Teil21 - Wieder entkommen

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Calisto

Adriano und Alessio waren über Stunden verschwunden.  Ich hatte die leise Vermutung das sie sich auf den Weg ins Hotel gemacht hatten um herauszufinden, ob sich mein Vater wirklich dort aufhielt. Aurelio und Arturo waren bei mir geblieben und sich um die Verletzungen meiner Freunde gekümmert. Nur ich saß immer noch auf dem Sofa und spielte mit meinem Handy. Ich sollte meinen Onkel anrufen und es ihm mitteilen. Das war meine verdammte Pflicht. Schon seit ich mit Antonio gesprochen hatte, kam mir der Gedanke, dass ich das Erbe antreten sollte. Das ich Oberhaupt der spanischen Mafia werden sollte. Nur dann könnte ich beide Familien doch vereinen. Und dann könnte ich diese Führung an Adriano oder Alessio abgeben. Oder auch an allen vier. Dann hätten sie zwei Familien. Würden über Italien und Spanien regieren und sich nach Herzenslust austoben. Und ich? Ich konnte studieren und musste mich nur hin und wieder um den Papierkram kümmern. Abrupt erhob ich mich und umrundete das Sofa und wählte eine Nummer "Calisto was machst du da?" Ich hielt mein Handy ans Ohr und sah die Zwillinge an und schüttelte den Kopf. Mein Onkel nahm ab "Buenos dias, Onkel" sagte ich leise. "Calisto! Was für eine Überraschung. Es tut gut deine Stimme zu hören" sagte mir mein Onkel auf Spanisch. "Wusstest du es?" "Was?" "Das er noch lebt? Das Etienne mich vor Monaten nach Spanien locken sollte? Oder das mein totgeglaubter Vater mich verheiratet hat?" Am anderen Ende herrschte Stille und ich wusste, dass ich meinem Onkel ein schlechtes Gewissen machte "Nein" "Vater hat meine besten Freunde bedroht. Ich glaube er ist auf den Weg zu dir..." "ich weiß. Und ich brauch eine Antwort" Ich verkrampfte mich sichtlich und ich schwieg. Ich schwieg auch als ich mich zu meinen Brüdern umdrehte und sie ansah. Sie erwiderten meinen Blick ratlos. Oh wie gerne würden sie jetzt wissen was ich denke. Genau das sagte dieser Blick aus. "Sí, seré tu sucesor. Acepto mi herencia. Si mueres, yo dirigiré la familia" flüsterte ich leise ins Handy und schloss dabei die Augen. "Dann führe sie jetzt...." ein Schuss unterbrach die Worte meines Onkels und sofort schossen mir die Tränen in die Augen "Nein...Onkel Gustavo..." brachte ich mit erstickter Stimme hervor. Und dann hörte ich ihn. Den Mann, dem ich am liebsten wirklich tot sehen wollte " Calisto, Calisto, Calisto....du hast deinen Onkel umgebracht..." Ich hatte mir eine Hand vor den Mund gehalten, damit mein Vater nicht hören konnte, wie ich weinte. "In 3 Tagen nach deinem Konzert wirst du mir die Führung überlassen und dich von mir abknallen lassen, Calisto. In der Zwischenzeit wirst du dich von diesen italienischen Bastarden fernhalten. Hast du mich verstanden?" Ohne abzuwarten ob ich antwortete, legte mein Vater auf und ich ließ mein Handy aus der Hand fallen. Dann sank ich schluchzend auf die Knie und fing bitterlich an zu weinen. 

Doch anstatt das einer meiner Brüder zu mir kam waren es Juana und Nerea, die sich zu mir hinknieten und mich umarmten "Verdammt was ist vorgefallen?" Ich reagierte nicht. Stattdessen hörte ich die Stimme von Félix "Calisto hat eben gesagt, dass er das Erbe annimmt und die Familie führen wird. Ernsthaft versteht ihr kein Spanisch?" protestierte er gleich mal auf Englisch. "Calisto was ist passiert?" Doch ehe ich antworten konnte, platzten Alessio und Adriano ins Gästehaus und sahen sich um "Scheiße was läuft hier?" Die Zwillinge klärten ihre Brüder auf und irgendjemand verscheuchte meine besten Freundinnen und Adriano ging vor mir in die Hocke "Calisto was ist passiert?" Mit trüben Augen sah ich ihn an und öffnete schon meinen Mund, doch in Moment ging Adrianos Handy. Mein Freund knurrte ungehalten und zog es aus der Tasche und warf es Alessio zu "Geh ran" Er achtete nicht mal darauf, wer das war. Alessio fing das Handy und nahm sofort ab "Ja Vater" Mein blick ging zu Alessio, der wohl nicht begeistert aussah und ich konnte nur erahnen woran es lag. Eigentlich müsste ich nun Anrufe tätigen. Ich müsste die Befehle geben, Spanien abzusperren, damit meine la Familia meinen Vater fand. Sicher hatte er sich schon aus dem Anwesen geschlichen. Sicher war er auf dem Weg um Spanien zu verlassen und sich auf den Weg nach Los Angeles zu machen. An den Ort wo mein Konzert stattfinden soll. Ich darf ihn nicht entkommen lassen. Wütend verkrampfen sich meine Hände in dem weichen Teppich auf dem ich kniete, so dass meine Fingerknöchel weiß hervor traten. Ich muss Alejandro anrufen. Jemand muss meinen Onkel finden und die nötigen Schritte einleiten. Wo war er gestorben? Krampfhaft versuche ich mir vorzustellen, dass es vermutlich in seinem Arbeitszimmer geschehen war. Alejandro anrufen. Mein Blick ging panisch zu meinem Handy. Ich habe meinen Onkel getötet...."Ich habe ihn umgebracht" brachte ich erstickt von mir. Meine Brüder sahen mich an, als wolle ich gerade einer harmlosen Fliege den Weg nach draußen zeigen "Was? Wen sollst du getötet haben?" "Leute Gustavo Sánchez wurde gerade tot aufgefunden. Die Familie ist ohne Don schutzlos dort" Ich schluckte. Ich musste Stärke beweisen. Ich musste aufstehen. "Nein ist sie nicht..." Wie von selbst begann mein Körper langsam eine stehende Haltung anzunehmen. Adriano, Alessio, der immer noch mit Antonio telefonierte, Aurelio und Arturo sahen mich an. Ich streckte den Rücken durch und etwas düsteres legte sich über mein Gesicht "Ich bin der Don der Sánchez Familie" brachte ich nun gefasster über meine Lippen. Alessio fiel beinahe das Handy aus der Hand und alle starrten mich mit einem offenen Mund an. Und tatsächlich wusste ich nun was ich zu tun hatte. Ich bückte mich und griff nach meinem Handy und sah Alessio an "Sag Vater, dass wir in 10 Minuten bei ihm sind. Ich muss mit ihm reden" 

Dann sah ich meine Freunde an "Fahrt nach Hause. Ich verspreche euch, dass euch nichts geschehen wird" Dann sah ich meine Brüder an " Wen können wir für eine Escorte abbestellen?" Sie sahen mich immer noch bescheuert an und ich murrte und schnippte mit dem Finger "Ey! Kommt mal wieder klar und sagt was" Mein Kopf arbeitete wieder auf Hochtouren und jetzt die Kontrolle zu verlieren war etwas, was ich mir nicht leisten konnte. Diese Kontrolle würde ich nur abgeben können, wenn ich mit ihnen in Bett war, denn nur da war ich gewillt mich von meinen Brüdern dominieren zu lassen. Aber der Sex war auch einfach zu gut. Aurelio ergriff die Initiative und stellte ein paar Leute ab, die meine Freunde sicher zum Flughafen begleiten würden. Nachdem ich mich von meinen Freunden verabschiedet hatte und zusammen mit meinen Brüdern auf den Weg zu meinem Stiefvater war, überkam mich das Gefühl, wieder dieser kleine dumme Junge zu sein, der hier seinen ersten Tag erlebte. Der so panische Angst vor dem ersten Abendessen hatte und die Stiefbrüder einfach nur verdammt heiß gefunden hatte. Hatte ich vielleicht mit dem Versprechen, die Familie zu führen, meine Unschuld verloren, die meine Brüder hatten bewahren wollen? Ich hoffte es nicht, denn ich hatte einen Plan. Aber zuerst wollte ich mich einfach nur in die Arme meiner Brüder kuscheln. Das Bedürfnis wurde so stark, dass ich im Flur des Anwesens stehenblieb und meine Brüder sich zu mir umdrehten. "Calisto?" "Fehlt dir was?" ..."Könntet ihr mich in den Arm nehmen? Mir zeigen, dass ...ihr mich immer noch liebt?" Ich klang wirklich wie ein 16-Jähriger kleiner Junge. Das nächste was ich spürte war eine Hand in meinen Haaren. Sie gehörte einem der Zwillinge. Dieser legte auch gleich seine Lippen auf meine und küsste mich so intensiv, dass meine Beine schnell zu Wackelpudding wurden und ich den Kuss erwiderte. "Zweifel nie daran, dass wir dich weniger lieben könnten, Kleiner. Denn das wird nie passieren" 
Doch ich zweifelte. Alleine schon deshalb weil es so unglaublich frustrierend war, dass mein Vater immer einen Abgang machen konnte. Wie viel von meiner spanischen Familie war eigentlich noch treu meinem Onkel ergeben gewesen? Das galt es herauszufinden. Und ich wusste, dass ich dafür nach Spanien reisen musste. Wenn doch nur in 3 Tagen das Konzert nicht wäre... "Ihr wolltet mich sprechen, Jungs?" Antonio stand in der Türe und sah Arturo und mich an. Wie Arturo mich immer noch an die Wand drückte und nicht von mir wegging. Ich löste mich von Arturo und ging auf Antonio zu "Ich wollte mit dir reden" "Nun, dann komm rein mein Sohn. Und ihr auch, wenn Calisto euch dabei haben möchte" 














Du gehörst uns [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt