Kapitel 4

29 4 0
                                    

Hajime Iwaizumi
Mitzunex3

In den frühen Morgenstunden wurde ich durch das Zwitschern der Vögel geweckt, was mich missmutig brummen ließ. Ich war eigentlich kein Frühaufsteher, aber ich musste meinem Vater helfen. Als ich meine Augenlider öffnete, setzte ich mich aufrecht hin und streckte mich ausgiebig. Die Nacht war einfach viel zu kurz. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es ungefähr fünf Uhr morgens war. Nur fünf Stunden Schlaf? Eindeutig zu wenig und viel zu früh zum Aufstehen, aber die Arbeit auf dem Bauernhof erledigte sich nicht von allein. Kühe melken, füttern und rausbringen, die Schafe und Pferde versorgen. Daher stand ich eher widerwillig auf, um mich fertig zu machen.

Ich verbrachte eine Weile im Badezimmer, wo ich meine Zähne putzte und mich wusch, bevor ich nach unten ging. Ehe ich das jedoch tat, warf ich einen schnellen Blick ins Zimmer meiner Eltern. Mein Vater war bereits unten, wie die leere Seite des Bettes zeigte, aber meine Mutter schlief noch. Es ging ihr nicht besser und das machte mir große Sorgen. Wenn wir die Mittel hätten, würde sie schneller gesund werden, aber leider war das nicht der Fall. Ich schloss leise die Tür hinter mir, um in die Küche zu gehen, wo mein Vater mir ein Leib Brot, etwas Wurst und ein Becher Wasser hingestellt hatte. Wir konnten uns nur das Nötigste leisten, für Extras blieb nichts übrig, da die meisten Münzen für die Kräuter meiner Mutter draufgingen.
"Guten Morgen, Vater", grüßte ich ihn.
"Morgen, Hajime", antwortete er. Dann setzten wir uns hin und aßen schweigend, weil keiner von uns richtig wach war. Doch ich konnte die Stille nicht mehr ertragen und erzählte meinem Vater, was ich vorhatte: "Wenn ich mit allem fertig bin, möchte ich jagen gehen, der Fleischvorrat geht langsam zur Neige." Er sah mich an.
"Mach das, ich bin gespannt, was unser Meisterjäger heute wieder mitbringt", sagte er stolz und ließ mich verlegen den Nacken kratzen. Es war mir unangenehm. Dennoch lächelte ich, bevor ich aufstand und endlich mit der Arbeit begann.

⊱ ━━━━.⋅ ♱ ⋅.━━━━ ⊰

Die Zeit verging schnell und plötzlich stand die Sonne hoch am Himmel, es war ziemlich warm geworden. Trotzdem hatte ich meine Arbeit erledigt. Die Tiere waren versorgt und deshalb ging ich ins Haus, um mir eine kurze Pause zu gönnen.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer blieb ich an der Tür zum Dachboden stehen, die einen kleinen Spalt geöffnet war. Meine Neugier trieb mich dazu, die Türe zu öffnen und hinaufzugehen. Ich wusste nicht warum, aber wenn ich darüber nachdachte, war ich noch nie zuvor dort oben gewesen.

Es war ziemlich staubig, was nicht überraschend war, da der Dachboden selten betreten wurde. Meine Augen schweiften umher und blieben schließlich an einer Truhe hängen. Sie hatte einige kleine Schnitzereien, weshalb sie besonders wirkte.
Ich ging auf die Truhe zu, kniete mich hin und öffnete sie vorsichtig. Was ich sah, waren einige Kleidungsstücke, nicht gerade billig aussehend. Nachdenklich hob ich eines der Stücke hoch, erkannte eine elegante Hose in schwarz und eine dunkelgraue Weste mit weißen Schnörkelverzierungen. Daneben lag ein königsblauer Mantel, der beidseits von den Schultern bis knapp zur Taille mit ähnlichen Verzierungen bestickt war. Die Ärmelaufschläge waren ebenfalls dunkelgrau und mit Schnörkelmustern versehen. Es sah sehr nach Adelskleidung aus, was mich hinterfragen ließ, woher mein Vater sie hatte. Ich wüsste nicht, dass meine Eltern jemals zum Adel gehörten. Also woher hatte er sie? Ich hatte diese Frage nie gestellt, woher sie stammten, aber vielleicht sollte ich dies dringend nachholen.

Da kam mir etwas in den Sinn. Heirateten heute nicht König Ushijima und der Prinz Seijohs? Vielleicht konnte ich mich heimlich einschleichen, um herauszufinden, wer dieser arme Kerl war? Neugierig war ich ja schon und mit diesen Kleidern würde niemand vermuten, dass ich zum einfachen Volk gehörte.
Damit war die Entscheidung gefällt. Auch wenn es ziemlich riskant war, war die Neugier größer. Also nahm ich die drei Kleidungsstücke aus der Truhe und schlich mich an meinem Vater vorbei, an der Tür rief ich ihm zu: “Ich bin heut’ Abend wieder zurück.” und lief weiter zum Stall. Dort zog ich mich um und war erstaunt, wie gut die Kleidung saß. Es fühlte sich etwas seltsam an, plötzlich edel gekleidet zu sein, aber ohne eben diese würde man mich sofort wieder vor die Tore der Mauern werfen.

Ich sattelte Masumi, die meine Aufregung bemerkte und selber etwas ungeduldig mit dem Huf schabte. “Alles ist gut, Masumi. Wir machen nur einen kleinen Ausritt”, beruhigte ich die Stute und sie schnaubte daraufhin. Dann schwang ich mich in den Sattel und ritt mit vollem Galopp zur Mauer, um in die Stadt zu gelangen - zur Kirche.

⊱ ━━━━.⋅ ♱ ⋅.━━━━ ⊰

Als ich ankam, war schon einiges los. Von Weitem sah ich, dass die Kirche mit weißen und violetten Blumen geschmückt war und einige Adlige bereits da waren oder eintrafen. Plötzlich blieb Masumi abrupt stehen, was mich erschreckte.
"Passen Sie doch auf! Also wirklich", beschwerte sich ein Paar. Das ließ mich die Augen verdrehen. Waren alle reichen Schnösel so arrogant? Sie blieben doch plötzlich stehen. Nächstes Mal konnte ich sie genauso gut umreiten. Ich fluchte innerlich, die Adligen gingen mir bereits jetzt gehörig auf den Strich. Jedoch ritt ich weiter, bis einer der Ritter mich fragte, ob er mein Pferd zu den anderen bringen durfte, was ich erlaubte. Daraufhin stieg ich ab und er brachte meine Stute weg. An Masumis Körpersprache sah ich schmunzelnd, dass sie dem Ritter nicht vertraute und ihn nicht leiden konnte. Aber da musste sie leider einmal durch.

Ich begab mich auf den Weg zum Platz vor der Kirche, wo ich mich heimlich unter die Menschen mischte. Überall waren Ritter und Leibwächter verteilt, die aufpassten. Ich fühlte mich etwas unwohl, aber ich konzentrierte mich darauf, unentdeckt zu bleiben.
Es war voll, laut und ziemlich festlich und fröhlich. Für meinen Geschmack zu viel, aber so hatte ich mir den Adel vorgestellt. Später im Schloss würde es noch mehr sein... einfach nervig für mich, aber meine Neugierde musste gestillt werden, also ertrug ich es.

Die reichen Leute waren völlig aus dem Häuschen und redeten ununterbrochen, als sie plötzlich alle mucksmäuschenstill wurden und einige Augen anfingen begeistert zu leuchten. Scheinbar ging es los.
Ich drängte mich durch die Menge, ich wollte schließlich was sehen, doch war das leichter gesagt als getan. Einige murmelten irgendwelche Beschwerden, die ich weitgehend ignorierte, bis ich die zweite Reihe erreichte und ein ganz bestimmtes Augenpaar mich entdeckte.











Im Schatten des ThronesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt