Hure der Navy

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02. April 1822
~ Bahamas, Kurs unbekannt

"Take me to a different time
Where I would never lose my way
Even when the lights don't shine"
- Bukahara, Under the sea

"Take me to a different timeWhere I would never lose my wayEven when the lights don't shine" - Bukahara, Under the sea

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Drei Tage voller Zwielicht und Dunkelheit. Drei Tage, in denen ihre Gespräche untereinander immer wortkarger geworden und schließlich ganz verstummt waren. Sie erhielten ihre Essensrationen, die wohl an Genießbarkeit gewonnen hatten, aber mehr auch nicht.

Was zum Henker hatte er sich eigentlich gedacht? Dass jemand kommen und ihn retten würde? Niemand wusste, wo er sich befand. Kein einziges Mitglied der Besatzung hatte mitbekommen, was ihm widerfahren war. Woher sollten sie wissen, wohin sie segeln sollten?

Wer würde das Kommando übernehmen, wenn er nicht dort war?
Jonah? Wohl kaum. Der frisch gebackene Vater einer wunderschönen Tochter hatte gewiss andere Dinge im Sinn, als sich für sein Leben einzusetzen. Außerdem würde kaum ein Crewmitglied seinem wortkargen Freund folgen. Viel zu viele von ihnen sahen den ehemaligen Sklaven in ihm und ließen sich nicht von dem falschen Bild eines minderwertigen Menschen abbringen, obwohl er ihnen Mal ums Mal bewiesen hatte, dass so viel mehr in ihm steckte! Aye, Jonah war der fähigste Steuermann, den die sieben Weltmeere jemals gesehen hatten!

Ben? Schiffe brauchten ihre Ratten, wie sie Segel, Planken, Leinen und Ruder brauchten. Aber dem kleinen, verhuschten Wesen, das sich viel zu oft dem Zorn und dem Alkohol hingab, gelang es kaum bis selten einen Überblick über Probleme und Situationen zu behalten. Jack seufzte, bewegte seinen Kopf von rechts nach links und wieder zurück.

Anne wäre es gelungen. In einem geeigneten Zeitalter, in dem die Rechte der Frauen nicht denen eines Kehrbleches gleichgesetzt waren, hätte sie es vielleicht geschafft, das Kommando zu übernehmen. Aber selbst sie hatte keine Ahnung, wo sie nach ihm suchen sollte. Wohin sollte sie die Männer führen?

Er massierte sich die schmerzenden Schläfen. Er wusste nicht, wohin sie segelten. Wo auf dem verfluchten Ozean sie sich befanden. Keine einzige Seekarte, kein Kurs war in der Kajüte des Käpt'n zu erkennen gewesen. Und inzwischen hielten sie einen jeden von ihnen bereits so lange hier unten eingesperrt, dass sie nicht den Hauch einer Ahnung über Richtung, Geschwindigkeit oder Ziel ihrer Reise hatten. Er hatte sich auf See noch nie so blind gefühlt.

Er fragte sich, wie lange sie ihn hier unten noch ausharren lassen wollten, bevor sie ihm ein neues Angebot unterbreiteten. Tage? Womöglich Wochen? Vielleicht zerrten sie ihn auch vollkommen ohne sein Einverständnis vor ein hohes Gericht, ließen ihn reden, um ihm anschließend die Schlinge um den Hals zu legen. Hatte er die einzige Chance verspielt, die er womöglich je gehabt hatte?

Ihm entfuhr ein abfälliges Geräusch. Annes Worte wirbelten durch seine Erinnerung. Haltet mir einen Dolch an die Kehle, werft mich über die Reling und lasst mich im Meer ertrinken! Das ist mir egal! Wenn ich sterbe, dann sterbe ich als Anne Bonny.

Ink & PoisonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt