Kapitel 17 - Polizei

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Devin war also letzte Nacht nicht bei Marco gewesen. Naja, immerhin das war eine gute Nachricht. Wobei es mir die Suche nach ihm verschwerte. Ihm war etwas passiert, da war ich mir sicher. Niemand konnte einfach so verschwinden. Einfach über Nacht.
Ich verabschiedete mich von Marco und öffnete mein Auto. Der Motor heulte auf und ich überlegte für einen Bruchteil einer Sekunde, was ich nun machen sollte. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Als Erstes würde ich nachhause fahren. Dann die Nachbarschaft untersuchen und schliesslich die Nachbarn fragen, falls ich niemanden finden konnte. Jedoch machte ich dies alles zu Fuss, es wäre zu riskant gewesen, mit dem Auto zu gehen, da ich den Blick ja immer auf der Strasse halten sollte.

Gesagt, getan. In der Nachbarschaft und den Dörfern und Städten daneben fand ich leider keine Spuren von ihm. Die Nachbarn hatten ebenfalls keine Ahnung. Einige kannten ihn, hatten ihn jedoch nicht gesehen. Andere kannten ihn nicht einmal. Wieso musste das so schwer sein? Das durfte nicht sein.

Erschöpft und völlig übermüdet liess ich mich auf die Couch senken. Was sollte ich nur tun? Ich suchte mein Handy ab und fand es. Ein wirklich schönes Foto von ihm. Schnell stand ich auf und ging zum Auto. In einem Tempo, das weit über dem anständigen Limit war, erreichte ich in wenigen Minuten die Polizeistation. Ich rannte hinein und stiess beinahe mit der Sekretärin zusammen. "Oh.. t-tut mir leid. Ich bräuchte Hilfe." Sie schaute mich über ihre Brille hinweg an und lächelte leicht. Sie war eine üppige Schwarzhaarige Frau mittleren Alters. Aber echt süss. "Kein Problem, folge mir doch einfach schnell zum Schalter." Ich nickte.
Sie setzte sich in ihren Bürostuhl hinter dem Tresen und schaute mich zuckersüss an. Die Dame wartete wohl darauf, dass ich ihr sagte, was ich hier zu suchen hatte. Ich nahm mein Handy heraus und zeigte ihr ein Foto von Devin. Die quirrlige Dame schaute es an und guckte mich dann verwirrt an. Ich begann zu erklären: "Das ist mein Freund, Devin. Wir haben uns gestern gestritten und seitdem habe ich keine Spur mehr von ihm gesehen. Ich habe die gesamte Nachbarschaft durchsucht und gefragt, aber niemand weiss, wo er verschwunden ist. Bitte helfen Sie mir." Ihr Lächeln wich vom Gesicht und sie schaute mich bemitleidend an. "Junger Mann, es tut mir wirklich furchtbar leid, aber wir können nichts machen, sofern er nicht bereits vierundzwanzig Stunden verschwunden ist."

Ich keuchte. Scheisse noch eins. Schnell schaute ich auf die Uhr. "Okay, verstehe ich. Nun ja, es sind bereits 23 Stunden und 46 Minuten. Wie wäre es, wenn ich Ihnen das Foto maile und wir schon den Nächsten Schritt besprechen? Falls ich ihn in den nächsten Viertelstunde nicht sehe oder erreichen kann, können wir den doch in die Wege leiten? Ich würde Ihnen anrufen oder vorbei kommen, wenn es sein muss." Traurig beäugelte sie mich. Sie stiess einen lauten Seufzer aus, ehe sie antwortete: "Na gut. Aber rufen Sie ihn doch zuerst an."

Das erste Mal seit unserem Streit konnte ich wieder lächeln. Diese Dame war so nett. Ich konnte es nicht glauben, dass sie bei der Polizei arbeitete. Ich tippte auf meinem Handy herum und reichte es ihr. Ich hörte das Tuten, doch niemand nahm ab. Nach zirka fünf Minuten seufzte die Dame am Tresen und stellte dieses nervige Biebsen ab. Gerade, als ich mein Handy zurück nehmen wollte, spielte sie tatsächlich mit meinem Handy rum. Was sollte denn das? Mein Gesichtsausdruck musste ihr wohl gesagt haben, was ich dachte. Sie lächelte freundlich. "Du hast gesagt, ihr hättet gestritten, ich versuch ihn mal mit unserem Telefon zu erreichen." Erleichtert atmete ich aus und nickte.

Sie schrieb die Nummer ab und tippte sie in ihr Mittelaltertelefon ein. Wieder hörte ich dieses Piepsen, doch keine Antwort. Traurig schaute sie mich an. "Na gut. Wir beginnen mit dem Dokument für vermisste Personen." Ich nickte.

Die Dame wollte vieles wissen, was ich nicht antworten konnte. Seine Grösse, was er zuletzt trug, was für ein Auto er fuhr zum Beispiel. Ich konnte nicht alle Fragen beantworten. Doch ich gab ihr das wunderschöne Bild von ihm. Mein Herz schmerzte, als ich dem Foto in die Augen schaute. Das durfte nicht alles so passiert sein. Nein, das durfte wirklich nicht sein. Die Frau musste wohl Gedanken lesen können. Sie lächelte mich schwach an und schau mir tief in die Augen. "Wir werden Devin finden, glaub es mir. Wir haben genügend Angaben und ausserdem ein Foto. Wir werden ihn finden."
Ich lächelte schwach zurück und schaute verlegen weg. Ein schneller Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es schon nach fünf Uhr war. Meine Augen wurden gross. "Ich geh mal schauen, ob er inzwischen zuhause ist. Ich komme gleich wieder." Sie nickte höflich.

Ich rannte zu meinem Auto und liess den Motor an. Schnell war echt kein Ausdruck für das Tempo, in welchem ich fuhr. Ich kam zuhause an und atmete tief durch. Langsam öffnete ich die Tür und schrie direkt hinein: "Devin? Devin? Devin bist du da?" Keine Antwort. Ich durchsuchte das ganze Haus, doch er war nirgends zu finden.

Bevor ich wirklich begriff, was ich tat, lag ich schon auf dem Boden und weinte bitterlich. Ich war nicht mehr zu stoppen. Ich heulte und heulte. Ich fühlte mich, als hätte man mir das Herz aus der Brust entfernt und verbrannt. Wo war er denn um Gotteswillen? Nach gefühlten zehn Minuten stand ich langsam auf und wusch mir meine Tränen weg. Ich atmete tief durch und verliess das Haus. In mein Auto gesprungen liess ich den Motor an und fuhr zurück zur Polizei.

Ich rannte zur Rezeption und die Dame wusste wahrscheinlich direkt, was los war. Sie stand auf, als sie mich sah und sagte dasselbe wie vorhin: "Samuel, keine Angst. Wir haben genügend Angaben zu Devin und dazu noch ein Foto. Glaube mir, wir werden ihn finden. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit wir ihn unverletzt zurück bringen können. Auf uns kannst du dich wirklich verlassen. Wir werden ihn zurück bringen."

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