Kapitel 20

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Hajime Iwaizumi
Mitzunex3

Ich machte alles für die Abreise fertig, indem ich Kiyoshi putzte und sattelte. Er war wie immer entspannt, während ich in meinen Gedanken versunken war.
“Ohne Hemd sahst du wirklich heiß aus, Iwalein~”, dieser Satz wiederholte sich ununterbrochen in meinem Kopf. Am Esstisch vor meinem Vater war es mir unsagbar peinlich, als er mir das ins Ohr flüsterte, weshalb ich ins Bad floh, um meine Nerven zu beruhigen. Mein Frühstück fiel daher etwas klein aus, aber das war jetzt unwichtig. Oikawa würde abreisen und ich hatte ein mulmiges Gefühl. Er wirkte so… zufrieden, anders als sonst und deswegen wollte ich ihn am liebsten bei mir behalten.

Meine Schritte führten mich zu Oikawa, der draußen schon mit Vater stand und sich verabschiedete. Nachdem er wieder ins Haus verschwand, kam ich vorm König zum Stehen. Ich reichte ihm die Zügel und meinte, er könnte Kiyoshi laufen lassen, sobald er die Stadtmauern erreichte. Er kam immer wieder zurück. Oikawa fragte, ob ich mitkam, aber ich verneinte, wollte ein paar Tage hier bleiben bei meiner Mutter. Eine innerliche Trauer überkam mich, dass er abreisen musste, doch er war nunmal ein König, der seinen Pflichten nachkommen musste.
Ziemlich überrascht war ich jedoch, als er mich in eine Umarmung zog, die ich erwiderte. Aber was mich völlig perplex schauen ließ, war, als er mir einen kleinen Abschiedskuss auf die Wange gab, was mir ein warmes Kribbeln im Bauch und an der von ihm geküssten Stelle bescherte. Ich sah ihm nach, als er los ritt und in der Ferne immer kleiner wurde. Ich vermisste seine Nähe bereits jetzt, genau wie mein Alpha die seines Omegas.

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Die nächsten Wochen verliefen gut. Mutter erholte sich jeden Tag mehr, sodass sie sogar - natürlich noch vorsichtig - durch das Haus laufen konnte. Ich half überall mit und kümmerte mich um die Hofarbeit, die liegen geblieben war. Bis alles wieder ihre Ordnung hatte, kostete mich viele Tage. Aber immer wieder, egal was ich gerade tat, kam mir Oikawa in den Sinn. Ich musste ständig an ihn denken, sogar abends, dass ich nicht einschlafen konnte. Besonders der kleine Kuss beschäftigte mich und meine Wange fing an der Stelle wieder an zu kribbeln. Meine Hand legte sich sanft darüber. Was stellte er nur mit mir an?

Es war mitten in der Nacht und wieder einmal konnte ich einfach nicht einschlafen. Meine Gedanken ließen sich nicht abschalten und kreisten immer wieder in meinem Kopf. Das frustrierte mich nach einer Weile und ich seufzte leise, als ich ein leises Klopfen an meiner Zimmertür hörte und diese sich vorsichtig öffnete. Im schwachen Kerzenlicht erkannte ich das Gesicht meiner Mutter, die sanft, aber dennoch besorgt zu mir sah. 
“Mutter?”, fragend sah ich zu ihr. Sie kam auf mich zu, setzte sich auf den Bettrand und sah mich an. "Schatz, was ist los? Ich sehe doch, dass dich etwas beschäftigt", fragte sie besorgt und strich sanft durch mein Haar. Ertappt sah ich auf meine Finger hinab. Sie hatte natürlich bemerkt, dass ich nicht bei der Sache war und oft in Gedanken versunken war. Ich wusste selbst nicht genau, was es war. Es hatte etwas mit Oikawa zu tun, das war klar, aber meine Gefühle spielten jedes Mal verrückt, wenn ich nur an ihn dachte. Besonders wenn ich an die Nacht dachte, als ich ihn an mich gezogen hatte. Es hatte sich verdammt richtig angefühlt, als ob unsere Seelen zusammengehörten. Mein Alpha wollte ihn nicht gehen lassen. Wollte ihn nicht loslassen. Er hatte es gespürt, dass Oikawa sehr sensibel und zerbrechlich war, daher versuchte er sich wie ein Mantel um ihn zu legen. Ihm Schutz zu bieten.
“Ich… weiß selber nicht was mit mir los ist. Es ist alles so… verwirrend”, seufzend sah ich meine Mutter an. “Keine Ahnung ab wann… alles so…so…”, ich seufzte erneut. “Ich fühl mich überfordert mit meinem Alpha. Wenn Oikawa in meiner Nähe ist, reagiert er völlig anders…", versuchte ich irgendwie, zu beschreiben, was in mir vorging, wobei ich kläglich scheiterte. Ich hatte es nicht so, offen über meine Gefühle zu sprechen.

Sie lächelte verständnisvoll: "Könnte es sein, das du Gefühle für einen gewissen König entwickelt hast?" Ich nickte etwas unsicher, aber anders konnte ich mir mein Gefühlschaos nicht mehr erklären.
"Aber es ist mir verboten! Und außerdem ist er gebunden an König Ushijima! Warum reagiert mein Alpha überhaupt auf ihn? Das sollte nicht sein", sagte ich frustriert und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich konnte es einfach nicht verstehen. Sanft strich ihre Hand über meine Schulter und zog mich an ihre Brust, worauf sie mich in den Arm nahm.
"Gefühle können verwirrend sein, mein Schatz. Ich kann dich teilweise verstehen. Mir erging es genauso mit deinem Vater", entkam ihr ein leichtes Kichern, bevor sie weitersprach: "Nur weil er an Ushijima gebunden ist, bedeutet das nicht, dass er und sein Omega glücklich sind. Vielleicht merkt dein Alpha das und deshalb fühlst du dich so", sie kraulte mir durch die Haare und ich lauschte ihr mit geschlossenen Augen. "Dein Alpha versucht, ihn vor weiterem Schaden zu bewahren, ihn zu schützen, auch vor weiterem seelischen Schaden. Außerdem gibt es auch Bindungen, die nicht sein sollten und beide Seiten sind unglücklich, weil ihre Seelen einfach nicht zusammengehören.”

Nachdenklich blickte ich wieder auf die gegenüberliegende Wand. Oikawa... Ich sah jedes Mal den traurigen Glanz in seinen Augen. Er war nicht glücklich.
"Aber warum wollte Oikawa dann Ushijima heiraten, wenn er keine Gefühle für ihn hat? Das ergibt keinen Sinn!"
"Zwangsehe, Liebling. Das kommt im Königshaus oft vor", erklärte sie mir. Da erinnerte ich mich wieder daran, wie die älteren Leute am Tag vor der Hochzeit tuschelten. Was hatten sie nochmal gesagt? Ein Zeichen des Friedens? Und nur deshalb heiratete er freiwillig diesen abscheulichen König? Unvorstellbar! Aber das erklärte so einiges, vor allem warum mein Alpha trotz ihrer Bindung in Oikawas Nähe so handelte.

“Ich sehe wie du aufblühst, wenn du über ihn sprichst, deine Augen leuchten immer regelrecht", lächelte sie amüsierend und peinlich berührt wurde ich rot um die Nase.
“Gar nicht wahr…”
"Doch", grinste sie und ich seufzte.
Ok, ich gab auf. Dass Mütter auch immer Recht haben mussten. 
“Hör auf dein Bauchgefühl Schatz. Dein Alpha weiß was er zu tun hat. Hab Vertrauen", strich sie mir über den Rücken. Ich vertraute meinem Alpha gewissermaßen, aber nicht in der Brunst... das machte mir immer noch etwas Angst und außerdem konnte ich ihn im Moment schlecht einschätzen.
"Ich sage dir etwas. Du reitest morgen zurück und setzt deine Ausbildung fort. Mir geht es wesentlich besser. Und ich sehe die Sehnsucht in deinen Augen."
Ich löste mich von ihr und sah sie an: "Aber..."
"Kein Aber, Hajime!", sagte sie liebevoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Damit war die Sache beschlossen.

⊱ ━━━━.⋅ ♱ ⋅.━━━━ ⊰

Am darauffolgenden Tag ritt ich nach dem Mittagessen zurück. Mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf. Ich nahm alles nur am Rande wahr, bis ich endlich ankam und auf dem Platz stehen blieb. Ich sprang von Kiyoshi und lief zum Trainingsplatz, wo alle anderen bereits trainierten. Ich blieb vor Semi stehen, der mich überrascht anschaute: “Du bist zurück?”
Ich stützte mich auf meine Knie und keuchte.
"Ja. Es tut mir leid... dass ich erst jetzt wieder komme", erklärte ich mich. "Ich möchte wieder dabei sein, wenn es keine Umstände bereitet." "Natürlich. Bring erstmal dein Pferd in den Stall, der den armen Goshiki gerade ärgert, und dann wärme dich fürs Ringen auf", sagte er und ich war leicht verwirrt, warum er so nett zu mir war. Mein Blick ging zu Kiyoshi, der am Oberteil des schwarzhaarigen Knappen knabberte, was mich und die anderen Ritter - selbst Semi - zum Lachen brachte. Goshiki beschwerte sich empört und fand es überhaupt nicht lustig.

Während ich ihm aus der Patsche half und schließlich mit Kiyoshi zum Stall lief, fühlte ich mich die ganze Zeit beobachtet. Mein Blick wanderte zum Schloss, ich betrachtete jedes Fenster genauer, bis ich einen braunen Haarschopf entdeckte. Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke und im nächsten Augenblick verschwand er. Was sollte das? Versteckte er sich vor mir? Oder war es ihm einfach nur unangenehm, dass ich ihn entdeckt hatte? Ich wusste es nicht, aber wenn ich ihn das nächste Mal sah, würde ich ihn darauf ansprechen.











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