"Was ist?", fragte ich ihn. "Du magst sie." Ich versuchte mein Lächeln zurück zu halten, das war aber ziemlich schwierig. "Ja." Seine Miene verfinsterte sich schlagartig. "Ja ich mag sie.", wiederholte ich. "Aber ich mag sie nicht auf die Weise, wie ich dich mag." Seine Augen wurden sofort grösser. "Sie ist eine gute Freundin, Devin.", erklärte ich ihm weiter, "Während du mehr als das bist. Naja, jedenfalls ist.. es.. nun.. von meiner.. meiner Seite aus so." Verlegen schaute ich auf den Boden und bemerkte, wie mir die Röte ins Gesicht lief.
Ich spürte, wie er mich mit seinen Blicken durchbohrte. Mein Herz schlug schneller und ich versuchte, einfach normal weiter zu atmen, was mir jedoch nicht gelang. Plötzlich spürte ich etwas warmes auf meiner Hand, die auf dem Bett aufgestellt war, damit ich mich festhalten konnte.
Nach einer gefühlten Minute, merkte ich erst, dass es SEINE Hand war. Blitzschnell guckte ich ihn an. Seine Augen trafen meine und für einen Moment stand die Welt um uns still. Es gab nur noch ihn und mich. Nur uns zwei.Dann kam er näher an mich heran. Seine andere Hand hatte er auf meine Wange gelegt und wir starrten und einfach nur ununterbrochen in die Augen. Mein Herz machte Saltos, während er ganz normal da sass und mich ansah. Seine dunkelblauen Augen erinnerten mich an einen Ozean. Meine Arme waren ganz urplötzlich von einer Gänsehaut überzogen.
Dieser Mann brachte mich dazu, so viel mehr in mir zu sehen, als ich es in Wirklichkeit tat. Er brachte mich dazu, mutig zu sein. Er brachte mich zum Lachen und zum Weinen. Er brachte mich dazu, so zu sein, wie ich wollte und nicht so, wie ich war. Bei ihm fühlte ich mich frei. Deswegen wusste ich es genau. Er war es. Er würde es immer sein und immer bleiben. Meine grosse, wahre Liebe. Es hatte zwar lange gedauert, bis ich es mir endlich selber eingestehen konnte, aber gewusst hatte ich es insgeheim immer schon.
Devin war es. Ich hatte meine Liebe des Lebens gefunden und würde ihn niemals aufgeben. Das möchte ich nicht.
Ich lächelte leicht, durch den Gedanken, wie wir zwei in fünfzig Jahren auf der Veranda sitzen und ich mich an diesen Gedanken zurück erinnere. Devin würde sicher auch noch in fünfzig Jahren so gut aussehen, wie er es jetzt tat. Da war ich mir sicher.
Als Devin mein Lächeln sah, erwiederte er es, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Er war es definitiv. Aber meine Feststellung tat mir auch ein Wenig weh. Ich hatte ihm so viel geheim gehalten. Ich musste es ihm sagen.
"Devin", begann ich, "ich glaube, ich muss dir noch so einiges erzählen. Ich hab dich bisher nicht in meine Geheimnisse eingeweiht und das tut mir leid. Dafür bin ich jetz endlich bereit." Seine grossen Augen verrieten mir, wie neugierig er war. Ich musste kurz in mich hinein lächeln, ehe ich begann, ihm alles zu erzählen:
"Also. Meine Mutter hat eine tiefe Abneigung gegen mich. Sie hasst mich schon, seit ich auf der Welt bin. Denn an dem Tag, als ich geboren wurde, bekam sie noch im Krankenhaus die Nachricht, dass er bei seinem Einsatz gestorben sei. Er war beim Militär musst du wissen. Jedenfalls schlug sie mich immer wieder, auch wenn ich alles richtig gemacht hatte. Irgendwann hab ich dann aufgegeben, sie zu retten zu versuchen. Dann begegnete mir Mason. Nein, er ist nicht mit mir verwandt, blutmässig. Aber ich hatte sofort gespürt, dass er nicht einfach nur ein Kerl sein konnte. Er war, wie mein Bruder. Er verteidigte mich und brachte meine Mum sogar dazu, in die Psychiatrie zu gehen.
Sie wurde irgendwann entlassen, doch sie musste Medikamente nehmen. In der Psychiatrie arbeitete eine junge Dame, etwa gleich alt wie Mason. Er hatte sie direkt um den Finger gewickelt. Das Mädchen hast dü übrigens mal gesehen. Als wir im Kino waren. Jedenfalls waren sie eine Zeit lang zusammen. Ich konnte es irgendwann nicht mehr für mich behalten und erklärte Mason, dass ich auf Jungs stehe. Er war zwar perplex, aber er akzeptierte es. Naja, es war schwer für ihn und ich musste echt wahnsinnig lange Geduld haben, aber irgendwann hatte er es akzeptiert. Bis er dann mit diesem Mädchen zusammen kam.
Sie hat alles ruiniert. Sie hat ihn so sehr geändert. Er war plötzlich homophob und hasste mich. Irgendwann hat sie ihn dazu gezwungen von hier weg zu gehen. Mit ihr. Als er dann bei uns zuhause auftauchte, dachte ich schon, es sei endlich vorüber. Und Mason hatte es mir auch so gesagt und sich entschuldigt. Doch als ich die Zwei im Kino sah, wusste ich es. Es war wohl nur eine kleine Pause zwischen ihnen gewesen. Jedenfalls hatte ich weder ein Zuhause, noch einen Bruder. Ich habe ihn rausgeworfen, weil ich diese ganze Geschichte nie wieder erleben wollte. Ich denke, ich habe das Richtige gemacht."
"Das hast du auch.", versicherte mir Devin. Dann liess er seinen Blick auf den Boden wandern. "Nun, du warst komplett ehrlich zu mir. Deswegen möchte ich es auch endlich zu dir sein. Meine Eltern sind nicht verreist. Sie sind tot.
Es war im letzten Collegejahr. Ich hatte gerade mit Marco, meinem Ex, Schlussgemacht, weil er mir fremdgegangen war. Und ich war einfach am Boden zerstört. Meine Eltern wollten mich trösten. Als ich ihnen meine ganze Geschichte erzählte, waren sie urplötzlich still. Dann gab es lautes Geschrei und bevor ich meine Augen öffnen konnte, waren sie verschwunden.Somit waren Lydia und ich allein. Eine Stunde später erreichte uns die Nachricht, dass sie einen Autounfall hatten. Und das wegen mir. Lydia hasste mich dafür. Sie überliess mir zwar die Wohnung, aber das Geld wollte sie haben, was ich ihr auch gab. Sie lebte von da an in Saus und Braus und verachtete jeden Schwulen. Als sie dann bei uns war, hatte ich keine Ahnung, was sie da mit dir wollte.
Im Keller hatte ich dann endlich die Möglichkeit darüber nachzudenken. Sie wollte mir wohl nur eins auswischen." Ich erblickte Tränen in seinen Augen. Schnell legte ich sein Gesicht zwischen meine Hände. Ich wusch ihm die Tränen aus den Augen.
Dann küsste ich ihn. Tief und leidenschaftlich. "Es ist okay", erklärte ich ihm, "die Vergangenheit ist Vergangenheit. Was zählt ist das Jetzt und Hier. Mit uns beiden. Und ich liebe dich."
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Days like these
RomanceDevin und Sam lernten sich kennen, als Sam noch in einer Beziehung war. Als es dann vorbei war, war es ausgerechnet Devin, der ihm half, alles zu vergessen. Der ihm half, sich auf ein neues Leben einzulassen. Mit ihm. Jedoch scheint nichts so wie es...