Kapitel 1 - Memories

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Wir kannten uns. Wir hatten uns kennengelernt, als er mit meinem Kumpel, der wie ein kleiner Bruder für mich war, zusammen war. Ich hatte ihm einen kleinen Besuch abgestattet und damit war ich nicht der Einzige. Auch jemand namens Andy hatte dieselbe Idee. Doch dieser war leider der Exfreund von dem Kumpel. Weswegen er von uns verlangte, dass wir nach draussen gehen würden. Gesagt, getan.

Wir standen draussen und in seinem wunderschönen Gesicht stand die pure Angst geschrieben. Ich konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen, weshalb ich vorschlug ein Wenig laufen zu gehen. Wir liefen durch den Park, es war bereits früher Abend, weswegen man im Park auf fast keine Leute stiess. Sie waren wohl alle am Nachtessen.

Am Anfang war es komisch, wir liefen nebeneinander her, wir zwei alleine und niemand sagte ein Wort. Ich spürte seine Traurigkeit gemischt mit Nervösität. Er wusste wohl ganz genau, was dort zwischen ihnen vorging und es tat ihm weh. Ich konnte über diese ganze Situation zwar nicht urteilen, aber ich konnte ihn doch ablenken.

"Ich heisse übrigens Devin. Und du?" "Sam." "Freut mich dich kennen zu lernen." Wir reichten uns die Hände und schüttelten sie. Dann traf diese Stille wieder ein.

"Wie alt bist du?" "Achtzehn und du?" "Zwanzig." "Dann bist du schon beruflich unterwegs?" Ich lächelte ihn lieb an. "Nein. Ich hab das College vor zwei Jahren begonnen, habe es aber abgebrochen, da ich echt nicht mehr wollte. Nun habe ich mich in mehreren Stellen beworben und hoffe, ich finde etwas. Du gehst noch zur Schule?" "Ja. Aber nicht mehr lange. Nach der Schule möchte ich arbeiten. Als Forstwart. Dafür brauche ich kein College. Ich hab mich bei ein oder zwei AG's beworben und es sieht auch nicht so schlecht aus.", erzählte er und ich spürte, wie es ihm besser ging.

Es liess mein Herz blühen und ich schaute ihn lächelnd an. Es war schön, solange es ihm gut ging, fühlte ich mich auch wohler.

"Devin darf ich dich was fragen?" Unterbrach er die schon wieder eingetroffene Stille. "Klar." "Warst du mit ihm jemals eng verbunden? Also ich meine, hast du ihn jemals geküsst oder ähnliches?" Ich kicherte. Igitt, nein! "Nein. Er hat von mir gelernt, wie man Frauen aufreisst und wie man richtig lebt. Naja, so nannte ich es zumindest früher." Seine Augen wurden gross. "Früher, bevor ich ins College ging und mich dort verliebt habe. Im College fand ich endlich heraus, was ich mir schon die ganze Zeit gedacht hatte. Ich. Bin. Schwul. Und das war wirklich keine einfache Zeit. Deswegen merkte ich früh, wie man das Leben richtig lebt." "Du bist schwul?" "Ja. Es war nicht immer einfach, es zuzugeben, aber ich bereue nichts."

Er nickte, gab jedoch keinen Ton von sich. Seine Augen hafteten auf dem Boden.

"Und wie war es mit deinem Outing?" "Ich hatte bisher noch keines." Ungläubig schaute ich ihn an. Er war in einer Beziehung und hatte noch kein Outing? "Was schaust du so?", kicherte er, "Ich kam bisher halt noch nicht dazu. Ich bin noch nicht so lange in einer Beziehung. Und werde es wohl auch nicht mehr lange sein." Ich hob eine Augenbraue hoch.

Er schwieg jedoch, wollte es mir nicht erklären und ich wollte ihn nicht fragen. Wenn er darüber reden wollen würde, würde er es mir auch sagen.

"Und sonst so? Was sind deine Hobbies?", versuchte ich abzulenken. Und schon bekam ich seinerseits ein süsses Lächeln. Er war wirklich niedlich, nur vergeben. "Naja, klingt vielleicht ein Bisschen blöd, aber ich schreibe gern." Ohne es zu merken, waren meine Augen gross geworden. Er schrieb gerne? Das hätte ich nicht gedacht, er ist doch eher der Partygänger? "Was schreibst du denn?" Er lächelte zwar immernoch schwach, sah mich aber definitiv nicht richtig an. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Diese ganze Geschichte musste ihm wohl peinlich sein.

"Lyrik." Jetzt hatte er mich ganz verwirrt. Er schrieb Lyrik? Was? Dann musste er wohl ziemlich schlau sein. Ach, wenn ich das nur von mir auch behaupten könnte.

"Schau mich nicht so an", kicherte er, "Ich hab nie gesagt, dass ich gut bin. Aber jetz genug von mir, was machst du gerne?"

Ja, gute Frage. Gegen ich schreibe gerne Lyrik-Zeugs würde ich nicht ankommen. Also, was machte ich gerne? Verdammt. "Ich.. ehm.. Fotografiere ganz gerne. Ich weiss, es kommt niemals gegen Lyrik an, aber ich mach es einfach gern. So kann ich meine Welt teilen." Er nickte, sagte nichts. Bis er die unerträgliche Stille beendete. "Darf ich dann mal ein paar Bilder sehen?"

Ich strahlte auf. Natürlich durfte er. Er durfte alles, wenn er wollte. Ich würde ihm nichts verweigern. Niemals.

Days like theseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt