Kapitel 2

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Hajime Iwaizumi
Mitzunex3

Abseits des Königreichs Shiratorizawa arbeitete ich auf unserem Hof, auf dem ich von klein auf lebte und grub die Weizenfelder um. Es war ziemlich anstrengend, besonders während der Erntezeit, aber ich half meinen Eltern schon als Kind und war es somit gewohnt.
Plötzlich berührte mich eine Hand auf der Schulter, was mich dazu brachte, aufzublicken und in die Augen meines Vaters zu schauen.
"Du bist weit gekommen, gut gemacht", sagte er zufrieden, doch ich konnte etwas in seinem Blick erkennen, das ich nicht deuten konnte. Ich rieb mir über die verschwitzte Stirn und fragte besorgt: "Danke. Was beschäftigt dich, Vater?", was ihn leicht überraschte.
"Hajime, du machst dir viel zu schnell Sorgen. Es ist nichts Schlimmes, aber ich habe eine Bitte an dich. Könntest du zum Marktplatz reiten und einige Besorgungen machen?", beruhigte er mich lächelnd und schaute mich erwartungsvoll an.
"Vater, in diesen Zeiten sollte man sich Sorgen machen... besonders um Mutter! Und ich sorge mich um jeden, der mir am Herzen liegt”, gab ich mit einem leichten Seufzen von mir. “Und natürlich reite ich ins Dorf, ich mache mich sofort los.”
Vater grinste wissend und gab mir einen Beutel mit Münzen, den ich in meine Hose steckte.
“Pass bitte auf dich auf, Hajime”, sagte er etwas besorgt. Ich verstand ihn, als einziger Alpha in der Familie, musste ich besonders aufpassen, besonders was die Pheromone der Omegas in ihrer Hitze anging. Aber ich konnte behaupten ihn ganz gut unter Kontrolle zu halten, obwohl es mir manchmal wahnsinnig schwer fiel. Zwar hatte ich mal von dem Gesetz mitbekommen, dass Alphas und Omegas sich in einer Beziehung sofort zu binden hatten, aber das galt nur der oberen Schicht. Wenn Alphas des niederen Volkes über Omegas herfielen, war das unserem König herzlich egal.

Ich betrat den Stall und ging zu einer der Boxen, wo eines der beiden Pferde stand. Es war eine Rasse, die sowohl stark für die Feldarbeit als auch gemütlich für Ausritte im Wald zum Jagen war. Es war die Stute, der Rasse Tinker, die neugierig auf mich zukam und mich mit einem Stupsen ihrer Nase begrüßte. Masumi, so hieß sie. Ihr Fell war braun-weiß gefleckt und ihre Augen blau, was besonders war. Sie waren klar und ehrlich. Man hatte das Gefühl, dass seine eigene Seele sich darin spiegelte.
Ich öffnete die Tür des Stalls und betrat die Box, um sie mit einem Halfter, das ich ihr anlegte, herauszuholen und dann festzubinden, damit ich den Sattel und das Zaumzeug holen konnte. Sie wartete geduldig, bis ich zurückkam, um sie dann zu satteln. Daraufhin stieg ich auf und ritt zum nächsten Dorf.

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Der Ritt dauerte eine kleine Weile, da wir recht weit außerhalb lebten. Zu unserem Glück, denn dadurch wurden wir vom Krieg weitgehend verschont. Was ich von diesem kleinen Örtchen nicht behaupten konnte. Viele kleine Häuser waren komplett zerstört und viel war nicht mehr übrig. Es war einfach schrecklich anzusehen. Doch überall, wo ich hinsah, herrschte reges Treiben. Aus irgendeinem Grund waren die Leute aufgeregt und unterhielten sich angeregt mit anderen. Ich ignorierte es zunächst, es konnte ja nicht so wichtig sein. Schließlich war immer etwas los. Mein Pferd trug mich durch die Straßen und ich hielt meinen Alpha im Zaum, was erstaunlich gut klappte. Jedoch nahm ich auch viel weniger Pheromone als das letzte Mal wahr.

Man konnte Kinder sehen, die herumspielten und lachend an mir vorbei rannten. Sie hatten ein eher unbeschwertes Leben, die Eltern ermöglichten ihnen, soweit es ging, Kind zu sein. Das war nicht immer so, es gab auch schlechte Tage. Tage, an denen unser König schlechte Laune hatte. Oft kamen Leute von hinter der Mauer ins Dorf und zerstörten unwillkürlich Gegenstände, zertrampelten Lebensmittel, die in der unteren Schicht knapp waren. Und Ushijima amüsierte das wahrscheinlich prächtig. Ich konnte ihn nicht ausstehen! Das sagte ich jedoch niemandem, sonst konnte ich mir gleich den Strick nehmen. Wenn er es zu Ohren bekäme, würde ich zu Tode verurteilt werden.

Meinen Weg setzte ich unbeirrt fort und gelangte zu einem kleinen Stand. Ich stieg ab, band Masumi fest und wandte mich der älteren Dame zu.
"Iwaizumi-san, schön dich zu sehen. Wie geht es deiner Mutter?", fragte sie höflich.
“Guten Tag Saito-san. Nicht wirklich gut, deswegen bin ich hier, ich brauche Kräuter für sie”, antwortete ich. Sie nickte und füllte einen kleinen Beutel mit Heilkräutern und ich zahlte die entsprechende Summe an Münzen. Die Kräuter waren zwar nicht günstig und nicht die besten, aber sie stoppten, wenn auch nur ein klein wenig, die Fortschreitung der Krankheit meiner Mutter und daher sehr wichtig für uns.
Nachdem ich mich verabschiedete, nahm ich meine Stute, um meinen Weg fortzusetzen und einige Lebensmittel zu besorgen. Dabei sah ich, durch die Schutthaufen der abgebrannten Häuser, in weiter Ferne einige Ritter, was mich zum verträumten Schmunzeln brachte. Schon immer träumte ich davon, selbst ein Ritter zu werden, aber als Bürger des niederen Volks und Bauernjunge hatte man nicht die geringste Chance. Ein Seufzen entwich mir, leider würde mir dieser Traum ewig verwehrt bleiben.

Ich ging gedanklich an einer Gruppe älterer Leute vorbei. Sie flüsterten aufgeregt und ich schaute zu ihnen, aber sie bemerkten mich nicht.
"Stimmt es, dass der König morgen heiraten wird?", sagte die eine zu der anderen, die hastig daraufhin nickte.
"Ja, es soll der Prinz aus dem Königreich Seijoh sein, als Zeichen, dass der Krieg zwischen unseren Königreichen beendet ist. Aber ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht", plapperten sie fröhlich weiter und ich wurde aufmerksam. Der König würde heiraten? Den Prinzen von Seijoh? Als Zeichen des Friedens?
Der tat mir jetzt schon leid. Niemand würde freiwillig diesen… Unmensch heiraten und mit ihm zusammen leben wollen. Aber wenn so endlich Frieden einkehrte, würde es mich freuen. Vor allem für uns - das niedere Volk. Wir konnten uns schließlich nicht wehren und wurden wie die Tiere abgeschlachtet.
Das muss ich unbedingt Vater und Mutter erzählen!, mit diesen Gedanken stieg ich auf mein Pferd und ritt im Galopp in Richtung unserer Farm.

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Als ich ankam, stieg ich von Masumi und nahm sofort den Sattel ab, um sie dann auf die Weide zu bringen, wo Kiyoshi, unser Hengst, ein weißer Shire Horse, bereits wartete. Das Gatter verriegelte ich noch schnell, ehe ich ins Haus eilte, wo mein Vater in der Küche bereits auf mich wartete.
"Vater, ich bin zurück und habe alles besorgt, außerdem habe ich etwas Interessantes gehört!", sagte ich direkt und legte den Beutel auf den Tisch.
"Was hast du gehört?", fragte er neugierig und ich erzählte ihm die Neuigkeiten. Je mehr ich erzählte, desto größer wurden die Augen meines Vaters. Unglaube. Überraschung. Und ein wenig Freude? Es wurde kurz still, bis er sprach.
"Das wäre wirklich... toll. Dann hoffen wir, dass es stimmt und alles gut geht, damit wir in Frieden leben können. Man weiß nie, was im Kopf von König Ushijima vorgeht", seufzte er resigniert, bevor er aufstand, um die Medizin fertigzustellen. Ich half ihm dabei und er ging nach oben zu meiner Mutter, um ihr die Kräutermischung zu geben. Währenddessen ging ich erschöpft ins kleine Badezimmer, um den Schmutz abzuwaschen.
Was für ein Tag. Jeder war gespannt, wie es weitergehen würde, ob sich alles zum Guten wendete, wenn er den Prinzen heiratete, oder ob alles so schlimm bliebe. Die Zukunft war uns allen ungewiss, jedoch hofften alle das Beste.










Im Schatten des ThronesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt