Kapitel 17

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Das warme Wasser floss über meinen Körper und sorgte dafür, dass sich meine Glieder weiter entspannten. Seufzend drehte ich das Wasser aus. Ich stand hier schon viel zu lange, wenn ich so weiter machte, war die Wasserrechnung diesen Monat unbezahlbar. Fröstelnd stieg ich aus der Dusche und schlüpfte in das Oversized T-Shirt, das ich stehts zum Schlafen trug, alles andere war einfach zu warm und Slip und Shirt reichten völlig. Das riesige Teil klebte noch ein wenig an meiner nassen Haut. Eigentlich war es aus der Männer Abteilung, aber ich sah nicht ein wieso nur Männer bequemen Sachen tragen durften und wir in Spitzen Tops rumlaufen sollten. Ich wickelte meine Haare in ein Handtuch und verließ das Bad. In der Wohnung war es still. Kian war also wirklich gegangen. Leise ging ich ins Wohnzimmer und sah mich um. Er hatte sogar aufgeräumt. Alles lag an seinem Platz. Ich schnappte mir mein Handy, dass noch immer auf dem Couchtisch lag und holte mir müde noch etwas zu trinken aus der Küche, bevor ich das Licht löschte. Barfuß tapste ich zurück zu meinem Zimmer. Mit jedem Schritt wurde mir bewusster, wie müde ich war und wie sehr ich mich auf mein Bett freute. Ich sah auf mein Handy: viertel nach eins. Ich entsperrte es müde und überlegte. Ob Kayla noch wach war? Auf gut glück wählte ich ihre Nummer. Wenn sie schlafen würde hätte sie eh Flugmodus an. Es tutete zweimal bevor sie abhob. „Sage, warum bist du noch wach? Ich wollte grade ins Bett", fragte sie überrascht. Ich lachte: „Sehr lange Geschichte. Ich wollte nur fragen, ob du Freitag Zeit hast. Ich muss mich auftakeln für eine Party zu der ich hin muss und vorher brauche ich dringend deine Hilfe beim stylen und als seelisch Unterstützung. Ich erzähl dir morgen alles in Ruhe, es ist wirklich erstaunlich was an einem Tag passieren kann." Ich betrat mein dunkles Zimmer und ließ mich mit einem leisen seufzen aufs Bett fallen. Ich brauchte wirklich dringend Schlaf. Kayla am anderen ende der Leitung stöhnte: „Ich kann es nicht fassen, dass du mich so lange auf die Foltern spannst. Morgen will ich alle Details!" „Bekommst du. Versprochen. Aber jetzt bin ich fix und fertig. Was hast du eigentlich heute gemacht, so ohne mich?", fragte ich und streckte mich, während Kay mir von ihrem Ausflug mit Timmy, ihrem kleinen Bruder erzählte. Ich musste wirklich dringend schlafen. Plötzlich stieß meine Hand gegen etwas hartes. Erschrocken zuckte ich zusammen und wirbelte herum. In meinem Zimmer war es immer noch stock dunkel. „Nicht erschrecken." Flüsterte eine Stimme was natürlich nichts daran änderte, dass ich aufschrie und mein Handy durchs halbe Zimmer flog, während die Nachttischlampe anging. Plötzlich hatte ich ein Déjà vu. Dunkelheit, die mich umgab, Hände die mich berührten. Seine Hände. Schreie aus der anderen Ecke des Raumes, während ich nicht schreien konnte nur stumm weinte, während er mich zwang immer die gleichen zwei Sätze zu stöhnen. Sätze, die sich in mein Gehirn gebrannt hatten. Ich zitterte. Vergangenheit und jetzt verschwammen und ich nahm nichts mehr war. Hände schüttelten mich. War er das? Doch dann erklang eine Stimme. Sie war viel wärmer, als die von ihm. Ein Geruch umhüllte mich. Diese Mischung aus Limette und Orchidee. Freiheit. Ich sog den Duft tief in mich ein und lehnte mich noch mehr gegen die Arme, die mich hielten, bevor ich langsam die Augen öffnete. Ich lag halb auf Kians Schoß und seine Arme hüllten mich in wärme. Verwirrt blinzelte ich: „Was machst du hier? Und wo ist mein Handy? Kay ist noch dran." Ich wollte mich aufrichten, doch Kian hielt mich fest. „Alles gut ich hab ihr gesagt dir geht es gut und du meldest dich morgen bei ihr. Sie meinte, du hast immer mehr zu erklären." Er grinste kurz, doch dann wurde seine Mine wieder ernst. „Du meintest ich soll raus aus deinem Wohnzimmer, also habe ich hie gewartet. Ich hatte ja keine Ahnung wie lange ein Mensch duschen kann. Du hast mich nicht bemerkt und ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, aber dann hast du plötzlich gezittert und geweint und hast mir nicht geantwortet." Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich geweint hatte. Ich wich Kians Blick aus und wischte mir übers Gesicht. Nach ein paar Minuten antwortete ich schließlich: „Ich... Es lag nicht an dir. Ich habe mich nur an... etwas erinnert." Kian nickte kurz und sah mich nachdenklich an: „Verstehe." Unglaublich erleichtert, dass er mich nicht weiter ausquetschte, entspannte ich mich wieder ein wenig. Jetzt musste ich nur noch Kay erklären was passiert war. Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekam, dass Kian etwas gefragt hatte, bis ich seinen Blick sah. „Sorry. Was hast du gesagt?" „Wen ich verprügeln soll. Ich wollte wissen, wen ich umbringen soll, wer Schuld ist, dass du noch immer weinst?" Er wischte mir ein träne weg, von der ich gar nicht bemerkt hatte, dass sie immer noch floss und ich lächelte zaghaft. Ob ich ihm eine Lüge auftischen sollte? Wir kannten uns ja erst seit heute. Allerdings könnte ein bisschen Wahrheit auch nicht schaden. „So einfach ist das nicht. Er... es wurde nichts ändern.", müde schüttelte ich den Kopf. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nur mit meinem Riesen Shirt bekleidet auf seinem Bein lag. Das Handtuch um meine Haare war verschwunden und sie hinterließen nasse Spuren auf meinem dadurch immer durchsichtigerem Oberteil. Ich lief Knallrot an und schnappte mir meine Decke, bevor ich mich schnell aus seinem Schoß befreien wollte. Doch Kian hielt mich zurück. „Hey, hey, nicht so schnell, sonst fällst du aus dem Bett. Außerdem..." Er verstummte und sein Blick verfinsterte sich. „Was?", fragte ich und folgte seinem Blick. Mein Rechtes Bein lugte noch unter der Decke hervor und machte die Narben sichtbar. Die Narben von ihm und von mir. „War das...", Kian verstummte wieder. Sollte ich erneut die Wahrheit sagen? Ich dachte nach und plötzlich war ich mir sicher. Ich würde niemals für ihnlügen. Aber ich war auch nicht bereit, mehr zu erzählen als nötig. Ich senkte den Blick. „Es..." Kian drehte meinen Kopf wieder zu sich und sah mich mit sorge im Blick an. Er sah so gar nicht mehr aus wie der Kian über den in der Schule Gerüchte verbreitet wurden. Er machte sich sorgen um ein Mädchen, dass er kaum einen Tag kannte. Und in diesem Moment riss die Mauer, die ich um mich erbaute ein klein wenig ein. „Wer war das? Wer hat dir das angetan Darling?" Zum ersten mal mochte ich diesen Namen aus seinem Mund. Er sagte das, als wäre ich etwas besonderes. Aber das war ich nicht. Ich kniff die Augen zusammen und wollte mich erneut abwenden, doch Kian hielt mich fest. Er sagte nichts, er fragte nichts, er wartete einfach bis ich bereit war. Und dafür war ich unfassbar dankbar. Langsam entspannten sich meine Augenlieder und ich kniff sie nicht mehr so fest zusammen. „Am Anfang war er es. Er der Spuren hinterließ. An meinem Hals, auf meinem Arm, an meinen Beinen. Bis ich hier ankam, zum ersten mal wieder allein. Alle Spuren wurden unsichtbar. Nur meine Beine... ich konnte es nicht ertragen, dass er mein Aussehen verändert hat. Mich verändert hat. Ich hab selbst... weitergemacht. Aber es half nicht. Also habe ich wieder aufgehört. Nur die Vergangenheit ist trotzdem nie verschwunden." Kians Arme hielten mich fest umschlungen und ich wagte es nicht die Augen zu öffnen. Wieso erzählte ich einem fast Fremden hier mein Ganzes Leben? Ich hätte es lassen sollen. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Angespannt wartete ich auf seine Antwort. Plötzlich spürte ich seine Finger auf meiner Wange. Sie strichen meine immer noch feuchten Haarstränen vorsichtig aus meinem Gesicht und verharrten wieder auf meiner Wange. „Du bist immer noch wunderschön. Überall. Und niemand kann etwas daran ändern, was für eine tolle, starke Frau du bist." Überrascht öffnete ich die Augen. Kian blickte mich aufrichtig an. Er verurteilte mich nicht. „Danke." flüsterte ich.


Anmerkung:

Ab jetzt wird es spannender. Ich hab die Story schon im Febuar angefangen, bevor ich wusste was Wattpad ist und fange jetzt erst an die einzelnen Teile hochzuladen. Habe zwischendurch eine lange Pause gemacht und mich in der Zeit noch verbessert, aber ich überarbeite die alten Kapitel nicht mehr. Es ist meine erste richtig lange Story und ich bin meist deutlich weiter, als den Teil den ich hochlade, aber sonst komme ich auf Dauer nicht hinterher. Hoffe ihr lest noch weiter und seit nicht vom ersten Teil schon abgeschreckt <3 

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