Kapitel 15

16 2 0
                                    

Tooru Oikawa
Lexichanx3

"Und wofür brauchst du mich?", fragte Iwaizumi.
"Ich möchte, dass du mir beibringst, wie man mit Waffen umgeht", sagte ich entschlossen. Da ich in meiner Heimat immer das Training aus bestimmten Gründen vermieden hatte, war ich in Sachen Selbstverteidigung nutzlos. Aber was wäre, wenn ich jemals in eine solche Situation geraten würde und niemand mir zu Hilfe käme? Ich wäre ziemlich hilflos. Deshalb wollte ich Iwaizumi eine Chance geben, denn bei ihm würde mir das Training definitiv besser gefallen. Mit einem Schmunzeln betrachtete ich den Knappe von oben bis unten.
Das könnte ich den ganzen Tag tun…

“Wie bitte? Ich bin dafür nicht geeignet, wieso fragst du nicht Semi? Er leitet die Ritterausbildung und kann dir wesentlich mehr beibringen”, erklärte er mir, aber ich hielt ihn nach dem, was ich gesehen hatte, für sehr fähig. Außerdem konnte ich so sehen, wie er mit dem Schwert umging, er war bereits sehr gut mit Pfeil und Bogen, also wäre ein Schwert sicherlich ein Kinderspiel für ihn.
"Er kommt für mich nicht in Frage. Bitte, Iwa~", flehte ich mit großen Augen und einer süßen Schnute.
Sag doch einfach ja!
Da er mit seiner Antwort zögerte, klimperte ich mit den Augen.

“Na gut, aber beschwer dich im Nachhinein nicht bei mir!”, gab er schnaufend nach. “Und hör auf mich so anzusehen!”, stieß er mir unsanft gegen die Stirn, ehe er an mir vorbei lief, um zwei Trainingsschwerter zu besorgen. Eigentlich strotzte ich nur so vor Glückshormonen, doch meine innere Unruhe verstärkte sich, schob sich in den Vordergrund, als er mir mit den Übungsschwertern immer näher kam. Es waren nur Attrappen, es gab keinen Grund zur Sorge! Ich konnte Iwaizumi damit nicht verletzen. Ich würde niemandem das Leben nehmen, alles würde gut gehen!
"Okay, am besten zeige ich dir zuerst, wie man ein Schwert richtig hält."
Er stellte sich mit nur einer Attrappe hinter mich und schmiegte sich sanft an meinen Rücken. Er übergab mir das Schwert und legte seine Hände sanft um meine.

Das unangenehme Gefühl in mir breitete sich wie ein Parasit in meinem gesamten Körper aus und übernahm fast die Kontrolle, weshalb ich schnell meine Augen schloss. Tief atmete ich ein und versuchte mein Bestes, die aufkommenden Bilder zu vertreiben. Ich bemerkte kaum, wie Iwaizumi mich in Position brachte und seine Worte drangen ebenfalls nicht zu mir durch. Ich kämpfte mit mir selbst und scheiterte letztendlich. Als der Dunkelhaarige stolz grinsend vor mir auftauchte, begann ich heftig zu zittern und ließ sofort das Schwert fallen. Tränen liefen unkontrolliert über meine Wangen.
"I-Ich kann das nicht", wimmerte ich und kniete nieder. Ich hielt meinen pochenden Kopf und versuchte dabei, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, denn ich bekam immer weniger Luft.

Wieder sah ich die vielen Menschen auf brutalste Weise abgeschlachtet vor mir liegen. Wie ich jemanden mit einem bösen Grinsen zu Boden stieß und ohne zu zögern den Kopf abschlug.
"Nein..." flüsterte ich flehend. Diese Bilder sollten verschwinden! Sie sollten mich in Ruhe lassen!
Vorsichtig legten sich zwei Hände auf meine Schultern und griffen fest zu, schüttelten mich leicht.
"Oikawa, es ist alles gut! Hey, komm wieder zu dir!", sagte der Knappe, als er bemerkte, wie sinnlos es war. Er zog mich in seine Arme, legte seine Hand auf meinen Hinterkopf und strich beruhigend durch mein Haar.
"Ich bin hier!", sagte er und löste sich kurz von mir, um in meine Augen zu sehen. "Atme mit mir, ok?", sagte er ruhig und ich begann, mit Iwaizumi immer wieder ruhig ein- und auszuatmen. Erleichtert lächelte er, als es mir besser ging und ich wieder klar im Kopf war. Mehr oder weniger.
Ich flüsterte leise "Es tut mir leid" und senkte den Blick. Es war mir unangenehm, dass er mich so erlebte. Und das nur, weil ich ein stumpfes Schwert in der Hand hielt, mit dem ich niemanden hätte verletzen können!

“Es ist mir verboten, dies zu sagen, besonders weil du ein König bist und ich nur ein Knappe, aber... wenn du darüber sprechen möchtest, habe ich ein offenes Ohr für dich", sagte er sanft und lächelte, während er mir kurz über die Wange strich. Bei dieser Geste fühlte sich plötzlich alles so... leicht an. Ich fühlte mich wohl. Iwaizumi hatte mir bei meiner Panikattacke geholfen und ich war ihm dankbar. Was ich definitiv klarstellen musste, war die Tatsache, dass wir beide normale Menschen waren, egal ob König, Knappe, Bauernjunge oder was auch immer. Titel spielten für mich keine Rolle!
"Danke", sagte ich mit fester Stimme. Der Dunkelhaarige half mir auf die Beine und erkundigte sich noch ein paar Mal, wie es mir ging. Er war sehr fürsorglich, das erwärmte mein Herz und ließ es schneller schlagen. Das war nicht gut. Ich... musste ein guter Ehemann für Ushijima sein. Und was tat ich? Ich vergnügte mich mit Iwa. Wenn Tendou uns beobachtete, wären wir in Schwierigkeiten, und dennoch... interessierte es mich gerade nicht. Hoffentlich würde ich es nicht bereuen.

"Warum üben wir nicht lieber Bogenschießen?", schlug ich vor und lächelte, obwohl es nicht wirklich aufrichtig war. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich nicht gleich mit Pfeil und Bogen scheitern würde, aber ich wollte es zumindest versuchen.
"Bist du sicher? Wir könnten es auch an einem anderen Tag üben, vielleicht solltest du-"
Ich unterbrach ihn, indem ich einen Finger auf seine Lippen legte und schüttelte den Kopf.
"Mir geht es gut. Lass mich zumindest einen Versuch wagen", sagte ich und ließ von ihm ab, um den Bogen und den Köcher zu greifen, die am hölzernen Zaun lehnten.

Iwaizumi kam wieder näher zu mir und zeigte mir, wie ich den Bogen richtig halten sollte. Dann nahm er einen Pfeil und legte ihn in die Sehne des Bogens, bevor er sie mit mir zurückzog.
"Wichtig ist, ruhig zu atmen und den Oberkörper stabil und entspannt zu halten. Dadurch erzielst du eine bessere Zielgenauigkeit", hauchte er mir mit seiner tiefen Stimme ins Ohr. In mir regte sich etwas - mein Omega. Warum gefiel das ihm so gut? Er genoss die Nähe des Alphas, obwohl ich an Ushijima gebunden war. Ich verstand es nicht, wollte es aber auch nicht weiter hinterfragen. Gemeinsam ließen wir die Sehne los und der Pfeil flog in Richtung des Heuballens. Getroffen! Er ließ von mir ab und ich versuchte, seine Worte so gut wie möglich umzusetzen. Die ersten Male traf ich die Zielscheibe gerade so, weswegen ich irgendwann frustriert den Bogen sinken ließ.
"Gibst du etwa schon auf?", spottete er.
Pah! Ich doch nicht!
"Na warte! Der nächste trifft genau ins Schwarze!", zischte ich beleidigt. Ich ging wieder in Position und zielte. Peinlich berührt weiteten sich meine Augen, als der Pfeil über das Ziel hinausflog. Ich hörte nur ein Prusten und wandte mich an Iwaizumi, der sich ein Lachen verkneifen musste. So gemein! Auch er hatte mal klein angefangen oder wollte er mir etwa weiß machen, dass er von Anfang an ein Naturtalent war?

Wir übten noch eine Weile, bis wir durch ein Räuspern unterbrochen wurden. Ich hörte Semis Stimme: "Iwaizumi?" Er klang viel freundlicher als zuvor. "Es wurde ein Brief für dich abgegeben", sagte er und übergab ihn ihm. Neugierig näherte ich mich, nachdem sein Ausbilder verschwunden war.
"Uh~, von wem ist er?"
"Sei nicht so neugierig!", nörgelte er und drückte mein Gesicht mit seiner Hand weg.
"Hey! Geh gefälligst sanfter mit mir um!", beschwerte ich mich gespielt beleidigt. Unverschämtheit! Vorsichtig rollte er das Stück Pergament auf und begann zu lesen. Sein Blick veränderte sich schlagartig. Keine Spur von Freude blieb mehr übrig nur noch tiefe Traurigkeit lag in seinen sonst so schönen grünen Augen. Was war denn los? Jetzt wurde ich nur noch neugieriger.











Im Schatten des ThronesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt