Devins Sicht
Sam suchte mich, dieser Gedanke liess mich in den folgenden Tagen am leben. Die drei Jungs waren nicht gerade zärtlich zu mir. Es gab jeden Morgen und jeden Abend eine saftige Prügel. Immer gerade nach meinem Stück Brot und dem Schluck Wasser, welches ich glücklicherweise bekam. Ohne dieses, wäre ich schon lange gestorben.
Gerade waren sie dabei, mir abwechselnd ein Stück Brot und einen Tritt zwischen die Beine zu geben. So war es nicht wirklich einfach, zu essen. Doch ich riss mich zusammen. Für Sam. Nur, um ihn wieder zu sehen und alles zu klären. Sobald das Brot aufgebraucht war, schlug mich Alexis nochmals. Das letzte Mal. Er folgte dann seinen Freunden nach draussen. Die Tür verschlossen sie natürlich. Ich versuchte zu lauschen, jedoch bekam ich nur teilweise mit, was sie besprechen. "Wir müssen weiter..." "Polizei auf heisser Spur..." "Bringen wir es doch einfach zu Ende..." "Feuer..."
Ich schrak auf. Sie wollten es zu Ende bringen. Mit zu Ende bringen, meinten sie, mich zu töten. Und zwar lebendig verbrennen. Ich musste mir einen Ausweg suchen. Ich schaute zu mir herunter. Ich war an beiden Händen gefesselt und ebenso an den Füssen. Vielleicht könnte ich die Knoten aufbekommen, wenn sie eine Schere, ein Messer oder etwas ähnliches hier lassen würden, ohne es zu merken. Nur, wie würde ich sie dazu bringen können? Ich schaute mich um. Das dunkle Zimmer kannte ich inzwischen auswendig. Jedoch könnte es doch sein, dass mir etwas entgangen sein könnte. Jedoch fand ich nichts. Ich wusste nicht einmal ob es Tag oder Nacht war. Ich sah ebenfalls keine Tür, ausser die, die sie immer benutzen und somit auch absperren würden. Verdammt. Wie komme ich hier nur heraus?
Ich versuchte weiter zu lauschen. "Morgen Abend.." "Brot geben und Alexis legt das Feuer..." Alexis also.
Sams Sicht
Vor zwei Tagen hatte ich Devins Blut gefunden. An dem Container. Seitdem ging ich dort jeden Tag, um weitere Spuren zu finden. Das Problem an der ganzen Sache war nur, dass sie den Container offensichtlich gewechselt hatten. Wusste etwa jemand, dass ich Devin suchte? Was sollte das ganze Zeug? Gerade stand ich wieder in dieser Ecke und versuchte weitere Blutspuren zu finden. Doch hier war sonst nichts. Ich lief immer weiter in die Gasse hinein, bis ich plötzlich ein seltsames Geräusch hörte. Blitzartig drehte ich mich um und sah ein kleines Mädchen, welches mich anscheinend beobachtete. Mir stellte sich Gänsehaut auf. Diese Situation war echt gruselig.
Ja, ich schaute definitiv zu viele Horrorfilme, doch im Moment konnte ich nichts anderes schauen. Bei Romanzen musste ich weinen, bei Komödien hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich hier lachen konnte und Devin irgendwo verschollen war. Bei Actionfilmen musste ich mir immer vorstellen, was Devin vielleicht durchmachen musste.
Das Mädchen, welches ich auf fünfzehn Jahre schätzte, starrte mich einfach nur an. Was wollte sie von mir? "H-Hey kleine.", versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen. "Hallo.", gab sie als Antwort. "Hast du deine Eltern verloren?" Sie schüttelte langsam den Kopf, den Blick immer auf mich gerichtet. "Ich habe dich gesucht." Was wollte dieses verdammte Mädchen von mir? "W-Warum?", fragte ich sehr leise. Meine Angst hatte mich bereits gepackt und ich starb innerlich schon. Das Mädchen schaute sich nach links und rechts um, bevor sie sich mir näherte. Mein Herz pochte immer schneller und fester. Würde sie mich jetzt umbringen? Ich blieb starr stehen und hoffte, die junge Frau mit den blonden Haaren würde mir nichts antun. Sie kam näher und näher. Mein Atem ging pro Schritt, den sie machte, immer schneller. Schliesslich stand sie vor mir und zeigte, dass sie mir etwas ins Ohr flüstern wollte. Ich gehorchte ihrer Anforderung und beugte mich zu ihr herunter. Leise und langsam flüsterte sie mir zu: "Ich weiss, wo Devin ist."
Mein Atem stockte und ich sah sie fassungslos an. Sie kicherte leicht, bevor sie mir erzählte, dass er sich für sie eingesetzt hatte. Er hatte sie somit vor drei schrecklichen Männern gerettet. Anscheinend hatten sie sie schon einmal festgehalten und vergewaltigt. Das arme Mädchen. Ich war so stolz auf Devin. Er hatte eine so gute Seele.
"Denkst du.. dass..er.. naja..noch lebt?", fragte ich sie. "Ich denke schon. Sie wollen niemanden umbringen, normalerweise. Sie wollen nur, dass eine Person leidet. Jemanden umzubringen ist gegen ihre Religion." "Sie fügen ihm nur Schaden zu?" "Wenn sie es nicht schon getan haben.", erklärte sie mir.
"Wir müssen ihn da raus holen!", schrie ich sie an. Sie nickte. "Bring mich zu ihrem Versteck." Sie nickte und packte mich an meinem Arm. Sie zog mich zirka einen Kilometer weit. Kurz vor einer kleinen Gasse blieb sie stehen. Weit und Breit war sonst keine Häuser. Das ideale Versteck.
"Hier ist es. Sie hatten mich im Keller untergebracht, ihn sicher auch. Hör zu, ich gehe da nicht mit rein. Aber es gibt nur eine Tür, die zum Keller führt. Diese Tür findest du, wenn du beim Eingang direkt die Stufen hinunter gehst. Dann läufst du einen langen Gang entlang, bei der ersten Tür links musst du einbiegen. Dann gibt es eine schwere Eisentür und eine Holztür. Hinter der Holztür sitzt er wahrscheinlich gefesselt. Es gibt auch kein Fenster in diesem Keller."
Ich nickte. Das würde schwer werden, aber nicht unmöglich.
-
Wir sassen da, um die Ecke des grossen Hauses und beobachteten es von Weitem. Man sah niemand herauskommen und es ging auch niemand hinein. Die junge Frau und ich unterhielten uns eine Weile. Ich fand heraus, dass sie Chloe hiess und dass sie siebzehn Jahre alt war. So viel zum Thema schätzen. Einer der Jungs war anscheinend einmal ihr Freund gewesen. Er hatte sie im Keller gezwungen, mit ihm zu schlafen. Ein paar Mal hatte sie sich nicht gewehrt, weil sie ihn nicht verlieren wollte. Als sie sich einmal gewehrt hatte, hatte der Junge sie an einen Stuhl gefesselt und sie geschlagen. Seitdem hatte sie es über sich ergehen lassen. Doch, als er vor ein paar Wochen mit seinen zwei Freunden auf sie zukam mitten in der Strasse, wusste sie, was passieren würde. Dieses Mal schrie sie laut und versuchte wegzurennen, scheiterte jedoch kläglich. Die Jungs wollten ihr wieder Leid zufügen, als Devin aus der Ecke kam und sie ablenkte, damit sie abhauen konnte. Chloe erzählte von Devin, als ob er ein Held wäre, was er in meinen Augen definitiv war.
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Days like these
RomanceDevin und Sam lernten sich kennen, als Sam noch in einer Beziehung war. Als es dann vorbei war, war es ausgerechnet Devin, der ihm half, alles zu vergessen. Der ihm half, sich auf ein neues Leben einzulassen. Mit ihm. Jedoch scheint nichts so wie es...