Kapitel 19

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Tooru Oikawa
Lexichanx3

Am Morgen danach, stand ich gähnend auf, nachdem Iwaizumi mir frecherweise die Decke klaute. Dabei hatte ich das erste Mal nach Wochen oder gar Monaten, ich wusste es selbst nicht genau, wieder unglaublich gut geschlafen. Iwas Nähe hatte mir gut getan, besonders dieser ländliche Duft, der mich an Myrrhe erinnerte - warm, harzig, erdig. Er roch so viel besser als Ushijima, dessen unangenehmer rauchiger Geruch ständig in meiner Nase lag. Ich schüttelte mich und stand vom Bett auf. Ich folgte dem Dunkelhaarigen, der gerade fluchtartig sein Zimmer verlassen hatte, weil ihm herausgerutscht war, dass ich immer schön sei. Ich hatte ihn genau verstanden und es... machte mich glücklich. Genau wie mein Traum, als er mich zu sich zog und mir einen Kuss auf die Schläfe gab. Was würde ich dafür tun, dass es wirklich passierte? Am liebsten alles, aber es war mir nicht möglich. Immer wieder musste ich unweigerlich an Ushijima und seinen teuflischen Berater denken.

Am gedeckten Frühstückstisch saßen bereits die zwei sich sehr ähnelnden Männer, ich grüßte sie mit einem einfachen “Guten Morgen." Doch bevor ich mich neben Iwa setzte, legte ich meine Hände auf seine Schultern, was ihn kurz zusammenzucken ließ.
"Ohne Hemd sahst du wirklich heiß aus, Iwalein~", flüsterte ich ihm ins Ohr, während sich sein Gesicht und seine Ohren rot färbten. Das war meine Rache für meinen unterbrochenen Schönheitsschlaf und das Klauen der Bettdecke! Mit einem siegessicheren Lächeln setzte ich mich und wir begannen zu essen. Außer Iwa, der noch einmal aufsprang und sich entschuldigte, dass er kurz ins Badezimmer musste. Ich unterdrückte das Kichern, das meine Kehle verlassen wollte. Selbst Schuld, Iwalein~, schmunzelte ich in Gedanken.

Kiyoshi stand vor mir, bereits gesattelt, und neben ihm der attraktive Knappe, der mir die Zügel reichte.
“Lass ihn vor den Mauern einfach laufen, er weiß den Weg zurück”, sagte er und ich nickte verständnisvoll.
"Du kommst nicht mit zurück?", fragte ich enttäuscht. Ich wollte so sehr, dass er mich begleitete und seine Ausbildung zum Ritter fortsetzte, aber die Entscheidung lag nicht bei mir.
"Nein... ich möchte mich erst vergewissern, dass es meiner Mutter besser geht. Es tut mir leid", flüsterte er und senkte den Blick zum Boden.
"Aber... werde ich dich wiedersehen?", wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben. Der Gedanke, ihn nicht wiederzusehen, schmerzte in meiner Brust. Wieso, Weshalb, Warum. Ich hatte keinen blassen Schimmer. Ich wusste nur eins, er und sein Alpha würden mir und meinem Omega fehlen. Zum Abschied nahm ich meinen Mut zusammen und legte meine Arme um ihn. Drückte ihn fest und zu meiner Erleichterung erwiderte er die Umarmung.
“Bis bald, Iwa…”, löste ich mich von dem Dunkelhaarigen und gab ihm mutig einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor ich mich auf Kiyoshi setzte und davonritt.

Vor den Stadtmauern angekommen, stieg ich vom Pferd und strich ihm dankend über die weiche Schnauze. Es war viel einfacher, auf Iwas Pferd zu reiten als auf den Pferden der Ritter. Es schien auch viel ruhiger und entspannter zu sein.
"Danke, mein Großer. Jetzt aber ab nach Hause mit dir", ließ ich ihn, wie Iwa gesagt hatte, laufen. Während Kiyoshi in der Ferne verschwand, stand ich vor den Mauern und als ich mich umdrehte, um hindurchzugehen, erschrak ich furchtbar. Ushijima saß auf einem schwarzen Pferd und funkelte mich wütend an. Sein Berater, wie immer treu an seiner Seite, stand daneben mit einem teuflischen Lächeln. 
Er hat doch nicht etwa…
“I-Ich kann das-”
“Wo zur Hölle warst du?”, unterbrach er mich grob, was mir schwer im Magen lag. "Und wie siehst du überhaupt aus?", fuhr er fort und richtete seinen Blick auf meine verdreckten Stiefel.
“Ich… Ich…”, vor lauter Panik fiel mir keine Ausrede ein und stand hier wie der letzte Volltrottel.
“So wie er aussieht hat er den Bauerntrotteln aus dem Dorf geholfen”, stellte der Rothaarige eine Vermutung auf, die zum Glück nicht stimmte.
“Wir werden das im Schloss besprechen!”

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Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das von seinen Eltern eine belehrende Standpauke erhielt. Ich war eingeschüchtert und ängstlich und stand mit gesenktem Haupt vor dem König. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Gerade war ich ein Feigling, aber zu Recht. Ich hatte Angst davor, welche Auswirkungen meine Worte haben könnten und ob ich dadurch die Dorfbewohner oder die Familie Iwaizumi in Gefahr bringen würde. Das wollte ich nicht, ich würde mich auf ewig schuldig fühlen.

Wie sehr ich mir wünschte, dass Iwa jetzt hier wäre und mir Beistand leistete oder ich bei ihm geblieben wäre.
“Die Wachen der Stadtmauern haben den Befehl dich nur noch mit meiner Erlaubnis nach draußen zu lassen!”, teilte er mir mit. Geschockt sah ich in seine leeren, vor Wut kochenden Augen. Er meinte es ernst. Das konnte er mir nicht antun! Ich wollte doch… wie sollte ich den Leuten aus den Dörfern jetzt nur meine Unterstützung anbieten? Oder… wie sollte ich Iwa wiedersehen, wenn er nicht zurückkehren sollte?
"Das kannst du nicht! Ich bin immer noch ein freier Mann, Ushijima!", zischte ich.
"Und ob ich das kann, schließlich bin ich der König! Du hingegen bist kein vollwertiger König, du darfst ohne meine Zustimmung keine Entscheidungen treffen, also wird hier niemand deinen Befehlen Folge leisten!"
Das musste er mir nicht unter die Nase reiben, schließlich wusste ich das bereits. Ein Omega konnte keine eigenen Entscheidungen treffen. So dachte jeder Alpha! Nur... mein Iwalein nicht. Er behandelte mich wie einen ganz normalen Bürger, was ich schätzte, obwohl er sich jedes Mal dafür entschuldigte. Natürlich verbot ihm der Ritterkodex, so mit mir zu sprechen. Respektvoll, so hatte er laut diesem mit mir umzugehen. Doch ich fand es schön, mal wie ein normaler Mensch angesehen zu werden und nicht wie ein Prinz oder König.

Ushijima beendete seine Standpauke, der ich kaum Gehör schenkte und schlenderte nun durch die Gänge. In der Küche bot ich meine Hilfe an, die dankend angenommen wurde. So verbrachte ich den Rest des Tages und auch die nächsten Wochen. Ich lernte Hinata, Yamaguchi und sogar den Gärtner Sugawara besser kennen. Immer wieder bemerkte ich jedoch, dass etwas in ihren Augen lag, das an einen Hilfeschrei erinnerte. Doch ich traute mich nicht, sie hier im Schloss darauf anzusprechen. Ich hatte Angst, dass der Abschaum von König oder sein rothaariger Dämon davon Wind bekamen und dadurch die Bediensteten in Gefahr gerieten.











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