Kapitel 17 - Das ganze Jahr Sex

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Die stickige Luft und die viel zu laute Musik waren die Dinge, die Louis nicht vermisst hat. Auf dem kurzen Weg von der Toilette zur Bar wurde er ganze zwei Mal angesprochen. „Wollen wir rumknutschen?", fragte Louis seinen besten Freund. „Was los, Frischfleisch? Kein Interesse mehr daran angebaggert zu werden?", fragte Zayn lachend. Louis griff in seine Hosentasche und zog zahlreiche zerknüllte Zettel hervor. Sie waren erst eine Stunde in der Bar und doch sammelten sich die zugesteckten Nummern in Louis' Hosentasche. „Mit diesen Nummern könnte ich das ganze Jahr Sex haben", stellte Louis fest und warf die Zettel in den neben der Bar befindlichen Mülleimer.

„Wow. Du wirst wohl sesshaft?", scherzte Zayn. Zayn zog eine ähnliche Anzahl Zettel aus seiner Tasche und warf sie ebenso weg. „Schauen wir mal. Ich fände es aber unangebracht, gleich in der ersten Nacht, die wir getrennt voneinander verbringen, fremdzugehen", erwiderte Louis breit grinsend. „Ich würde dir die Ohren lang ziehen", sagte Zayn. „Du bist auf seiner Seite? Du kennst Harry doch überhaupt nicht", sagte Louis sichtlich irritiert. „Er hält es länger mit dir aus, als jeder andere. Er muss etwas besonderes sein", sagte Zayn und gab Louis einen Kuss auf die Wange. Louis griff beherzt an Zayn's Hintern und zwinkerte ihm zu.

Gemeinsam gingen sie auf die Tanzfläche. „Und hast du eigentlich Lust heute bei mir zu schlafen?", hauchte Louis Zayn grinsend ins Ohr, während er ihn immer wieder anzutanzen versuchte. „Ich dachte, das sei klar", sagte Zayn. „Doch nicht so schwer rumzukriegen", scherzte Louis, der sein Getränk in einem Zug leer trank und direkt zurück zur Bar ging. „Zwei Gin Tonic bitte", bestellte er, nachdem der Barkeeper sofort auf ihn zu kam. Er war leicht bekleidet, sein Hemd weit offen und der Bund seiner Boxershorts schaute aus der viel zu engen Hose raus. „Geht auf's Haus", sagte er mit einem Zwinkern.

Er nahm dankend die kostenfreien Gläsern entgegen und lief zurück zu Zayn, der gerade mit einem zumindest von hinten sehr attraktiven Mann sprach. Er war größer als Zayn und hatte wunderschöne Locken, die ihn an Harry erinnerten. „Hey", sagte Louis und stellte sich neben die beiden. „Hey Louis, schön dich wiederzusehen", sagte der von vorne und von der Nähe noch viel attraktiver aussehende Mann. „Kennen wir uns?", fragte Louis irritiert. „Oliver. Wir haben uns im Schullandheim früher geküsst. Unglaublich, dass du das vergessen hast", sagte er grinsend. „Oliver!", platzte es aus Louis heraus, als er sich zu erinnern begann, schloss ihn freudig in seine Arme.

Louis hatte Oliver nicht mehr gesehen, seit er nach London gezogen ist. Damals, als er nahezu noch ein Kind war, war er unsterblich verliebt in Oliver, aber dieser hatte kein großes Interesse an Louis. Sie waren zu jung und Oliver war damals noch in der Findungsphase. In Anbetracht der Tatsache, dass sie sich in einer Schwulenbar trafen, schien er sich gefunden zu haben. „Du bist so groß geworden, damals war ich doch größer als du", stellte Louis fest. „Stimmt. Du bist im Wachstum scheinbar irgendwann stehen geblieben", scherzte Oliver. Louis verschränkte seine Arme vor dem Körper. „Ich bin nicht überall so klein", sagte Louis lachend und sichtlich alkoholisiert. Zayn warf Louis einen bösen Blick von der Seite zu, doch Louis zuckte nur mit den Schultern.

„Hast du Lust zu tanzen?", rief Louis laut in Oliver's Richtung, welcher begeistert nickte. Ein ruhiger Song begann und Oliver zog Louis nah an sich. Gemeinsam bewegten sie sich zur Musik, bis Oliver sich zu Louis beugte. „Du warst schon immer ziemlich niedlich, aber mittlerweile bist du einfach unglaublich attraktiv", flüsterte Oliver und fuhr mit seinen Händen an Louis' Taille. „Hey, sorry, aber mach das bitte nicht", sagte Louis. Oliver nahm augenblicklich seine Hände von Louis und hob sie entschuldigend in die Luft. „Aber ein gemeinsames Getränk ist drin?", fragte er. Louis nickte und ging mit Oliver zur Bar, an welcher Zayn bereits stand und die beiden musterte. Zayn beugte sich zu Louis. „Mach keinen Scheiß", sagte er. „Nein, das habe ich nicht vor", sagte Louis zuversichtlich.

Der letzte gemeinsame Abend in Doncaster war lange her und es wirkte allmählich so, als wollte Louis den verpassten Alkohol in nur einer Nacht aufholen. Es fiel ihm zunehmend schwerer, sich auf den Beinen zu halten. Ohne die Theke der Bar, die Louis seit mehreren Minuten als Stütze diente, wäre Louis schon lange umgekippt. „Wollen wir langsam los?", fragte Zayn. Louis nickte, lehnte sich nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Im letzten Moment griff Oliver nach Louis und schützte ihn somit vor dem unsanften Aufprall. „Mein Retter", schrie Louis und fiel Oliver um den Hals.

„Ich bringe euch noch nach draußen", sagte Oliver und hob Louis' Körper hoch, trug ihn durch die schwitzende Menschenansammlung auf der Tanzfläche. „Geht's dir gut?", fragte Oliver lallend in Zayn's Richtung, als sie den Außenbereich erreichten. „Ja", sagte Zayn kurz angebunden mit ernstem Blick, dem die Situation zwischen Louis und Oliver offensichtlich missfiel. „Wo müsst ihr hin? Ich würde euch gern begleiten", schlug Oliver vor. „Nein", sagte Zayn sofort und zog Louis hinter sich her, der von dieser ruckartigen Bewegung sichtlich überfordert über seine eigenen Füße stolperte und zu Boden fiel. „Fuck, was soll das", fuhr Louis ihn an und sprang wieder auf, was deutlich besser funktionierte als laufen.

Oliver stellte sich zwischen die beide. „Komm Louis, wir gehen zu mir", sagte dieser. „Verpiss dich", rief Zayn ihm zu und griff nach Louis' Hand. „Verpiss du dich. Versau mir hier nicht meine Nummer", sagte Oliver. „Deine Nummer?", mischte sich Louis ein. „Bringen wir zu Ende, wozu ich damals noch nicht bereit war", sagte Oliver und presste seine Lippen auf die von Louis. Louis zog sich sofort zurück. „Ich will nicht mit dir vögeln. Ich bin mit Zayn hier", lallte Louis und schloss seine Arme um den Körper seines besten Freundes, sprang an seinem Körper nach oben, woraufhin beide augenblicklich das Gleichgewicht verloren und unsanft zu Boden fielen.

Laut lachend blieben sie am Boden liegen. „Kommst du jetzt mit, Louis?", fragte Oliver sichtlich genervt. „Verpiss dich", riefen Louis und Zayn im Chor, während sie kuschelnd auf dem kalten Boden lagen. Oliver schüttelte beinahe wütend den Kopf und ließ die beiden zurück. Louis drehte seinen gesamten Körper zu Zayn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Zaynie, ich liebe dich. Ich wäre nicht mit ihm mitgegangen. Nur du bist wichtig", lallte er. „Du genießt die Aufmerksamkeit, oder?", fragte Zayn grinsend. „Und wie", bestätigte Louis lachend. Louis mochte das Gefühl, begehrt zu sein, doch noch viel mehr mochte er das Gefühl, von Harry begehrt zu werden. Er wollte niemand anderen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die beiden sich endlich vom Boden aufrichteten. „Ich schaff's nicht nach Hause. Ich ruf ein Taxi", sagte Louis und griff in seine Hosentasche, bis er bemerkte, dass er kein Handy dabei hatte. „Gute Idee, kein Handy mitzunehmen. Wirklich gute Idee", sagte Louis grinsend. „Ja, der Plan hat einige Lücken, das ist mir schon aufgefallen", erwiderte Zayn und legte den Arm um Louis. „Ihr! Ruft ihr uns ein Taxi?", fragte Louis und zeigte mit dem Finger auf zwei eng umschlungen stehende Männer in der Raucherecke. Die beiden musterten Louis und Zayn, kamen der Aufforderung dann jedoch nach und riefen ihnen ein Taxi.

„Probier du es", forderte Louis seinen besten Freund auf und reichte ihm seinen Haustürschlüssel. Louis hat wirklich alles gegeben und doch ist er an dem kleinen Schloss versagt. Zayn hatte die selben Probleme. Er war bemüht, doch die Bemühungen reichten nicht. Als sich die Tür dennoch öffnete, schauten sie sich verwundert an. „Mom!", rief Louis etwas zu laut für die aktuelle Uhrzeit. „Na, mein Schatz. Hattest du ein Getränk zu viel?", fragte sie mit einem Zwinkern und hielt die Tür auf, um beiden den Zutritt zum Haus zu ermöglichen. „Aber nur eins, Jay", mischte sich Zayn ein und zog Louis und seine Mutter in eine Gruppenumarmung.

Zayn stützte sich an allen auf dem Weg befindlichen Gegenständen ab, um zum alten Kinderzimmer von Louis zu gelangen. Louis hingegen ging in die Küche, befüllte zwei Gläser mit Wasser und kippte etwas Elotrans in die Flüssigkeit. Er wollte nicht riskieren, morgen einen Kater zu haben und Elotrans stellte sich bereits vor Jahren als Wundermittel heraus. Während das Pulver sich im Getränk verteilte, riskierte er einen Blick auf sein Handy und entdeckte Harry's Namen auf dem Display. Sofort begann sein Herz höher zu schlagen.

‚Ich hoffe, du hast einen schönen Abend. Komm gut nach Hause und schlaf dann gut. Ich denke an dich. Du fehlst.'

Fuck Me, Prof. | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt