Kapitel 17

21 3 0
                                    

Tooru Oikawa
Lexichanx3

Als wir das Dorf passierten, ritten wir noch eine Weile, bis ich in der Ferne einen Hof ausmachen konnte. Iwa sprang sofort vom Pferd, kam jedoch leicht ins Staucheln. Wahrscheinlich hatte er immer noch weiche Knie nach seinem Zusammenbruch. Es war schrecklich anzusehen, wie er vor mir drohte zusammenzuklappen. Im Schlossgarten setzte ich ihn auf eine Bank, damit nicht jeder mitbekam, wie schlecht es Iwa ging. Als er mir erzählte, wie schwer krank seine Mutter war und ihnen die Mittel fehlten, um sie zu heilen, brach mein Herz. Ich war König und unfähig, etwas zu tun. Dabei wollte ich ihnen helfen, damit sie sich genauso wie die Oberschicht gute und teure Kräuter leisten konnten. Sie sollten sicher hinter einer Mauer leben können, um von Plünderern verschont zu bleiben.

Kiyoshi - so hieß das Pferd, wie Iwa mir verriet - und ich blieben vor dem Haus stehen. Ich band es fest und betrachtete das Grundstück genauer. Hier hatte also Iwaizumi gewohnt, bevor er seine Ausbildung zum Ritter begann. Es gab viel Platz für die Tiere. Ich konnte Kühe, Schafe und ein weiteres Pferd erkennen. Es gab auch einen großen Acker, auf dem sie Obst und Gemüse anbauten. Hier wirkte alles friedlich, obwohl sie außerhalb der Mauern lebten. Der Krieg schien sie verschont zu haben, was mich sehr erleichterte. Die Krankheit von Iwaizumis Mutter bereitete ihnen schon genug Sorgen.

“Schön hast du es hier, Kiyoshi", streichelte ich das Pferd und lief dann ein wenig über den Hof. Ein friedliches Leben auf einem Bauernhof stellte ich mir wunderschön vor, aber für einen König eher unwahrscheinlich. Ich warf einen Blick zum Haus und sah durch das untere Fenster Iwa und seinen Vater. Sie sahen sich unglaublich ähnlich. Ich hingegen ähnelte eher meiner Mutter, zumindest was mein Aussehen betraf - die zarten Gesichtszüge, die braunen lockigen Haare und die ebenso braunen Augen. Charakterlich ähnelte ich jedoch keinem von beiden, und ehrlich gesagt war ich froh darüber. Aber... vielleicht war das noch ein weiterer Grund, weshalb sie mich nicht leiden konnten. Die Tatsache, dass ich der einzige Omega in einer königlichen Familie voller mächtiger Alphas war. Allein das war Grund genug für sie, mich zu hassen. Deswegen behandelten sie mich anders als Takanori, und das tat weh. Was ich wollte, war, geliebt zu werden. Nichts weiter. Nur dass eine einzige Person Liebe für mich übrig hatte.

“Oikawa?”, rief der Dunkelhaarige nach mir, der verwundert neben seinem Pferd stand. Ich ging auf sie zu und ich wartete, dass er weiter sprach. “Wieso kommst du nicht rein?”, wollte er wissen.
“Ich… wollte nicht stören?”, gab ich zögerlich von mir. Ich fühlte mich fehl am Platz, nicht weil ich ein König war, das war es nicht. Es war eher so, dass ich ein Problem damit hatte, als Fremder in ihr Familienleben einzudringen. Seine Mutter war krank - todkrank - und ich... kannte sie nicht einmal. Ich konnte nicht an ihrem Bett stehen und sehen, wie schlecht es ihr ging. Das wäre unangebracht gewesen. Sie waren eine Familie und ich gehörte nicht dazu.
"Das tust du nicht, außerdem möchte mein Vater mit dir sprechen. Ich habe ihm erzählt, dass du mich hierher begleitet hast und... wer du bist.”

Mit einem unbehaglichen Gefühl begleitete ich den Knappen ins Haus. Durch das spärliche Kerzenlicht konnte ich die einfache Einrichtung erkennen, sie besaßen nur das Nötigste. In der Küche stand sein Vater und reichte Iwa eine Schale, als wir den Raum betraten. "Gib deiner Mutter bitte die Kräutermischung", bat er seinen Sohn, der kurz nickte und eilig die Treppe hinauflief. Nun stand ich alleine vor dem älteren Iwaizumi. Meine Hände wurden schweißig und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Worüber wollte er mit mir sprechen? Nach dem Vorfall mit den Dorfbewohnern hatte ich Bedenken, dass er auch so wütend auf uns Adligen sein könnte und ich würde es ihm nicht verübeln. Doch wenn dem so wäre, hätte er mich sicherlich schon längst vertrieben.

“Ich bin ihnen zu dank verpflichtet, eure Hoheit!”, kniete er plötzlich vor mir, wie es die Ritter immer taten. Er hatte sicher früher als Ritter gedient, denn seine gesamte Haltung erinnerte mich sehr daran.
Und sein Sohn trat in seine Fußstapfen. Das fand ich unglaublich toll.
"Bitte seien Sie nicht so förmlich, Oikawa reicht völlig", sagte ich.
"Danke, Oi-Oikawa. Sie haben das Leben meiner Frau gerettet. Ich stehe ewig in Ihrer Schuld!"
"Nein, ich habe es gerne getan. Mein Volk ist mir wichtig, egal ob arm oder reich. Das habe ich auch Ihrem Sohn mehrmals gesagt", schmunzelte ich. Sofort stand er auf und nahm meine Hände in seine.
"Oh, hat er Ihnen weiteren Ärger gemacht? Ich war schockiert, als er mir gestand, dass er sich auf Ihre und König Ushijimas Hochzeit geschlichen hatte. Seine dumme Neugier wird ihm irgendwann den Kopf kosten!", ärgerte er sich über den Dunkelhaarigen. Und seine Sorge war berechtigt, Ushijima hätte ihn dafür hinrichten lassen können.

⊱ ━━━━.⋅ ♚ ⋅.━━━━ ⊰

Ich bedankte mich für das leckere Abendessen und wollte zum Aufbruch ansetzen, da die Sonne langsam unterging, als Iwaizumi fragte: “Möchtest du nicht für die Nacht bleiben? Es ist spät und die Rückreise lang.”
“Hajime hat Recht. Ihr wärt erst spät in der Nacht zurück. Wir können ihnen nur mit dem Nötigsten dienen, aber es wäre zu gefährlich, um zu dieser Zeit die Heimreise anzutreten”, stimmte der ältere seinem Sohn zu. Ich würde gerne, aber… was war mit Tendou und Ushijima? Was war… wenn er von seinem Berater erfuhr, wo ich mich immer rumtrieb und mit wem? Ich konnte nicht riskieren, dass die Familie Iwaizumi in Gefahr geriet.
"Ich schätze euer Angebot, aber..."
"Bleib", unterbrach mich Iwa mit einem flehenden Blick. "Vater hat recht, es wäre dein Tod, wenn du zu Fuß zum Schloss gehst. Du kannst dir morgen Kiyoshi leihen, er bringt dich bis vor die Stadtmauern. Sicher und vor allem lebendig", schmunzelte er. Ok, sie hatten gewonnen, ich würde über Nacht bleiben. Denn ich war nicht bereit zu sterben, vor allem nicht durch Tiere oder Plünderer, die um diese Zeit ihr Unwesen trieben.

Ich half den beiden noch dabei, die Küche aufzuräumen, während wir uns fröhlich unterhielten und gemeinsam lachten. Es freute mich, dass sich ihre Stimmung verbessert hatte und ich hoffte inständig, dass die Kräuter Iwas Mutter von ihrer Krankheit heilen würden. Wenn nötig, wäre ich auch bereit, einen Arzt zu bezahlen, nur um Ihnen zu helfen.

Später begleitete ich Iwa in sein Zimmer und sah ihm an, wie unwohl er sich fühlte. Obwohl ich ein gehobenes Leben gewohnt war, störte es mich nicht. Ich war dankbar, dass sie mich eingeladen hatten, bei ihnen zu übernachten.
“Das wäre dann mein… Zimmer”, sagte er und bat mich, mit einer Handbewegung einzutreten. “Du kannst im Bett schlafen, ich werde es mir auf dem Boden bequem machen.”
“Auf gar keinen Fall! Das ist alles andere als bequem, wir… können uns das Bett teilen”, widersprach ich umgehend. Das kam überhaupt nicht in Frage, dass er auf dem Boden schlief! “Es macht mir nichts aus”, fügte ich noch hinzu. Mit leicht geröteten Wangen nickte er und lief auf einen Schrank zu. Er warf mir ein Wollhemd zu. Wir zogen uns um, oder besser gesagt... aus. Iwa stand nur in einer Leinenhose vor mir, die knapp über den Knien endete. Mein Blick blieb an seinem leicht trainierten Oberkörper hängen.
Heiliger...
Mir wurde plötzlich unsagbar heiß und nicht weil ich in Hitze kam. Nicht nur mir gefiel der Anblick, auch mein Omega schnurrte und wollte ihn am liebsten berühren. Mit meinen zarten Fingern jeden seiner Muskeln entlang fahren, ihn auf das Bett drücken und über ihn herfallen. Ok, vielleicht war die Idee, sich das Bett zu teilen, keine gute Idee! Hoffentlich würde mein Omega es mir nicht allzu schwer machen…

Wir lagen Rücken an Rücken, bis zum Hals zugedeckt, in seinem Bett. Ich seufzte zufrieden, denn mein Bauch kribbelte unaufhörlich. Ich fühlte mich wohl neben Iwa oder generell in seiner Nähe. Was genau in mir vorging, konnte ich kaum beschreiben, nur dass es sich großartig anfühlte. Ich wollte dieses Gefühl nie wieder missen müssen. Ausgiebig gähnte ich und bemerkte, wie ich langsam in den Schlaf fiel.
"Gute Nacht", flüsterte ich. Meine Augen schlossen sich und ich schlief friedlich ein.











Im Schatten des ThronesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt