Kapitel 12

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„Warum willst du nicht, dass ich dich am Hals berühre?"

Die Frage kam so plötzlich, dass ich mich an meinem Glaß Wasser verschluckte und Husten musste. „Ich mag es einfach nicht besonders, wenn mich jemand da berührt.", mir war selbst klar, dass das die lahmste Ausrede in der Weltgeschichte war, aber mir viel auf die schnelle nichts anderes ein. „Ich bin mir sicher, meine Berührungen würden dich in den Wahnsinn treiben. Egal wo, aber besonders, an ganz bestimmten stellen.", sagte er verheißungsvoll ohne einen Zweifel daran zu lassen, was er meinte. „Allerdings bräuchte ich dafür nicht einmal Berührungen. Was hälst du also davon, wenn wir uns jetzt den schönen Dingen des Lebens widmen? Ich bin mir sicher ich könnte dich allein mit meiner Stimme zum kommen bringen." Ich schnaubte: „Du bietest mir Telefonsex an, während ich Babysitten bin?" „Du könntest mich natürlich auch zurückrufen, wenn du zuhause bist." Ich antwortete mit ironischem Unterton: „Ich komme bestimmt darauf zurück." Kian überspielte sein lachen mit einem Huster, während ich mich zusammen mit meinem Glaß zurück zum Sofa bewegte. „Wie lange musst du noch in dem Haus, mit der beängstigenden Familie bleiben?", fragte er. „Ich hab keine Ahnung. Der Typ, Herbert heißt er glaube ich, hat mir nichts gesagt, außer wo ich was finde und dass er wegmuss." Kian lachte: „Herbert? Das ist ja ein beängstigender Name. Irgendwie erinnert mich das eher an einen lieben alten Opi." Jetzt musste ich auch grinsen: „Jetzt sehe ich ihn mit ganz anderen Augen." In diesem Moment hörte man Tilda aus dem Babyfon schreien. „Oje, ich glaube ich muss hoch, tut mir leid.", sagte ich während ich in die Küche lief und das Wasserglas abstellte. „Na gut, aber gib mir wenigstens deinen live-standort, damit ich weiß, ob die heil zuhause ankommst. Und ruf mich an, falls du dir das mit dem Telefonsex anders überlegst.", säuselte er. „Ich werde dir meinen Standort ganz sicher nicht geben!", antwortete ich und überging den Kommentar einfach. Ich musste wirklich hoch. „Bitte, sonst liege ich die ganze Nacht wach und denke daran wie du qualvoll enden könntest.", bettelte er und hatte bei den letzten worten sogar einen ernsten Unterton. Ich seufzte. Wenn ich dieses Gespräch beenden wollte, dann ginge es deutlich schneller, wenn ich nachgab. Außerdem war es vielleicht wirklich sicherer. „In Ordnung, sonst komme ich ja nie hoch.", gab ich nach. Kian gab einen triumphierenden Laut von sich: „Danke, dass du mir meinen Schönheitsschlaf lässt. Wunderschöne Träume Darling.", mit diesen Worten legte er auf und ich Schnaubte erneut. Wir waren nicht mehr im 19. Jahrhundert und ich trug auch nicht mehr das Kleid von vorhin, also konnte er bitte endlich aufhören mich so zu nennen? Schnell lief ich die Treppe hinauf, während ich meinen Live-Standort teilte und mein Handy stummschaltete, damit es nicht auch noch Matti weckte. 

Oben angekommen öffnete ich leise die Tür und lief zu Tildas Kinderbettchen, in dem sie lag und immer noch schrie. Vorsichtig nahm ich sie auf den Arm und trat mit ihr auf den Flur. Matti hatte schon unruhig gewirkt. Vorsichtig schaukelte ich Tilda hin und her und sang dazu Lalelu, das einzige Schlaflied, dass ich komplett auswendig kannte. Langsam beruhigte sich die kleine, aber sie wirkte viel zu wach, als dass sie wieder einschlafen konnte. Seufzend trug ich sie nach unten während ich weitersang und sah mich um. Da viel mir die Terrassentür ins Auge. Vielleicht machte das die Kleine müde. Kurzerhand schnappte ich mir das Babyfon und eine der Sofadecken und trat nach draußen. Ich breitete die Decke über Tilda in meinem Arm aus und sog die kühle Nachtluft ein. Es musste bereits nach zehn sein und ich hatte keine Ahnung, wann ihre Eltern wieder da waren. Vorsichtig schunkelte ich hin und her während mein Blick über den Himmel wanderte. Da wir nahe am Waldrand waren und hier wenig Licht brannte konnte man sogar vereinzelte Sterne am Himmel sehen. Um uns herum standen vereinzelte Büsche und Bäume, die alle sauber zurechtgeschnitten waren. Das Gras war auf eine gleichmäßige Höhe gestutzt und die. Fliesen der Terrasse waren alle weiß poliert. Auch hier wirkte alles so anders, als auf der Vorderseite des Hauses. Hier wirkte es so als wäre alles leblos, was in völligem Kontrast zur bunten anderen Hausseite stand. Wieso in aller Welt hatte man die Vorderseite des Hauses so anders gestaltet, als alles andere? Vorsichtig strich ich Tilda über den Rücken, während ich weiter nach draußen trat: „Schau mal da die Sterne.", flüsterte ich und zeigte zum Himmel. Sie wandte ihr winziges Köpfchen zum Himmel und flüsterte: „Da!", während sie ihren kleinen Finger ebenfalls zum Himmel streckte. „Ja. Ist das nicht wunderschön?" sie kicherte vergnügt und vergrub ihren Kopf an meiner Schulter. Ich hatte recht. Sie wurde müde. Langsam begann ich wieder zu schunkeln und zu Summen, während sie in meinen Armen wieder schwerer wurde, bis sie wieder gleichmäßig atmete und schlief. Ich war immer noch geschockt, wie sehr sie und Matti mir vertrauten, obwohl sie mich kaum kannten und sogar in meinem Arm einschliefen. Vorsichtig trat ich wieder ins Haus. Ich wollte grade zurück zur Treppe, um Tilda wieder in ihr Bettchen zu legen, als ich die Tür hörte. Endlich! Es kam jemand nach Hause. Leise ging ich in den Flur, Tilda immer noch auf dem Arm und entdeckte die Frau von vorhin, die eben direkt wegmusste. Wie hieß sie nochmal? Isolde? Isabell? Ich hatte eben nicht gut genug zugehört. Die Frau blickte überrascht auf, als sie mich mit Tilda auf dem Arm sah. „Was machst du denn noch hier und wo hast du das Kindermädchen gelassen?", flüsterte sie um ihre Tochter nicht zu wecken. Verwundert antwortete ich: „Hat ihr Mann nicht mit ihnen gesprochen? Das Kindemädchen hat abgesagt und ich habe die beiden ins Bett gebracht, weil er wegmusste. Tilda ist eben kurz aufgewacht, ich wollte sie grade wieder ins Bett bringen, als sie kamen." Plötzlich wirkte auch die Frau freundlicher. „Nein das hat er nicht erwähnt, sonst wäre ich früher gekommen. Hat denn alles geklappt? Geht es den beiden gut?", sorge erfüllte ihre Stimme, während sie auf mich zu trat um mir Tilda ab zu nehmen. „Ja, ich habe mit den beiden gespielt, dann gab es was zu essen, ich habe ihnen die Zähne geputzt und Schlafanzüge angezogen, dann haben wir noch zusammen aufgeräumt und ferngesehen. Währenddessen ist die Kleine ziemlich schnell eingeschlafen und ich habe sie und den großen circa um kurz vor acht ins Bett gebracht. Bis vorhin saß ich mit dem Babyfon auf dem Sofa und grade war ich mit der Kleinen kurz auf der Terrasse.", ratterte ich runter. „Ich hoffe das war alles so in Ordnung." „Natürlich, Natürlich.", versicherte die Frau: „Wie viel bekommst du? Ich würde sagen, du hast deinen Job gut gemacht und kannst nächste Woche Donnerstag zur selben Zeit wiederkommen."

Anmerkung:

Ich mache jetzt eine kurze Pause, um in Ruhe weiter zu schreiben, aber vielleicht kommen nachher noch Kapitel. Ich hoffe, euch gefällt es bisher <3

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