Teil 17 - Es war einmal im Oktober

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Adriano

Calisto hatte es schwer erwischt gehabt. Als wir ihn vor 3 Monaten ins Clementino Fraga Filho University Hospital gebracht hatten, war er sofort untersucht worden. Sofort behandelt worden. Natürlich hatte man auf die Testergebnisse sofort bestanden, nachdem man Calisto Blut abgenommen hatte. Und keine halbe Stunde hatten wir auch das Ergebnis. Alessio und ich hatten kein Wort verstanden. Schließlich hatten wir alle unterschiedliche Dinge studiert.

Arturo war der Mediziner unter uns. Dieser war ausgebildeter Facharzt der Inneren Medizin und Neurologie. Aurelio war auch Mediziner aber eher der Chirurg, der Freude daran hatte Menschen aufzuschneiden. Ob in einem OP Saal oder zum privaten Vergnügen sei dahingestellt. Noch mehr Freude hatte Aurelio meistens wenn er seine Brüder nach einer Schießerei flicken durfte. Das sadistische Grinsen konnte selbst mir Angst machen. Genau deswegen war er auch ein lausiger Schütze. Alessio hatte Jura studiert und könnte als Anwalt ne Menge Fälle gewinnen. Und ich selbst habe ein Wirtschaftsstudium hinter mir. Ich verwaltete das Vermögen unserer Familie.

Arturo und Aurelio hatten Alessio und mir erklärt was Calisto genau fehlte und es hatte mir nicht gefallen. Nicht nur das der Kleine eine Überdosis an Potenzmitteln im Blut hatte, was ihm beinahe das Leben gekostet hatte, nein Potenzmitteln waren mit Alkohol versetzt und das hieß Calisto hatte zusätzlich eine Alkoholvergiftung erlitten und außerdem durch die Platzwunde eine Hirnblutung davon getragen. Und beide waren auch der Meinung, dass Calisto zuhause in Italien besser versorgt werden konnte als hier in Brasilien. Nicht das sie etwas gegen die Ärzte hier hatten aber meine Brüder vertrauten niemanden. Also wurde der Transport organisiert, nachdem Calisto einigermaßen stabil war und während des Transportes von Aurelio und Arturo bewacht wurde. Ein paar Tage später entwickelte Calisto jedoch eine Lungenentzündung, weil er eben zu lange im Regen gelegen hatte.

Nachdem auch Calistos Zimmer in ein halbes Krankenzimmer verwandelt wurde, sorgte unser Vater zumindest dafür das rund um die Uhr Ärzte und Schwestern für Calisto bereit standen. Nun gut eher Schwestern, denn die Zwillinge hatten sich dazu entschieden, dass sie wussten was für Calisto das Beste sei.


Aber auch unser Leben musste weiter gehen. So waren immer zwei von uns Brüder bei Calisto und die anderen beiden kümmerten sich um die Geschäfte. Alle zwei Tage wurden die Teams getauscht. Auch die Suche nach Calistos Vater und 'Ehefrau' gestaltete sich schwierig. Das junge Mädchen konnten wir nach einem Monat ausfindig machen. Aber von Calistos Vater fehlte weiterhin jede Spur. Frederike jedoch war nicht schwanger. Das hatte sie ziemlich frustriert, da es eigentlich möglich hätte sein müssen. Mehrere Tests hatten aber das Gegenteil bewiesen. Aber diese Tussi lebte nicht mehr. Wir gingen da einfach kein Risiko ein, dass sie Calisto nochmal missbrauchte. Also hatten wir sie beseitigt.

Die Wochen zogen sich dahin. Und Calisto wurde auch einfach nicht wach. Die Frist für die Prüfung war abgelaufen und es würde für Calisto noch ein Schock werden, wenn wir ihm erklären mussten, dass er erst in einem neuen Semester einsteigen konnte. Falls er denn überhaupt nochmal wach wurde! Gesundheitlich war er wieder fit. Sämtliche Untersuchungen waren mittlerweile ohne Befund. Calisto musste nur die Augen aufmachen.
Gerade saß ich bei ihm am Bett, während Aurelio an Calistos Flügel Lieder spielte. Ich las ihm etwas aus einem Buch vor und Arturo hielt die Hand des Kleinen. Alessio, der von einer Nachtschicht im Club kam, hatte sich am Fußende des Bettes breit gemacht und schlief. Es war bereits Oktober und Calisto lag nun seit 3 Monaten im Koma. Spielen und Vorlesen. Wir redeten auch mit ihm, damit er wusste, dass jemand da war, sollte er die Augen öffnen...
Arturo zuckte plötzlich zusammen und starrte seine Hand an

"oh" Ich verstummte mitten im Satz und sah meinen Bruder an

"was ist los?" Arturo nickte auf seine und Calistos Hand und ich neigte meinen Kopf. Dann sah ich es auch: Das Bewegen von Zeige und Mittelfinger von der Hand des Kleinen

Du gehörst uns [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt