Kapitel 13 - Scheisse

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Ich parkierte nach zwei Stunden Autofahrt in einer dunklen Ecke und schaltete den Motor aus. Erst jetzt überdachte ich die ganze Situation richtig. Verdammt. Sam war nie an Männern interessiert, es musste wohl nur irgendeine Phase gewesen sein. Wie konnte er mir so etwas antun? Und dann noch mit Lydia! Es musste ja ausgerechnet meine Schwester gewesen sein! Verdammte scheisse!

Bevor ich es richtig begriff, weinte ich auch schon. Ich heulte und heulte und konnte nicht mehr aufhören. Ich fühlte mich plötzlich so leer. Ich fühlte mich unnütz in dieser Welt und wollte nur noch weg. Verdammt. Ohne es zu merken verstrich die Zeit. Die Zeit ging so schnell fort von mir. Ich hatte es nicht einmal richtig mitbekommen. Ich weinte noch immer.  Als ich auf die Uhr starrte schrak ich kurz auf. Ich war über eine Stunde in meinem Auto am heulen gewesen. Es hatte sich kaum wie eine Viertelstunde angefühlt. Ich strich mir die Tränen von der Wange und öffnete mein Fenster ein Wenig. Ich brauchte einfach etwas frische Luft.

Wo war ich hier eigentlich gelandet? Es schien ein verlassener Ort zu sein, an dem sich niemand freiwillig aufhalten würde. Ich stieg aus einem mir unbekannten Grund aus dem Auto und schloss die Tür hinter mir. Ich schloss das Auto und machte einen kleinen Spaziergang. Ich war zuvor noch nie in dieser Gegend gewesen und ich war neugierig, wo ich hier gelandet war.

Ich lief ein wenig die Strassen entlang, bis ich mich auch langsam unwohl fühlte. Immerhin war es dunkel und ich lief dunkle Strassen in einer fremden Stadt entlang. Ich wollte zurück zu meinem Auto und so bog ich in die Gasse ein, von der ich zuvor gekommen war. Eine Weile musste ich laufen und in zwei bis drei weitere kleinere Gassen einkehren, bevor ich endlich merkte, dass ich falsch war. Ich musste wohl falsch abgebogen sein. Ein bisschen ängstlich lief ich wieder zurück, als ich plötzlich einen Schrei hörte. Mein Herz stockte. Wieder ertöhnte diese Stimme. Es musste eine Frau sein. Sie schrie: "Lasst mich los. Ich habe euch nichts getan."
In diesem Moment begriff ich zwar nicht ganz, was ich da tat, war mir aber sicher, es sei das Richtige. Ich rannte zu dieser Stimme. Sie wurde immer lauter und lauter. Ich bog um eine Kreuzung ab und da sah ich sie.

Eine junge, kleine Blondine, halb ausgezogen auf dem Boden liegend, versuchte sich gegen die drei grossen, bärtigen Männer zu wehren. Vergebens. Die Drei mussten das Mädchen, welches ich nicht mehr als siebzehn Jahre alt schätzte, wohl ausgezogen haben und sie auf den Boden geworfen haben. Sie weinte und schrie. Das arme Mädchen.

"Hey ihr drei! Lasst sie in Ruhe! So was hat sie nicht verdient.", schrie ich von Weitem. Sofort wurde ich böse angefunkelt. Verdammt. Was hatte ich getan? Sie hatten mich völlig im Visier, sie würdigten dem Mädchen keinen Blick mehr, was auch gut war. Das Problem war nur, jetz war ich am Arsch. Das Mädchen sah ihre Chance und stand vorsichtig auf. Die Männer waren inzwischen nur noch 5 Meter von mir entfernt. Das Mädel rannte weg. Sehr gut, wenigstens jemand ist jetzt sicher.

Adrenalin pumpte durch mein Blut und wenn ichs nicht besser wüsste, würde ich wegrennen. Das Problem war nur, ich konnte meinen Körper nicht mehr spüren. Die Männer standen vor mir und den einen erkannte ich sogar. Ich konnte zwar nicht sagen woher, aber ich kannte ihn. Scheisse. Wer zur Hölle war das?

"Hat der kleine Pisser etwa was gesagt?", fragte der eine, welcher ziemlich gross war und von oben herunter auf mich schaute. "Ja, das habe ich auch so mitbekommen.", mein alter Bekannter. "Äh.. nein.. ich mein, es tut mir leid. Ich geh dann besser.", stammelte ich. Endlich konnte ich meine Beine in Bewegung setzen und ich drehte mich langsam um. Doch bevor ich einen Schritt machen konnte, wurde ich auch schon von einer eisernen Stimme aufgehalten. "Das denke ich nicht." Gänsehaut überzog mich. "B-Bitte lasst mich gehen. Ich sage auch niemandem was."
Die Drei standen nun wieder vor mir. "Das können wir doch nicht tun. Du könntest den Bullen Bescheid sagen und dann hätten wir ein Problem." "Werd ich nicht. Ich will nur nachhause." "Das können  wir trotzdem nicht riskieren.", die Eisenstimme. Mein Herz klopfte wild und ich hatte Schwierigkeiten beim Atmen. Wo hatte ich mich da nur reingeritten?

Ein tröstender Gedanke blieb: Ich hatte dem Mädchen geholfen. Jedoch war das kein guter Grund hier gefoltert zu werden. Es war still. Verdammt still für einen Moment.
Ich setzte an: "Okay, es t-tut mir wirklich leid, aber.." Die Jungs schauten mich gespannt an. Doch ich sprach nicht weiter. Stattdessen machte ich kehrt und rannte so schnell ich konnte von ihnen weg.
Ich hörte die Schritte hinter mir und mein Herz pochte wild.

Mein Adrenalin half mir dabei so schnell zu rennen wie noch nie, ohne einen Asthmaanfall zu bekommen. Ich spurtete weiter und weiter, bis ich ihre Schritte nicht mehr hören konnte. Ich versteckte mich schnell in einer Ecke und atmete wild. Jap, meim Asthma machte sich wieder bezahlt. Super.
Ich keuchte und versuchte nach Luft zu schnappen, wie das immer war. Ohne nachzudenken setzte ich mich ab in eine Situation, die angeblich gegen einen Anfall helfen sollte. Davon spürte ich jedoch nichts. Ich keuchte weiter.

Auf einen Schlag hörte ich wieder diese Schritte. Sie kamen näher und näher. Schnell hielt ich mit meiner Hand den Mund zu, damit sie mich hoffentlich nicht hören konnten.
"Der muss doch hier irgendwo sein. Verdammt nochmal." Ich schluckte schwer. Warum musste ausgerechnet ich in so eine Situation kommen?
"Ach lassen wir ihn doch. Ich glaub, der sagt nichts, der weiss, dass er tot ist, wenn er etwas sagt.", diese eiskalte Stimme stand wahrscheinlich beinahe neben mir. Mein Herz hyperventilierte, als sein Blick meinen traf. Er wusste, dass ich hier bin, will mich aber schützen. Warum?

Ich wollte mir gerade darüber gedanken machte, als ich plötzlich etwas hartes am Kopf spürte und meine Augen sich prompt schlossen. Das Letzte, an was ich dachte, war das Gesicht von Sam.

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