Kapitel 21

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Tooru Oikawa
Lexichanx3

Ich stand im Badezimmer und schrubbte meine Haut mit einem Leinentuch so sehr, bis sie rot leuchtete. Jede Stelle, die er küsste oder nur berührte, fühlte sich widerlich an, ich wollte das Gefühl loswerden, obwohl Wasser und Seife kein bisschen halfen. Ich war es satt, für ihn als "Dirne" zu dienen. Schön und gut, dass ich mein Zimmer wieder hatte, dennoch rief er mich fast jeden Abend zu sich, damit ich mich ihm hingab und er tun und lassen durfte was er wollte. Ich fühlte mich nur noch beschmutzt...
Das Schlimmste war das leere Gefühl in mir. Der ständige Schmerz in meiner Brust. Aber ich konnte mir leicht erklären, warum ich mich so elend fühlte. Ich vermisste Iwa. Schrecklich sogar. Er war seit einiger Zeit zurück und trainierte fleißig, aber ich hatte ihn nur aus der Ferne beobachtet, sei es aus meinem Zimmer oder im Schlossgarten hinter einem Busch stehend. Sobald unsere Blicke sich trafen, suchte ich das Weite. Ja, ich war feige! Aber ich tat es, um ihn zu schützen! Ich hatte keine andere Wahl, Tendou saß mir im Nacken und ich hatte wirklich Angst, dass er Ushijima etwas erzählen würde. Ich wollte nicht, dass er Iwa etwas antat. Deshalb hielt ich nun mein Versprechen gegenüber dem König und spielte den guten Ehemann.

Nachdem ich etwas von den Kräutern genommen hatte, die mir bei meiner aufkommenden Hitze helfen sollten, setzte ich mich ans Fenster und beobachtete den Trainingsplatz der Ritter. Dort kämpfte Iwaizumi mit einem schwarzhaarigen Knappen. Er war geschickt und gewann jedes Mal. Der Dunkelhaarige hatte sich verbessert, was mich stolz machte. Ich war mir sicher, dass Iwa ein hervorragender Ritter werden würde, sein Vater konnte stolz sein.
Plötzlich wurde meine Schwärmerei durch ein sanftes Klopfen an der Tür unterbrochen. Yachi kam herein und hielt ein Pergament in der Hand. Ein... Brief? Für mich? Aber... von wem? Vielleicht meinen Eltern?
Träum weiter, Tooru...
Seitdem ich hier lebte, hatten sie sich nicht einmal nach mir erkundigt. Es wurde mir wieder einmal klar, wie egal ich ihnen war.  Wieso war mein Leben so unfair? Wieso wurde ich so sehr bestraft? Was hatte ich angerichtet, dass mein Leben dachte, es mir zur Hölle zu machen?
"Von wem ist der Brief?", fragte ich schließlich neugierig. Yachi zuckte unwissend mit den Schultern. "Er hat mir seinen Namen nicht gesagt, nur dass es sehr wichtig sei, dass ich Ihnen den Brief überreiche. Wenn ich die Kleidung richtig zuordne, könnte er zu den Rittern gehören. Vielleicht ein Knappe?" Iwaizumi... er war der Einzige, der in Frage käme.
"Danke", sagte ich und nahm den Brief entgegen. Daraufhin verließ Yachi schon wieder den Raum.

Ich war leicht nervös und meine Hände zitterten ein wenig. Gleichzeitig bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich war gespannt, zu erfahren, was er mir zu erzählen hatte, obwohl ich eine Ahnung hatte, worum es gehen könnte. Ich setzte mich an den Schreibtisch, um den Brief zu öffnen und ihn dann zu lesen:

Oikawa, ich schreibe dir diesen Brief, weil du mir ständig ausweichst. Gibt es einen speziellen Grund dafür? Warum ignorierst du mich oder brichst den Blickkontakt ab, wenn ich zu dir schaue? Warum? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich verstehe es nicht! Nein, ich verstehe DICH nicht! Sprich endlich mit mir! Und renn nicht immer vor mir weg! Du verhältst dich seit meiner Rückkehr völlig anders, glaubst du, ich merke das nicht?
Ich möchte eine Antwort! Es muss doch etwas passiert sein! Komm zu mir und erkläre es mir, ich mache mir Sorgen... bitte.
Iwaizumi.

Schwer schluckte ich, allein aus den Zeilen heraus konnte ich erahnen, wie wütend er war. Und ich beschloss, ihm zu antworten. Es würde mir zwar alles andere als leicht fallen, dennoch war es die beste Entscheidung. Ich konnte es nicht weiterhin riskieren, ihn in Gefahr zu bringen, dafür bedeutete er mir zu viel. Ich schnappte mir Pergament und Feder und begann zu schreiben. Meine Finger zitterten und mein Herz blutete, als ich die Worte niederschrieb. Tränen versperrten mir die Sicht, doch sie hielten mich nicht auf. Schluchzend machte ich eine kurze Pause, meine Hitze kündigte sich immer mehr an. Mir wurde warm, sehr warm. Doch durfte ich keine Zeit verlieren, wenn Iwa seine Antwort so schnell wie möglich erhalten sollte.

Die Feder in die Halterung zurückgesteckt, rollte ich das Pergament zusammen und legte die Kette dazwischen. Anschließend verschloss ich es mit einem Siegel. Ich wischte mir über meine geröteten Augen. Das Niederschreiben dieser Zeilen hatte wehgetan und es tat immer noch weh. Iwa würde mich hassen, aber ich tat es für ihn. Ich musste ihn beschützen, egal wie, und dieser Brief würde der erste Schritt sein, auch wenn meine Wortwahl ihn stark verletzen würde.
Ich machte mich, nachdem ich mich etwas beruhigte und nicht mehr ganz so verheult aussah, auf den Weg zu einem der Dienstmädchen. Oder vielleicht eignete sich der Gärtner besser als Bote? Ja, definitiv. Er war in der Nähe des Trainingsplatzes. Also beschloss ich, in den Schlossgarten zu gehen, um Sugawara dort ausfindig zu machen. Persönlich konnte ich ihm Iwa nicht überbringen, erstens wegen meiner sich anbahnenden Hitze. Zweitens, war meine Angst vor seiner Reaktion zu groß und drittens ständig fühlte ich mich beobachtet, es wäre keine gute Idee mich in Iwas nähe zu begeben. Tendou konnte überall seine Augen und Ohren haben.

"Sugawara? Könntest du mir einen Gefallen tun?", ging ich auf den grauhaarigen zu.
"Natürlich, eure Hoheit."
"Würdest du diesen Brief an Iwaizumi übergeben? Ich... kann nicht in seiner Nähe sein", bat ich ihn. Er wusste, von wem ich sprach, denn ich hatte ihm ausführlich davon erzählt, wie gut der Knappe aussah und wie gut er nach Myrrhe roch. Er hatte nur gelächelt und mich träumen lassen.
"Ihr kommt in eure Hitze, nicht wahr? Deshalb könnt ihr nicht in die Nähe von Iwaizumi", stellte er fest. Ja, das war ein Grund, aber nicht der Grund, warum ich nicht konnte.
"Ja, ich muss auch wieder in mein Zimmer gehen, ich sollte noch etwas von meiner Kräutermischung einnehmen. Danke, dass du das für mich übernimmst, Sugawara", bedankte ich mich aufrichtig, bevor ich mich zurück ins Schloss begeben wollte. Allerdings warf ich einen kurzen Blick in Richtung Trainingsplatz, den man von meiner Position aus leicht erkennen konnte. Ich sah Iwa, wie er alleine trainierte und wild mit den Händen gestikulierte, wenn etwas nicht klappte. Er... war gereizt, das spürte ich bis hierher.
Iwa, es tut mir Leid... aber... es ist besser so.











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