Kapitel 2 - das Ende

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"Wie läuft's eigentlich mit dir und Sam?", versuchte ich unauffällig zu fragen. Er zuckte bloss mit seinen Schultern. "Kann ich dir nicht so recht sagen." "Komm schon, ich bin dein Bro, natürlich kannst du es mir sagen!" Er schaute mich verlegen an. "Nein, kann ich nicht. Ich weiss nicht, wie es läuft. Ich mein, es ist wirklich schwierig es zu sagen. Immerhin mag ich ihn sehr. Aber mein Ex ist zurück. Und diesen habe ich aus ganzem Herzen geliebt."

"Heisst das, du wirst Schluss machen?", wollte ich wissen. Er zuckte nur mit den Achseln.

Sein Blick blieb auf dem Boden haften. Ich nickte nur, liess ihn mit diesem Thema in Ruhe. An diesem Abend wünschte ich mir, dass er zurück zu seinem Ex ging und Sam verletzte. Auch, wenn ich mir nur das Beste für ihn wünschte.
Immerhin war das zwischen ihnen doch keine echte Beziehung und Sam wusste das nur zu gut. Aber er wollte es einfach nicht zugeben. Ich verstand das ja, er war verliebt, aber er hatte doch etwas besseres verdient.

Ich versuchte, nicht mehr darüber nachzudenken. Ich wollte meinen Kumpel ja auch nicht verurteilen. Er hatte einfach seine Gefühle für den Ex noch nicht vollständig begraben können. Denn wenn doch, dann hätte er schon lange begriffen, was Sam für einen Jackpot ist. Hat er aber nicht.
Ich musste ihn wirklich aus meinem Kopf bekommen. Was, angesichts seiner wundervollen blonden Haare und seinen ozeanblauen Augen nicht sehr leicht war. Ich musste mich ziemlich zusammen reissen, aber ich würde es schaffen. Irgendwie.

Der Tag war schnell vorüber. Wir zockten ein Bisschen, bis Sam ihn besuchen kam. Als es an der Tür klingelte, spürte ich die Nervösität meines Kumpels, weswegen ich beschloss, ihn mit Sam alleine zu lassen.

Als ich die Tür aufmachte, um rauszugehen, lief mir Sam entgegen. Er sah atemberaubend wie immer aus. Ich lächelte ihn leicht an und grüsste mit einem kleinen: "Hey Sam." Seine Lippen bildeten ein sanftes Lächeln und er nickte mir zu.

Ich drehte mich nochmal um, um mich zu verabschieden. Mein Kolleg sah mich ein Wenig gequält an und Sam schaute ihn verliebt an.

Verdammt, ich wusste was kommen würde. Aber sagen konnte ich es Sam nicht. Es war ja nicht meine Sache. Es gab mich nichts an.

So liess ich die Zwei alleine, mit dem Gewissen, dass Sam danach weinen würde und das liess meine Brust schmerzhaft zusammen ziehen. Denn, auch wenn ich es wollte, er würde mich ihn niemals trösten lassen. Immerhin war er eine starke Person. Und starke Personen lassen sich nicht von Jemandem trösten, den sie nur flüchtig kennen.

Ich schloss die Haustür und fühlte den Schmerz. Es tat mir leid, dass Sam durch diese Hölle gehen musste.

Schnell stieg ich in mein Auto ein und liess die Musik laut spielen, das lenkte mich ein Bisschen ab. Ich fuhr mit 60 in der 40er Zone umher und gerade, als ich beinahe schon mit dem zwanzigsten Mal bei diesem Haus stoppte, sah ich wie jemand herauskam. Sam. Sollte ich anhalten oder sollte ich ihn ignorieren. Er sah ja nicht so schlimm aus, was mich beruhigen liess.

Hatten sie denn überhaupt Schluss gemacht? Was, wenn nicht? Und was, wenn doch? Scheisse noch eins! Ich brauchte Gewissheit, sonst würde ich noch sterben.
Also beschloss ich, das Auto neben ein weisses Gebäude zu parken, auszusteigen und ihm 'unauffällig' entgegen zu laufen.

"Devin, was tust du hier?", fragte er mich. "Emm.. ich.. ich wusste es würde schwierig zwischen euch werden, deswegen wollte ich.." "Ach, du willst ihn trösten.", unterbrach er mich. Bitte was? Ihn trösten? Niemals! Ich wollte Sam trösten. Sollte ich ihm sagen, dass er es ist, den ich trösten will? Oder soll ich es lieber bleiben lassen?

Ohne wirklich zu verstehen, warum ich das tat, nickte ich nur. Sein Blick wanderte auf den Boden und Stille herrschte, bis er sagte: "Ich glaube, ihm geht es relativ gut."

Ich nickte. "Und dir?" Schon beäugelten mich diese wunderschönen blauen Dinger und ich verlor mich in ihnen. Er sah erstaunt aus, aber auch glücklich. "Es geht. Ich hab es dir ja schon zum Vorherein gesagt. Deswegen ist das auch kein grosses Ding." Er log. Ich wusste es. Er brauchte es mir gar nicht zu sagen. Ich wusste es einfach.

Es machte mich fertig, dass er versuchte stark zu bleiben. Denn ich wusste genau, dass er es eigentlich nicht war.

Ich dachte nicht lange nach, sondern schloss ihn direkt in meine Arme. Es dauerte auch nicht lange und schon begann er laut zu schluchzen. Ich streichelte ihm beruhigent über den Rücken und hoffte, er würde sich bald beruhigen.

Als dies dann auch geschah, löste ich die Umarmung auf, schaute ihm tief in die Augen und wischte mit meinem Finger seine Tränen auf der Wange weg.

Dann packte ich seine Hand und umschloss sie mit meiner, während ich ihn hinter mir her zog. Mein Ziel war das Auto. Ich beschloss, ihn nachhause zu fahren. Ob er wollte oder nicht.

Sam lief mir einfach hinterher ohne sich zu wehren oder sonstiges. Er schluchzte hin und wieder, aber sonst merkte man nichts.

Ich öffnete mit einem Ruck die Tür meines Autos und liess ihn hineinsetzen. Hinter ihm schloss ich sie wieder und wandte mich um. Als ich ebenfalls eingestiegen war, schwieg er. Nicht einmal mehr das Schluchzen hörte man von ihm. Nichts. Er sass einfach neben mir und starrte aus der Windschutzscheibe. Erst jetzt sah ich, wie bleich er geworden war. Sam sah schon fast wie eine Leiche aus.

Ich seufzte leise und liess den Motor an. Mit einer ziemlich hohen Geschwindigkeit fuhr ich aus der Wohngegend. Ich wollte hier raus. Er wollte hier raus. Es würde nur zu sehr für ihn schmerzen, wenn er noch hier bleiben müsste. Und mir würde es weh tun, ihn schmerzen zu sehen.

Sobald ich aus der Gegend gefahren war, unterbrach ich unsere Stille. "Wo wohnst du eigentlich?", fragte ich ihn. Seine Augen wurden gross und das erste Mal seit langem schaute er mich auch an. Sein Ausdruck sah zwar sehr gequält jedoch auch Neugierig aus. Ich wusste nur allzu gut, warum er neugierig war.

"Sag mir wo du wohnst Sam, ich fahre dich nachhause."

Days like theseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt