Kapitel 21

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Ich hatte keine Ahnung, wohin wir eigentlich fuhren, oder wo wir grade waren, als Kian endlich anhielt. „Meine Güte, dass hat ja ewig gedauert!", stöhnte ich. Kian grinste schon wieder. „Du wirst es schon noch genießen." Wir standen vor einem riesigen Gebäude, mit kalten Fassaden und perfekt gestutzten Hecken. „Wohnst du hier?", fragend drehte ich mich zu ihm um. „Kann man so sagen." Kian stieg aus und umrundete den Wagen, um mir die Tür zu öffnen. „Machst du jetzt wieder einen auf Gentleman?", verdrehte ich die Augen und stieg aus, ohne die Hand zu beachten, die Kian mir hinhielt. Er schnaubte: „Das bin ich doch immer!" Er dirigierte mich zu einem großen Tor, welches den hinteren Teil von Haus und Garten abgrenzte und fügte hinzu: „Und eines Tages wirst du das noch zugeben." „Träum weiter.", antwortete ich und sah mich um. Um uns herum waren sämtliche Pflanzen zurechtgeschnitten und farblich aufeinander abgestimmt. Der Weg, auf dem wir liefen, war blitzsauber und das Gebäude ragte über uns fast beängstigend in die Luft. Die Umgebung hätte perfekt zum Hausinneren von Herbert und Issi gepasst, den Leuten, bei denen ich Gestern Babysitten war, nur dass hier keine kleinen Kinder und komische Namen das bedrückende Gefühl in meiner Brust auflösten. Alles wirkte leblos. Hier hatte Kian sein ganzes Leben verbracht. Wie es aussah nicht einmal mit herzlichen und liebevollen Eltern. Unwillkürlich drehte ich mich zu ihm um. Erst jetzt merkte ich, dass er mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Ich musterte ihn. Er wirkte kaum wie er selbst. Auch, wenn er immer noch die gleichen verwuschelten Haare hatte und den gleichen Gesichtsausdruck, fehlte das Funkeln in seinen Augen. Seine Haltung war steif und angespannt, doch er wirkte müde. Nicht müde, wie ich wenn ich morgens aufstand, nachdem ich vorher die halbe Nacht durchgemacht hatte. Bei ihm wirkte es dauerhafter. Wie als hätte er ewig nicht mehr geschlafen. Unschlüssig sah ich ihn an. Was sollte ich sagen? Darin, die passenden Worte für einen Moment zu finden, war ich grauenhaft. Doch Kian nahm mir die Entscheidung ab. Er drehte sich um und legte mir eine Hand auf den Rücken, während er mich weiter Richtung Haus führte. „Vorsicht Belle sitzt hinter der Tür, nicht erschrecken." Die Spannung in der Luft verflog und ich lachte: „Und wer ist Belle furchteinflößendes?" „Ein Hund.", antwortete Kian trocken. „Achso, na dann." Wir standen inzwischen vor der Tür, allerdings öffnete Kian nicht sondern klingelte. „Hast du keinen Schlüssel?", hakte ich nach. „Nein unser Hausmädchen ist eh immer da, um zu öffnen." „Aha.", antwortete ich. Die Tür ging auf und etwas Weißes sprang uns entgegen. Ich stieß einen schrei aus, als es Kian fast zu Boden riss und Kian lachte: „Ich sag ja, furchteinflößend." Er strich dem Fellknäul, welches sich als Belle herausgestellt hatte über den Kopf und flüsterte übertrieben laut: „Gut gemacht." In Richtung Hündin. „Also Kian, wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir uns Gästen gegenüber höflich benehmen.", erklang eine Stimme hinter mir. Der weiche, liebevolle Ton nahm den Worten die schärfe. Ich drehte mich um und entdeckte eine etwas ältere leicht pummlige Frau. Sie lächelte belustigt in Richtung Kian, der sich mit einem gespielten „Wie ungezogen von mir. Tut mir schrecklich leid", entschuldigte und wandte sich dann mir zu. „Guten Tag, junge Dame. Ich bin Roswita, dass Mädchen für alles in diesem Haus. Was führt eine so hübsche Frau wie sie mit Mr Thomsen hier her?", sie sah Kian mit einem liebevollen Seitenblick an, der aber so viel sagte wie Finden-sie-nicht-jemand-deutlich-Besseren? und ich lachte: „Ich weiß es selbst nicht so genau." Kian schnaubte. „Natürlich weiß sie das. Aber wir arbeiten gerade an ihrem Liebesgeständnis." Ungläubig sah ich zu ich ihn an. „Entschuldige. Roswita wo wir grade dabei sind könntest du in all meine Klamotten ‚Only Sage is allowed to do that' sticken? Selbstverständlich bekommst du dafür eine Gehaltserhöhung." Verwirrt starrte Roswita Kian an, bevor sie sich plötzlich mir zuwandte: „Du bist Sage oder? Ich wusste doch, dass der Junge irgendwann mal jemanden Vernünftigen nach Hause bringen würde, aber sie haben alle meine Gebete übertroffen. Wobei sie wissen müssen, dass Kian schreckliche Angst vor Spinnen hat. Ich musste sie für ihn entfernen, weil er Partout nicht vom Bett steigen wollte." Ich kicherte: „Keine Sorge, ich werde gut auf ihn aufpassen." Roswita nickte mir dankbar zu und ließ uns dann hinter ihr eintreten. Während sie uns durch die Gänge, des riesigen Gebäudes führte lehnte ich mich zu Kian und flüsterte: „Die Verzierungen deiner Klamotten wirst du schon selbst anbringen, oh großer Held." Grinsend wollte ich zu Roswita aufschließen, als Kian mich am Arm festhielt. „Nur damit du's weißt ich war vier.", raunte er während er sich eine meiner Haarstränen um den Finger wickelte. Wann waren wir uns so nahe gekommen? „Tja ein Held warst du eben schon immer.", antwortete ich ironisch und sog ungewollt seinen Duft ein. Die Mischung aus Limette und Orchidee ließ die Enge in meiner Brust, die bis eben noch da gewesen war verfliegen. Ich hatte mich geirrt. Auch, wenn hier keine Kinder waren ließen Roswita und Kian dass Hausinnere regelrecht leuchten.

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