Teil 4 - Das Abendessen

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Calisto

Der Abend kam schneller als erwartet und ehe ich mich versah, war auch schon beinahe der erste Tag in meinem Zuhause um.

Ich hatte nur unheimliches Glück das Sommerferien waren. So brauchte ich nicht früh ins Bett, auch wenn ich jetzt schon unheimlich müde war und mich am liebsten nur noch ins Bett legen und schlafen wollte.

Davide hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, als ich mit dem Gedanken spielte, das Abendessen wirklich sausen zu lassen und meine Brüder doch erst morgen kennen zu lernen, als er an meine Türe geklopft hatte und ich Idiot ihn auch noch herein gebeten hatte. Er hatte mir gesagt, dass ich mich für das Abendessen herrichten sollte und Anzug Pflicht ist. Also Abendgarderobe.

Ist jedoch nicht das erste mal das ich einen Anzug tragen musste. Es war mir jedoch unheimlich peinlich, dass mich Davide dabei beobachtete wie ich mich umziehen musste. Ich hatte zwar alleine geduscht, mich aber sofort in einen Bademantel gehüllt, damit niemand, wirklich niemand diese Narben an meinem Rücken fand.

Aber das war eine gängige Methode der spanischen Mafia: Auspeitschen. Wenn man nicht gehorchte wurde man ausgepeitscht. Wenn man nicht gehorchte wurde man eingesperrt, sodass man die Zeit vergaß und sich selbst. Und ich wurde sehr oft ausgepeitscht und weggeschlossen, wenn mein Vater der Meinung gewesen war, dass ich nicht gehorcht hatte. Wenn er der Meinung gewesen war, dass ich seinen Ansprüchen nicht genügte.

Und ich hatte schon sehr früh das Hacken für mich entdeckt und war somit eine Bereicherung für die Familie. Keine Schande, wie es mein Cousin gewesen war. Die Schwester meines Vaters ist daran zerbrochen, als man ihr gesagt hatte, dass man ihren Sohn umgebracht hatte. Nur ich wusste es besser, dass Alexis lebte. Aber das musste ich bis heute verschweigen. Auch wenn ich nicht sehen konnte, wie meine Tante nach sechs Jahren immer noch litt und seitdem nicht mehr richtig gesprochen hatte.

Doch mein Vater es selbst schuld gewesen. Er war der Bruder des Oberhauptes gewesen. Das war aber ein Detail, welches weder meine Mutter wusste, noch würde ich das irgendjemanden sagen.

Es war peinlich und einfach nicht erwähnenswert. Es war genau der Teil meines Lebens, den ich verabscheue. Ich war in die spanische Mafia hineingeboren worden und das Oberhaupt jener Mafia war mein Onkel. Damit würde ich der rechtmäßige Nachfolger sein, da mein Onkel keine Kinder hatte. Meine Tante hatte meinen Cousin verloren und somit fiel auch Alexis aus der Rangfolge. Und von daher blieb ich als einziger übrig, der das Erbe antreten musste.

Es war eine Schande und ich wollte damit nicht in Verbindung gebracht werden. Ich wollte eigentlich immer nur einen vernünftigen Abschluss machen. Aber ich konnte doch nichts dafür, dass ich an einer öffentlichen Schule untergegangen wäre. Ich konnte wirklich nichts dafür, oder doch? Ich hatte ihm damals sogar versprochen, dass ich früher einen Abschluss machen konnte, nur um meinem Vater und meinen Onkel dann mehr bei ihren Geschäften unterstützen zu können mit meinen Fähigkeiten. Und dann müssten sie auch kein Geld mehr für mich und meine Ausbildung auslegen.

Aber nein, stattdessen hatte ich meinem Vater helfen müssen, neben der Schule. Mit meinen Fähigkeiten als Hacker hatte ich Überfälle besser managen können. Lautlos rein und wieder raus. Und wenn ich versagt hatte und es war etwas schief gelaufen, dann war ich dafür bestraft worden. Nicht das mein Vater ein Säufer und Schläger gewesen war, nicht das ich ein unfreiwilliges Mafiamitglied war und auch nicht von meiner Erfindung, die ich an meinem Handgelenk trug. Inspiriert wurde ich von einem Film und da ich die Idee sehr gut fand, habe ich sie auch wirklich in die Tat umgesetzt. Nur habe ich das Teil nicht Auge Gottes genannt, sondern das Auge der Welt. Und ich war mir sicher, dass sämtliche Behörden hinter mir her wären wenn sie wüssten, dass es sowas gibt. Aber sie wussten es nicht.

Du gehörst uns [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt