Kapitel 8 - Bitte bleib

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„Und das, meine Damen und Herren, ist der Grund, warum man zuerst das Müsli und dann die Milch in die Schüssel geben sollte", lallte Louis und verbeugte sich vor dem Publikum, welches aus vier absolut desinteressierten Personen bestand. Als Louis sein Getränk in der kleinen Studentenküche auffüllen wollte, sah er ein Mädchen bei der Vorbereitung von Müsli, jedoch fand zuerst die Milch den Weg in die Schlüssel. Louis musste diesen Irrsinn aufklären. Er war derart in seinem Element, dass er nicht bemerkte, dass das Mädchen bereits nach dem ersten Satz den Raum verlassen hatte.

„Lou, dir hört niemand zu, kommst du bitte wieder vom Tisch?", fragte Liz. Louis formte mit seinen beiden Zeigefingern ein Kreuz. „Nein, Hexe!", sagte Louis, verlor aufgrund seiner Gestikulierung jedoch das Gleichgewicht und drohte vom Tisch zu fallen. Im letzten Moment konnte er sich wieder fangen und entschied kurz darauf, aus Sicherheitsgründen doch den Tisch zu verlassen. „Man ist keine Hexe, wenn man Augen im Kopf hat", sagte sie, während sie sich dicht neben Louis stellte.

Louis hat alles versucht, jede ihm denkbare Ausrede angebracht, warum er in Harry's Büro war. Er hat sogar versucht, sie davon zu überzeugen, dass er einen Ferienjob als seine Putzkraft hat. „Es sind noch nicht einmal Semesterferien", war die einzige Reaktion von Liz, weswegen Louis das Gespräch mit den Worten „Ja, wir ficken" beendete und sie im Gang stehen ließ. Louis begann, sich den Frust mit Alkohol herunterzuspülen. Würde Liz ihn verraten? Würde Liz Harry darauf ansprechen? Würde sie Louis sein Studium und Harry seinen Job kosten?

Eigentlich mochte Louis Liz, aber die Grenzen zum Wahnsinn waren bei eifersüchtigen Menschen teils fließend. Das wusste auch Louis' bester Freund, dessen letzte Freundin durchgedreht und das Unterkunftszimmer auseinander genommen hat. Sie hatte sogar Louis' Aufzeichnungen zerstört, an denen er wochenlang saß. Die Professorin glaube Louis damals kein Wort. Sie betitelte die Ausrede als noch unkreativer, als die, dass das Haustier sie gefressen hätte. „Lou?", fragte Liz und schnipste mit ihrem Finger vor seinem Gesicht. „Was ist? Es wird meine letzte Party an dieser Universität sein. Lass mir wenigstens diesen einen Abend", sagte Louis.

„Bitte was? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das gegen dich verwende?", fragte Liz. „Warum warst du dann so geil drauf, es zu wissen?", fuhr Louis sie an. „Weil ich neugierig bin und wir Freunde sind, du mir sonst auch alles erzählst?", erwiderte Liz. „Oh", sagte Louis mit zuckenden Schultern. Louis hatte viele Szenarien im Kopf, wie diese Situation hätte ausgehen können, aber einen derart banalen Ausgang hätte er nicht erwartet.

Louis' Stimmung wurde nach diesem Gespräch besser, der Pegel höher. „Louis", flüsterte Michael von hinten in Louis' Ohr und schlang die Arme um seinen Körper. „Hi", antwortete der Kleinere und drehte sich in Michael's Armen, um diesem ins Gesicht sehen zu können. Er war offensichtlich ebenso alkoholisiert. „Lust auf Flunkyball?", fragte Louis, was Michael mit einem Nicken kommentierte. Sie waren gut in diesem Spiel, sogar sehr gut. „Ich geh mal an die frische Luft, kommst du mit?", fragte Michael Louis nach Abschluss der siegreichen Runde. Sowohl Louis, als auch Michael waren sichtlich mit der Koordinierung ihrer Gliedmaßen beschäftigt.

Sie verließen das Gebäude und sofort wurde Louis von Michael mit dessen Körper gegen die Wand gedrückt. Louis spürte Michael's Zunge an seiner Unterlippe und öffnete daraufhin seinen Mund, ließ ihn gewähren. Für einen Moment gab Louis sich der Situation hin, doch als er Michael's Hand an seinem Gürtel spürte, unterbrach ihn Louis bei seinem Vorhaben. „Möchtest du den letzten gemeinsamen Abend nicht wiederholen?", fragte Michael. „Darüber würde ich mir gerne nüchtern Gedanken machen", sagte Louis und streichelte Michael sanft über die Wange. „Okay, entschuldige, dass ich so stürmisch war. Ich dachte, wir wollen das beide", sagte er leise. „Alles gut, ich war beim ersten Mal nicht anders, mach dir keinen Kopf. Lässt du mich bitte kurz allein?", fragte Louis. Michael nickte und kehrte zurück in das Unterrichtsgebäude.

Louis hielt es für eine hervorragende Idee, Harry's Nummer zu wählen. Aus diesem Grund hatten sie doch schließlich Nummern getauscht, damit Louis sich melden kann. „Harry!", schrie er beinahe ins Telefon, als sein Anruf entgegen genommen wurde. „Gerade wollte ein Typ Sex mit mir haben. Aber eigentlich hätten wir gerade Sex", lallte Louis zusammenhanglos ins Telefon. „Moment, ich geb dir Harry", sagte eine weibliche Stimme, was Louis augenblicklich im Boden versinken ließ. Hatte er gerade ernsthaft Harry's Schwester erzählt, dass er Sex mit ihrem Bruder hat? Louis beendete sofort das Telefonat und setzte sich auf den viel zu kalten Boden, vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Das unaufhörliche Klingeln seines Telefons riss Louis aus seinem alkoholbedingten Sekundenschlaf. „Was?", rief er ins Telefon. „Wo zur Hölle bist du?", fragte Harry. Louis riss die Augen auf und nahm sein Handy vom Ohr, um die Uhrzeit zu überprüfen. Entgegen seiner Annahme, er hätte nur wenige Sekunden geschlafen, schien der Schlaf ganze zwei Stunden gedauert zu haben. „Sorry, bin eingeschlafen", sagte Louis. „Wo, Louis? Wo bist du? Du bist nicht in deinem Zimmer und auch nicht auf der Party", sagte Harry. „Du bist hier?", fragte Louis. „Ja und du sagst mir jetzt sofort, wo du bist", fuhr er Louis an. „Ich bin in drei Minuten in meinem Zimmer", sagte Louis und richtete sich vom Boden auf.

Als Louis das Unterkunftsgebäude betrat, entdeckte er Harry bereits vor seinem Zimmer. Außer ihm war der Gang leergefegt, da sich offenbar alle Studenten in der Partylocation befanden. „Hi", sagte Louis und öffnete die Tür. Harry sagte nichts, bis die Tür sich hinter ihnen schloss. „Willst du mich eigentlich verarschen? Wir haben vor nicht einmal 24 Stunden unsere Nummern getauscht und du nutzt sie sofort, um meiner Schwester zu erzählen, dass irgendein Typ gerade mit dir vögeln wollte?", fuhr Harry ihn an. Louis wollte etwas sagen, doch Harry riss bedrohlich die Augen auf und schüttelte den Kopf.

„Und dann gehst du nicht mehr an dein beschissenes Telefon? Louis, ich dachte, du würdest mit K.O. Tropfen betäubt und vergewaltigt in irgendeinem Waldstück liegen", sagte Harry noch immer äußerst aufgebracht. „Ich dachte, ich sei wirklich nur kurz eingeschlafen", versuchte Louis sich zu rechtfertigen. „Hat dich jemand angefasst? Hat dir jemand wehgetan? Kannst du dich an alles erinnern?", fragte er weiter. „Nein. Ich kann mich an alles erinnern, da war nichts", sagte Louis. „Komm her", sagte Harry und zog Louis in seine Arme.

„Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du dir Sorgen machen würdest", flüsterte Louis. „Schon okay. Ich bin froh, dass es dir gut geht. Warum hast du dich denn so abgeschossen?", fragte Harry. „Es hat sich so ergeben", antwortete Louis, dem durchaus bewusst war, dass es eine dumme Antwort war. „Und der Typ?", fragte Harry weiter. „Wir hatten vor Ewigkeiten etwas miteinander. Er wollte es wiederholen, aber ich wollte das nicht", sagte Louis. „Hat er das akzeptiert?", fragte der Lockenkopf. „Harry, ich wurde nicht vergewaltigt. Niemand hat sich mir gegenüber unangemessen verhalten. Mir geht es gut", sagte er. Harry nickte, nachdem er eine ausreichend zufriedenstellende Antwort erhalten hat.

„Geh jetzt schlafen, wir sehen uns morgen", sagte Harry und verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange von Louis, doch dieser griff sofort nach seinem Handgelenk. „Bitte bleib. Ich bin heute Nacht allein, aber ich will nicht allein sein", sagte er. „Ich kann nicht bleiben", sagte Harry. Louis nickte und spürte die aufsteigende Übelkeit, rannte ins Badezimmer und entleerte augenblicklich seinen Mageninhalt. Louis fühlte sich dreckig, das Erbrochene nahm kein Ende. „Schon gut", flüsterte Harry und streichelte sanft über Louis' Rücken, bis dieser sich nach ungefähr einer Stunde wieder aufrichtete und vorsichtig seine Zähne putzte.

Als Louis das Badezimmer verließ, saß Harry wartend auf Louis' Bett. „Ist es besser?", fragte er. Louis nickte. „Los, du musst schlafen", sagte Harry und zog Louis vorsichtig die Kleidung vom Körper, um ihn kurz darauf in seinem Bett abzulegen. „Bitte, Harry", versuchte Louis ein letztes Mal. Harry atmete tief durch, bis er zögerlich nickte und sich langsam entkleidete. Er krabbelte zu Louis ins Bett und schloss seine Arme von hinten um Louis' Körper. Behutsam streichelte Harry über Louis' Bauch, bis seine Bewegung allmählich langsamer wurden. „Gute Nacht, Louis", flüsterte er gegen Louis' Haare, bevor er seine Augen schloss.

Fuck Me, Prof. | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt