch immer und mein größter Wunsch ist es, mich bei ihr entschuldigen zu können."

„Entschuldigen?!" Ich sprang auf, setzte mich aber wieder nachdem Ichiro meine Hand genommen hatte, um mich zu beruhigen.

„Wieso wollen Sie sich denn entschuldigen?", fragte nun der glatzköpfige. „Dafür, dass ich sie nicht retten konnte", erklärte der ‚Held' theatralisch. „Es war doch nicht Ihre Schuld."

Jetzt hatte ich endgültig genug. „Natürlich war es seine Schuld!", rief ich. Mein Freund zog mich näher zu sich und flüsterte mir zu: „Beruhige dich. Menschen sehen nur, was sie sehen wollen. Sie sind dumm." Ich atmete tief durch.

„Es war meine Schuld. Ich war nicht rechtzeitig da, um sie zu retten." „Nun, möglicherweise lebt sie ja noch. Wenn der Zeige recht hatte." „Ich hoffe es wirklich sehr."

Das reichte mir. Mehr konnte ich nicht hören. „Euer Hoheit, würde es Euch etwas ausmachen, das auszuschalten?"

Als Antwort schaltete Prinzessin Aiko den Fernseher aus. „Sie sind die Frau, von der die Rede ist?" „Leider ja." „Sie sind nicht tot. Und soweit ich das verstanden habe sollen Sie laut allen anderen Menschen hier - außer Ihrem Begleiter, schätze ich - fröhlich diesem Takumi in die Arme springen." „Ja", grummelte ich. „Aber Sie wollen das nicht und hassen ihn sogar?" „Korrekt." „Dürfte ich fragen warum?"

Ich überlegte. Sollte ich es ihr erzählen? Wahrscheinlich schon. Warum vertraute ich ihr so schnell? Dafür fand ich keine richtige Antwort, doch ich hatte einfach das Gefühl, ihr vertrauen zu können.

„Wegen seiner Entscheidung wäre ich vor zwei Jahren fast gestorben. Er hatte die Wahl zwischen meinem und seinem Leben. Er hat sich für seines entschieden."

Die Prinzessin sah überrascht aus und fragte: „Sind Helden nicht immer diejenigen, die mit aller Kraft versuchen, andere zu retten?" „Ja, aber er ist halt kein richtiger Held", erklärte ich, „Das denken nur alle." Die Tochter von König Masahiro machte ein nachdenkliches Geräusch.

„Bitte sie um Hilfe. Ihr werdet ein gutes Team sein!"

Die falsche WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt