Teil 7 - Beinahe schwach

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Aurelio

Calisto hatte ein Geheimnis. Da waren meine Brüder und ich uns einig. Doch welches konnten wir nicht sagen. Doch alleine wie wir die Situation hinter dem Club vorgefunden hatten, war seltsam genug gewesen. Ja Calisto hatte Angst gehabt als er Dinozzo gesehen hatte aber irgendwie hatten wir das Gefühl, dass Cal ihn auch gekannt haben musste. Nur woher?

Das war aber auch ein Punkt von vielen. Wir wollten Calisto verstehen. Wir wollten und wir mussten ihn beschützen. Zeitgleich wollten wir die Nähe, die er im Club zugelassen hatte, fortführen.

Doch zuerst hatten wir seinen Wunsch respektiert und unser Vater hatte ihn von dem St.Louis Internat bekommen. Stattdessen soll Calisto nun auf die Universität. Aber das schaffte er nur wenn er jetzt die Abschluss Prüfungen schrieb. Doch bei seinem IQ hatten wir keine Bedenken. Seit dem Clubbesuch waren drei weitere Tage vergangen und genau seit diesem Zeitpunkt hatte sich Calisto in seinem Zimmer verschanzt. Auch seit diesem Tagen erfüllte laute Musik dessen Zimmer. Aber das hatte vermutlich auch den Hintergrund, dass er nicht hören wollte oder konnte, wenn wir Sex hatten. Aber uns hörte man nicht. Es waren eher die Frauen die meinten, dass sie alleine wären.

"Ich bekomme langsam Ohrenschmerzen von Despacito" murmelte mir Arturo zu, der sich gerade von einer jungen Frau einen blasen ließ und ich grinste

"Ach komm. Ein bisschen Musik schadet nicht" Ich erhob mich und zog mich wieder an. Irgendwie hatte ich gerade ein ungutes Gefühl, was Calisto anging. Und auch wenn wir uns eigentlich vorgenommen hatten, Calisto zu umwerben, so kamen wir nicht aus unserer Haut heraus und ich fühlte mich schon schlecht genug

"Wo willst du hin?" fragte mich Alessio und beäugte mich neugierig. Ich zucke die Schulter

"Schauen ob der Kleine noch lebt" Meine Brüder sehen mich an und dann nickten sie. Die Musik hatte sich gerade verändert und nun hörte ich wie Basta Basta von Giovanni Zarella abgespielt wird. Ich klopfte an die Tür

"Calisto? Kann ich reinkommen?"

Calisto

Die Musik war nur zur reinen Ablenkung gedacht. Ich hatte irgendeine Playlist laufen, damit meine Brüder dachten ich würde ihren Sex Lärm nicht ertragen. In gewisser Weise konnte ich das tatsächlich nicht. Es tat mir weh sie zu hören. Es tat mir weh zu wissen, dass ich es nicht war, den sie so zum stöhnen und schreien brachten. Aber so sollte ich gar nicht denken! Es waren meine Brüder. Es waren die Menschen, die ich ausspionieren sollte. Merda! Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht mehr zu irgendeiner Mafia gehören. Ich wollte frei sein und mein Leben frei gestalten.

Und vor drei Tagen zu erfahren, wer die Romanos wirklich waren, hatten mich einen Plan machen lassen. Ich würde abhauen. Irgendwo untertauchen und einfach ein neues Leben beginnen. Doch nur wo? Genau das war es, was mir noch nicht klar war. Sonst wäre ich bereits vor zwei Tagen auf und davon gewesen.
Ich lag mit dem Bauch auf dem Fußboden meines Zimmers. Um mich herum lagen einige Dokumente. Ich hatte immerhin noch einiges zu lernen wenn ich die Abschlussprüfung vom College jetzt schon schreiben sollte. Jetzt übersprang ich ganze zwei Klassen. Aber ich wollte nicht auf das St.Louis Internat, was auch ein College war. Wenn ich die Prüfungen schaffte, dann würde ich gleich für die Uni zugelassen werden. Das war immer noch besser als wenn mich am St.Louis jemand erkannte. Und diese Chance war hoch, wenn Etienne Dinozzo mich schon gefunden hatte. Ich hatte wirklich keine Lust in einen Krieg hineingezogen zu werden. Ich sollte wirklich einfach abhauen. Das wäre leichter, als mich mit meinen Gefühlen auseinander zu setzen, die einfach immer stärker wurden, anstatt schwächer.

Das Klopfen an meiner Tür hörte ich nicht. Dafür war die Musik eindeutig zu laut. Ich hörte auch nicht wie jemand mein Zimmer betrat. Ich war gerade dabei etwas wichtiges am Laptop zu tippen, als ich eine Bewegung neben mir wahrnahm. Ich unterbrach meine Arbeit und wandte meinen Kopf zu der Person, die gerade mein Zimmer betreten hatte. Einer der Zwillinge hatte sich zu mir auf den Boden gesetzt und sah von oben auf mich herab

"Du gehst uns aus dem Weg, kann das sein?" hörte ich die Frage. Am liebsten wollte ich den Kopf abwenden und ihn ignorieren, doch stattdessen konnte ich etwas in den Augen sehen, was mich stark an Traurigkeit erinnerte. Ich klappte den Laptop zu und richtete mich auf, indem ich meine Hände auf dem Boden abstützte und langsam in eine sitzende Position kam. Erst jetzt senkte ich meinen Blick

"Ich möchte euch nicht im Weg stehen" sagte ich leise. Ich hatte erwartet, dass man mich anschrie oder mir eine Ohrfeige verpasste aber nichts geschah. Nein stattdessen legte sich die Hand meines Bruders an meine Wange und doch zuckte ich bei der Berührung zusammen. Alleine, weil sie etwas anderes in mir auslöste. Ich spürte Geborgenheit und Sicherheit. Und am liebsten hätte ich meine Wange eng an diese Hand gekuschelt und die Augen geschlossen. Aber diesem Drang musste ich widerstehen. Ich durfte mich unter keinen Umständen verlieben, auch wenn ich es bereits war!

"Du stehst uns nicht im Weg. Du bist unser kleiner Bruder und wir würden alles für dich tun, Calisto" Das war der Moment wo ich mich von Arturo löste und einen Schritt zurück rutschte.

"Sag das nicht. Ich bringe nur Unglück"

"Das ist doch Quatsch!" Ich schüttelte den Kopf und das war der Moment wo ich dicht machte

"Geh Arturo" Arturo sah so aus, als hätte ich ihm gerade eine schallende Ohrfeige verpasst. Jedoch erhob er sich und ging wirklich. Zumindest auf die Türe zu und drehte sich zu mir um, wobei ich ihn nicht ansah

"Wir fangen an dich zu lieben, Calisto. Und das nicht nur als Bruder...wenn du uns eine Chance geben würdest, dann..."

"Wenn ich euch was bedeuten würde, dann würdet ihr nicht mit anderen schlafen und mich zuhören lassen!" pfefferte ich meinem Bruder an den Kopf und griff nach dem Kugelschreiber, der in meiner Nähe lag und warf ihm Arturo wütend entgegen.

"Verzieh dich einfach!!" schrie ich ihn nun an und konnte selbst nicht glauben was ich getan hatte. Ich hatte meine Eifersucht gezeigt. Dabei sollte ich nichts, rein gar nichts, für diese Bastarde empfinden! Diese italienischen heißen Bastarde. Arturo schmunzelte mich an und verließ dann wortlos mein Zimmer.

Du gehörst uns [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt