Kapitel 12 - Was ist mit Sam?

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Sam wohnte inzwischen schon mehrere Wochen bei mir und wir fühlten uns wohl zusammen. Es gab immer wieder kleinere Streite, was auch normal ist, die wir aber immer sofort lösen konnten. Jedoch kam es nie wieder zu so einer Nacht, die wir vor zwei Wochen erlebt hatten.

Heute war es Montag und somit mussten wir natürlich wieder zur Schule. Da ich in einem Jahrgang über ihm war, hatten wir kein Fach zusammen, was vielleicht auch nicht so schlecht war. Privat zusammen zu wohnen und sich dann in der Schule immer zu sehen, würde auf Dauer nicht funtkionieren. Auch, wenn ich das Gefühl hatte, dass es mit ihm anders gehen könnte.

Der Tag verging und als ich wieder zuhause war, schmiss ich die Schultasche in die Ecke des Zimmers. Ich setzte mich vor den Fernseher und schaltete ihn ab. Nach zwei Folgen How I Met Your Mother kam Sam zur Tür herein. Ich wusste das, ohne ihn überhaupt anzusehen. Doch etwas stimmte nicht. Normalerweise begrüsste er mich, doch diesmal nicht. Ich entschied also aufzustehen und zu sehen was los war. Immerhin war er auch spät nachhause gekommen.

Ich klopfte an sein Zimmer und er öffnete mir die Tür. Mir gab es einen Schrecken. Seine Augen waren zu strichen geformt, seine herrlich gutküssenden Lippen zusammengepresst und der ganze Kopf angestrengt, als ob er sich zusammenreissen musste, um nichts zu sagen. "Sam, was ist los?", fragte ich ihn nach gefühlten fünf Minuten anstarren, weil ich so verwundert über seinen Ausdruck war. Er schüttelte ohne etwas zu sagen den Kopf. Und schloss darauf die Tür vor meiner Nase zu. Was sollte das?

Durch diese Aktion wurde ich so zornig, dass ich mich dazu entschied, meine Sportsachen anzuziehen und eine Runde Laufen zu gehen. Meinen iPod nahm ich mit. Es war bereits späterer Abend und somit auch ein Wenig frischer, was ich gut fand. Ich atmete die frische Luft ein und begann zu rennen. Einfach nur darauf los. Ich musste meinen Kopf befreit bekommen.

Ich meine, was war mit Sam denn überhaupt los? Warum schlug er mir verdammt nochmal die Tür vor der Nase zu? Was sollte diese Aktion?

Nach einem halbstündigen Versuch, Sam für einen Moment zu vergessen, stieg ich verschwitzt unter die Dusche und genoss jede einzelne Wasserperle. Es tat so gut. Schnell noch die Haare gewaschen und dann Boxershorts angezogen.

Ich klopfte wieder gegen seine Tür, doch es kam keine Reaktion, was mich dazu geleitete, die Tür zu öffnen und zu sehen, ob er überhaupt da war. Er schaute mich genervt an. "Was?" "Ja, das frage ich mich auch.", antwortete ich ihm. Noch gereizter (wenn das überhaupt möglich war) stand er auf und schloss die Zimmertür wieder zu. So wie vorhin. Und obwohl ich mich aufregen wollte, liess ich es lieber. Stattdessen setzte ich mich vor den Fernseher und schaute ein Wenig. Ehe ich mich dann irgendwann Bettfertig machte und schlafen ging. Was jedoch noch lange nicht hiess, dass mich meine Gedanken in Ruhe liessen.

Was war denn bloss mit Sam? Hatte ich ihm etwas getan? Etwas gesagt, was nicht gut war? Was verdammt nochmal war es? Hatte man ihn in der Schule geärgert? Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Normalerweise sagt er einem immer, wenn ihm etwas nicht passt. Aber diesmal nicht. Warum nur?

Irgendwann zwischen null Uhr und ein Uhr schlief ich dann doch ein. Durch den wenigen Schlaf, war es zusätzlich schwierig am Morgen aufzustehen. Mein Körper machte einfach nicht mit. Kurz bevor ich wieder einschlief weckte mich Sam, indem er Kaffee machte. Genervt stand ich auf und machte mich für die Schule fertig. Die Hausaufgaben hatte ich, wie immer, nicht gemacht und hoffte einfach, dass die Lehrer sie heute wieder nicht kontrollierten.

Zur Schule nahm ich Sam in meinem Auto mit. Während der Fahrt war es ungemütlich still und ich hatte schon Angst einfach zu atmen, weil man dies am meisten hörte, abgesehen vom Radio natürlich. Sam war mir irgendwie fremd geworden. Der überaus freundliche und süsse Sam war nur genervt von mir. Was um Gotteswillen war passiert? Was hatte ich gemacht?
"Hier kannst du mich rauslassen.", meinte er genervt und schon hatte er die Tür geöffnet. Er knallte die Tür hinter sich zu. So konnte das doch nicht weitergehen.

Die Schule war gleich langweilig wie sonst auch und es passierte auch nicht wirklich etwas spannendes. Immerzu musste ich an ihn denken. Was um Himmelswillen musste so schlimm gewesen sein, was ich gemacht haben sollte, dass er nicht einmal mehr anständig mit mir reden konnte? Eines war klar, ich musste ihn zur Rede stellen, so ging das einfach nicht.

Ich wartete vor dem Schulgebäude auf ihn, doch er liess sich einfach nicht blicken. Hatte er etwa blau gemacht? Wenn ja, würde er sich eine Runde Prügel fangen, was ihn hoffentlich dazu brachte, nachzudenken was richtig und was falsch ist.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, was eigentlich nur eine Viertelstunde war, lief ich entnervt zum Auto und schaltete es an. Dann fuhr ich halt alleine nachhause, sollte er doch selber sehen, wie er heim kam. Auf so einen Kindergarten hatte ich keine Lust.

Zuhause angekommen, war die Tür nicht verschlossen. Sam musste also hier sein. Gut. Dann könnte ich ihn direkt ansprechen. Ich machte mich auf alles bereit, ausser auf das, was folgte. Ich schloss die Tür auf und hörte irgendwelche Stimmen. Sam's erkannte ich direkt, doch die Andere war mir fremd. Obwohl. Irgendwoher erkannte auch sie. Ich ging in Sams Zimmer und konnte meinen Augen nicht trauen. Mir blieb völlig der Mund offen.

Ich sah meine Schwester, in Unterwäsche sitzend auf ihm. Sam. Lydia hatte ihre Haare offen und wedelte sie im Wind umher. Sam sass unter ihr und schien nicht zu merken, dass ich sie beobachtete. In mir stieg Wut empor. Wie konnte er nur so etwas machen? Tat er das mit jedem? Was sollte die Scheisse um Himmelswillen? "WAS SOLL DIE SCHEISSE???!", brüllte ich sie an. Völlig erschrocken stiess Sam Lydia von sich und schaute mir nur in die Augen.

"FALLS DU ES VERGESSEN HABEN SOLLTEST, DASS HIER IST IMMER NOCH MEINE WOHNUNG." Sam wusste allem Anschein nach, nicht was er sagen sollte. Ich machte es ihm leichter. "WEISST DU WAS? FICK DICH! UND ZIEH SO SCHNELL WIE MÖGLICH AUS!!" Völlig aufgelöst verliess ich die zwei. Ich stürmte aus dem Haus ins Auto und fuhr einfach drauf los.

Days like theseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt