Kapitel 3 - Trautes Heim..

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"Fuggerstrasse 18.", sprach er leise. Seine Stimme klang gequält und brach bei der Hälfte ab. Ich nickte nur und begann, Musik zu machen. Diese unheimliche Stille gefiel mir nicht. Also schaltete ich das Radio an.

"Wenn du willst, kannst du gerne die Musik ändern.", bot ich ihm an.

Und schon war es wieder still im Auto. Ich bog um eine Ecke, auf welcher Fuggerstrasse stand und es dauerte auch nicht sonderlich lange, bis ich die Nummer 18 gefunden hatte. Ich bog um die Ecke und liess den Motor ruhen. Als ich meine Augen auf das Haus warf, begann ich zu zittern. Verdammt. Und hier wohnte er?

Ich sah ein grosses, weisses Haus mit vielen Fenstern, einer wunderschönen Holztüre und einer grossen Garage, in denen vielleicht drei Autos Platz haben. Hinter der Garage erkannte ich ein schmaler Weg, welcher wohl in den Garten führte. Ich wunderte mich, was sie wohl dort auch noch hatten. Aber fragen würde ich nicht.

"Ich weiss, es ist monströs. Aber dafür arbeiten meine Eltern auch ganztags." Ich nickte. Es war monströs, aber auch wunderschön. "Möchtest du es von Innen sehen?" Na klar! "Ja.. äh.. sehr gerne.", nickte ich und stieg aus dem Auto, Sam tat es mir gleich.

Wir liefen zu diesem atemberaubenden Haus und Sam kramte in seiner Hosentasche rum, bis er seinen Schlüssel gefunden hatte. Er öffnete die Tür und mein Atem stockte ein weiteres Mal. Es war gigantisch.

Die grossen Fenster liessen genug Licht herein, um beinahe das ganze Haus erleuchtet zu halten. Als man herein kam fand man ein grosses Wohnzimmer. Lief man dann einige Meter weiter, war man in der luxuriösen Küche. Auch sie war gross, hell und neu, wie der Rest des Hauses.

Er öffnete einen grossen Schrank, der sich als Kühlschrank herausstellte und holte uns eine Cola heraus. Dazu noch zwei Gläser und er lief zurück ins Wohnzimmer. Stellte das Getränk mit den Gläsern auf den Wohnzimmertisch.

Zuerst war alles ruhig. Niemand von uns wollte etwas sagen. Bis Sam dann das Wort ergriff. "Danke Devin. Für alles. Aber du hättest das echt nicht machen müssen." Ich lächelte liebevoll.

"Ich wollte aber. Immerhin weiss ich, wie es sich anfühlt, wenn man jemanden liebt und dieser Jemand zurück zum Ex will." "Dein erster Freund?" Ich nickte. "Das tut mir leid", entschuldigte er sich. "Braucht es nicht. Es war eine schöne Zeit. Kurz, aber schön. Und hey, sie sind jetzt immerhin zusammen gezogen und glücklich." Jetzt schenkte er mir ein Lächeln, welches ich gerne erwiderte.

"Und wer war dein erster Freund?", versuchte ich das Thema zu wechseln. Schon musste er frech grinsen. Bei seinem Anblick begann mein Herz wie wild zu klopfen, was bestimmt nicht gesund für meine Brust war. Seine weissen Zähne strahlten mich an und in seinen blauen Augen sah ich keinen Schmerz mehr.

"Damian. Es war im Kindergarten und ich hatte keine Freunde. Dann kam Damian und wir hatten viel unternommen. Was unsere Mütter nicht wussten: wir küssten uns hin und wieder. Bis dahin hatte ich es nicht so ganz begriffen. Ich dachte, man küsse alle seine Freunde und alle Familie. Alle die man mag eben. Aber ich bekam dann immer Schmetterlinge im Bauch. Weshalb ich meine Mutter fragte, woran das liegen würde. Sie wollte es mir nicht erklären. Sie.. naja.. hat es nicht so gut aufgenommen. Deswegen erzähle ich es ihr auch nicht."

"Was heisst, sie hat es nicht gut aufgenommen?" Sam's Blick wanderte auf den Boden und er zuckte nur mit den Achseln. "Weiss ich nicht mehr. Ich kann mich nur an lautes Schreien erinnern und an eine Faust auf meinem Auge." "Deine Mutter hat dich geschlagen?",schrie ich fassungslos.

Dann hörte ich die Tür ins Schloss fallen. Scheisse! Hoffentlich hat diese Person unser Gespräch nicht mitbekommen! Als ich mich umdrehte sah ich sie. Wunderschön und bleich. Sie sah zwar lieb aus, aber würde ein Monster sein. Sie war schlank und ihre langen blonden Haare trug sie offen. Nicht viel Make-Up, aber die Augen betont. Sie war hübsch, keine Frage.

"Hallo? Wer bist du?", fragte sie in einem scheinheiligen Ton. Ich stand sofort auf und reichte ihr meine Hand. "Devin, freut mich sehr." Sie schüttelte meine Hand und ich spürte, wie sich mein Puls verschnellerte. Ich hoffte wirklich, sie würde Sam nichts antun. Aber so wie sie aussah, würde sie es ganz sicher. Scheisse noch eins!

Die lächelte mich scheinheilig an, ehe sie mir antwortete. "Nun, freut mich wirklich sehr. Aber leider muss ich dich jetzt rauswerfen. Sam muss zuerst seine Hausaufgaben machen, bevor er Freunde einladen darf." Schon hatte sie mich am Arm gepackt und schob mich unauffällig zur Haustür. "Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen."
Und die Tür war zu.

Eine Weile blieb ich noch wie benommen vor der Türe stehen. Als ich endlich begriff, dass sie mich rausgeschossen hatte, bewegte ich mich endlich. Ich lief zu meinem Auto, setzte mich hinein und machte das Radio an. Die Musik liess mich ablenken und es tat gut. Ich beschloss, zu warten, bis diese Frau hinaus gehen würde und dann nachzuschauen, ob es Sam denn auch gut ginge. Ich hatte Angst um ihn. Zwar kannte ich ihn nicht besonders gut oder lange, aber ich hoffte immer, ihn glücklich zu sehen. Das hatte er verdient.

Die Zeit verstrich. Eine Stunde.. eine zweite.. noch eine.. Schliesslich reichte es mir und ich befand mich schon wieder vor der Haustür. Schon einen Meter davor hörte ich Geschrei und Drohungen ihrerseits.
Ich hörte weitere Drohungen, die weder Sam noch seine Mutter ausgesprochen hatte. Es gab noch Jemanden dadrin. Aber wer? Ich hatte niemanden kommen sehen.

Die Stimme kannte ich nicht, aber sie war laut und deutlich: "Wie kannst du es wagen, deinem eigenen Sohn zu attackieren? Hast du nichts gelernt? Ich dachte, dass du dich ändern würdest, wenn ich dir klar machen würde, dass es so nicht weitergeht! Wenn du denken würdest, du hättest deinen Sohn getötet! Aber nein! Ich bin jetzt achtzehn, wenn ich will, nehme ich Sam einfach mit mir mit und du wirst uns nie wieder sehen!"

"Was? Nein! Du darfst mir mein Baby nicht wegnehmen!", schrie sie zurück. Meine Kinnlade war nach unten geklappt und plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. War das gerade wahr?

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