~* Kapitel 59*~

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Ein Klick ertönte, was den alten rot-bärtigen Mann leicht die Augen öffnen ließ.

Auch wenn das Zimmer nur leicht beleuchtet war, erkannte er die Gestalt, die auf ihn zukam. In ihrer Hand trug sie einen Teller, der stark nach Kartoffeln roch.

"Hier was zum Essen für dich." erklang die ruhige Stimme einer 16-Jährigen. Gomer, der bisher diesem Mädchen nicht einmal begegnet war, wusste schon an Hand ihrer Aura, die sie verströmte, wer vor ihm stand.

"Du bist also die Wölfin, vor der die Unterwelt so eine Angst hat?" fragte er leicht spöttisch, was Tamey vor ihm nicht interessierte. Immerhin passierte es nicht selten, dass man es ihr nicht ansah, dass sie die sogenannte 'Wölfin des Grauens' war, die die zig Menschen Leben auf dem Gewissen hatte und nach angaben von Augenzeugen, sich an den Qualvollen Schreien ihrer Beute labte, wie ein ausgehungerter Wolf.

Schweigend stellte Tamey den Teller mit dem dampfenden Kartoffelgratin auf den Nachtisch und wandte sich dem Schwerverletzten zu.

"Sie scheint immer noch nicht heilen zu wollen." erkannte Tamey zugleich, als sie das Blut unter der Bandage erkannte. Verachten schnaubte der alte Mann auf, doch als Tamey ihn berührte, erstarrte er.

Auf der etwas rot verfärbten Bandage die Tamey berührte, hatte sich ein schwarzes Symbol breit gemacht, ein Symbol, das er nicht lesen konnte, da es wirkte, als bestand es aus Zeichen, die nicht von dieser Welt waren. Von einem aufs andere mal verringerte sich Gomer's Schmerzen um die Hälfte, was den Alten erleichtert aufatmen ließ.

Seit fast einer Woche kämpfte er mit diesen Schmerzen, und auch wenn er hart im Nehmen war, war er insgeheim froh, dass diese nun erträglicher wurden.

"Du willst sie in dich aufnehmen, nicht wahr?" fragte er ohne Vorwort nach. Tamey sah ihn an, während sie sich auf den Stuhl, der neben seinem Bett stand hinsetzte.

Mit 'Sie' meinte Gomer die Seelen, die sich nun in den langsam vor sich hin bröckelnden Tongefäßen befanden.

"Du bist verrückt." meinte er verachten, als Tamey ihn nur ausdruckslos an sah, doch im nächsten Moment verlor sich dieser Ton aus Gomer's Stimme. "Es wird schmerzhaft werden."

"Ich weiß." erwiderte Tamey auf Gomer's ruhige und klare Stimme, was diesen wieder verachten schnauben ließ, und doch sah man etwas in den Augen des Alten auf schimmern, was gar nicht zu seiner ruppigen und holzfäller art passte.

"Warst du es?" fragte Gomer, während er mit seiner Hand zu seinem Armstumpf fasste.

"Ich habe viel Blut durch den Verlust meines Armes verloren und eigentlich sollte ich schon längst tot sein. Hast du etwa-" Tamey stand ruckartig auf.

"Ruh dich aus. Wenn du was brauchst, Tatsuya stellt dir einen Golem bereit, den du jederzeit ansprechen kannst." mit diesen Worten ging die schwarz-braunhaarige zur Tür.

Der rothaarige Stämmige Mann sah ihr hinterher. Bevor Tamey jedoch durch die offene Tür schreiten konnte, erstarrte sie, bei dem Wort das Gomer von sich gab.

"Danke, Slakier."

Ein seltsamer schwingender Ton schwankte bei diesem unbekannten Wort mit. Ein Ton, der irgend etwas in der Wölfin wach rief. Sachte wanderten die braunen Augen zu dem Rothaarigen um, der sie mit festen Augen ansah. Dabei schien es so, als würde er auf etwas warten, auf eine besondere Regung der schwarz-braunhaarigen. Doch es geschah nichts.

"Sag Bescheid, wenn was ist. Alter Mann." Mit diesen Worten schloss sich die Tür wieder und Gomer war mit seinem Kartoffelgratin allein.


Anti-Ninja II: Die Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt