Teil 20 - Gnadenfrist

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Aurelio

Calisto hatte ich gestern noch eingefangen. Nun eher kam er wieder von selbst zurück, vermutlich wegen seinem schlechten Gewissen. Dieser Satz hatte schon wehgetan. Wir liebten den Kleinen aber wir sahen ihn ganz sicher nicht als Besitz. Es war andersrum und da waren meine Brüder und ich uns einig. Wir hörten auf Calisto. Er könnte alles mit uns machen, was er wollte und wir würden nichts dagegen unternehmen können. Deswegen hatte sich Calisto gestern auch an mich gekuschelt und eine Entschuldigung gemurmelt, ehe ich meinen Griff hatte verstärken müssen, da der Kleine im Stehen eingeschlafen war. Ich hatte ihn zum Wagen gebracht und auch seine Freunde hatten wir eingeladen und nach Hause gebracht. Calisto sollte entscheiden was mit ihnen geschah, die ihm das Herz gebrochen hatten. Eigentlich hatten wir vor gehabt sie in Calistos Zimmer unterzubringen aber das hatte unser Vater nicht erlaubt. Alleine schon weil er die Befürchtung hatte, dass diese Freunde Calisto ausspionieren wollten und dann die Flucht ergriffen. Also hatten wir Calisto in sein Bett gelegt und ihn dabei ausgezogen. Seine Freunde hatten wir in unserem Gästehaus untergebracht und wir hatten dafür gesorgt, dass die Wunden der Jungen versorgt wurden. Calisto sollte über deren Schicksal entscheiden, auch wenn dieser es vermutlich gar nicht wollte. Aber es musste sein. Es waren seine Freunde, nicht unsere.

Calisto

Mein Kopf dröhnte so ungemein, als ich langsam die Augen öffnete und mich am liebsten mit dem Kopf unter meinem Kissen verkriechen wollte. Nein ich würde echt nie wieder trinken. Ich hatte einen Filmriss und wusste von gestern Abend gar nichts mehr. So sah ich aber auch aus, als ich mich langsam im Bett aufrecht hinsetzte

"Hier, trink das" Einer der Zwillinge reichte mir ein Glas, wo sich gerade eine Tablette darin auflöste.

"Danke" Ich nahm das Glas in die Hand und rieb mir mit der freien Hand über die Augen, während ich wartete bis die Tablette sich im Wasser aufgelöst hatte

"Habe ich eine Dummheit gemacht?" Kurz schmunzelte der Zwilling und schien zu wissen, dass ich mich an nichts erinnern konnte und schüttelte den Kopf

"Nein nicht wirklich. Trink das und ich erzähle dir alles, in Ordnung?"

"Okay" murmelte ich leise. Hatte ich schon erwähnt dass ich Medikamente nicht ausstehen konnte? Neben Alkohol konnten sie den Körper ebenfalls vergiften. Auch wenn sie gegen die Schmerzen wirkten, so waren sie auch schädigend. Ich leerte das Glas in einem Zug und Aurelio nahm es mir ab, während ich die letzten Reste hinunter schluckte und angewidert das Gesicht verzog

"Also an was erinnerst du dich?"

"An gar nichts. Ich war gestern in der Lounge und habe auf euch gewartet...danach weiß ich gar nichts mehr. Ich weiß nicht mal, dass ich getrunken habe. Ich hasse Alkohol und würde nie trinken" Nur leider waren die Kopfschmerzen und diesen Kater Beweise genug, dass ich was getrunken hatte.

"Gott, was habe ich getan, dass du mich so ansiehst...? Ich meine außer getrunken zu haben?" Dieser Zwilling hatte einen komischen Blick, den ich nicht deuten konnte. Was hatte ich getan oder gesagt? Aurelio rutschte näher zu mir und legte eine Hand an meine Wange. Ich liebte diese Berührung viel zu sehr als das ich dies meinen Brüdern verweigern wollte. Doch statt einer Antwort wurde mir ein Kuss an die Lippen gehaucht und ich schloss sehnsüchtig die Augen.

"Deine Freunde waren im Club" begann Aurelio dann und ich schlug sofort die Augen auf

"Welche Freunde?" Aurelio schmunzelte

"Sie haben sich nicht vorgestellt. Sie meinten nur, dass sie deine besten Freunde seien"
Ich kratzte mich leicht am Hinterkopf. Ich hatte nur fünf beste Freunde aber die waren in Spanien und in den letzten Monaten hatte ich keine Zeit gehabt, mich bei ihnen zu melden.

Du gehörst uns [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt