Kapitel 23 - Kommunikationsschwierigkeiten

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Mühsam öffnete ich meine Augen und schloss sie darauf gleich wieder. Das Licht war einfach viel zu hell, für meine sehr empfindlichen Augen.

"Hatte er gerade die Augen offen?", fragte Jemand, den ich eindeutig nicht kannte. "Ja.", kam es von einer dunklen Stimme, welche ich ebenfalls nicht kannte. Was war denn hier los? Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Es war sehr hell, daher konnte ich nur einige Umrisse erkennen. Dazu gehörten zwei Gestalten, die wahrscheinlich Menschen waren.

Sobald meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, erkannte ich das Bett, in dem ich lag. Wer hatte mich denn hier her transportiert. Moment! Ich war nicht zuhause, das wusste ich. Wo war ich denn?

Ich blinzelte ein paar Mal, was mir half, die Umgebung besser zu erkennen. Ich war in einem weissen Zimmer mit einzelnen Bildern an der Wand und einem grossen Fenster zu meiner rechten. Dann schaute ich die zwei Gestalten an. Die kleine Frau mit der Brille und den dunkelbraunen Haaren schaute mich verwundert an. Der grosse blondhaarige Mann daneben lächelte leicht.

Die Frau trug ein blaues Shirt und auch blaue Hosen. Der Mann hingegen war in Weiss gekleidet. Und plötzlich wusste ich, wo ich war. Ich erschrak und merkte richtig, wie mein Atem schneller ging und ich Probleme bekam, zu atmen. Die Zwei kamen mir direkt zu Hilfe. Die kleine, etwas rundliche, Frau nahm irgend so ein Ding vom Tisch neben mir. Sie hielt es mir vor die Nase und versuchte mich zu beruhigen. Da ich jedoch viel zu aufgebracht war, verstand ich nicht ein Wort, was sie sagte. Doch das Ding unter meiner Nase half genug. Schnell hatte ich mich beruhigt und schaute nun beide an.

Ich wollte sie fragen, was passiert war. Ich wollte sie fragen, was aus Sam und dem Mädchen geworden war. Jedoch konnte ich nichts sagen, es war, als ob mir Jemand die Stimme geklaut hatte. Der Doktor sah mich beruhigend an und sprach irgendetwas, was ich nicht verstand. Er nickte schliesslich und verschwand dann aus der Tür.

Voller Panik schaute ich zur Krankenschwester. Sie versuchte, mich freundlich anzulächeln, was ihr jedoch deutlich misslang. Was bitteschön, war hier los?
Ich schaute neben mir alle Kabel an und versuchte zu deuten, was das alles zu heissen hatte, scheiterte aber kläglich.
Die Krankenschwester positionierte ihre Hand auf meinem Arm, wahrscheinlich, um mir zu sagen, das alles in Ordnung ist. Warum sagte sie es denn nicht einfach?

Ich schaute ihr tief in die Augen, welche mir ihr Mitleid schilderten. Ich wollte kein Mitleid! Was sollte der ganze Zirkus?

Die Tür wurde aufgerissen und mein Herz machte einen Satz, als ich sah, wer da im Türrahmen stand. Beide Personen hatten blonde Haare und schauten mich besorgt an. Doch das spielte mir in diesem Moment keine Rolle. Ich sah sowieso nur diese eine Person an. Sam. Es ging ihm gut. Gottseidank. Das war das Einzige, was zählte. Sam war wohlauf und schien beinahe glücklich zu sein. Nur, warum? Es gab eindeutig keinen Grund dazu.

Konnte mich nicht einfach Einer aufklären? Ich konnte das nicht mehr ertragen. Der Doktor sah freundlich zu den zwei Blondschöpfen und erklärte ihnen etwas, woraufhin sich Sam's Freude in Trauer umwandelte. Als der Doktor mich wieder ansah, rannte Sam auf mich zu und schloss mich in seine Arme.

Ich erwiederte seine Umarmung und genoss seinen Duft, den ich schon zu lange nicht mehr riechen konnte. Ich dachte nicht nach, genoss einfach seine Umarmung. Leider löste er sich langsam, weswegen ich hätte weinen können. Ich versuchte, mich zusammen zu reissen. Sam hatte sich zwar von der Umarmung gelöst, liess mich aber nicht allein. Er liess sich auf mein Bett sinken und reichte mir seine Hand, welche ich lächelnd entgegen nahm.

Mein Sam. Ich hatte mein Sam wieder und wusste nun endlich, dass ich wirklich in Sicherheit war. Auch, wenn ich nun nichts mehr hören konnte, ich war einfach glücklich, ihn bei mir zu haben. Jemand, der mich kannte und für mich da war.
Der Doktor sprach immer weiter und in diesem Moment war ich echt froh, dass ich ihn nicht hören konnte. Ansonsten hätte er mich nur mit seinem Ärztevokabular gelangweilt. So konnte ich mich nur auf Sam konzentrieren.

Der Arzt, die Krankenschwester und auch das blonde Mädchen verschwanden plötzlich aus der Tür. Wir waren alleine. Er schaute mir tief in die Augen und lächelte ein kleines und echtes Lächeln. Schon allein deswegen fühlte ich mich gleich besser.

Nach einer Weile brach er den Blickkontakt ab und kramte sein Handy heraus. Er entsperrte es und tippte irgendetwas auf dem Handy herum. Als er es mir schliesslich reichte grinste ich. Dem Arzt wäre es nie in den Sinn gekommen, mir zu schreiben, aber Sam schon. Er wusste einfach, was zu tun war.

In einer Standartschrift las ich die Zeilen, die Sam für mich geschrieben hatte.

Hey Devin. Ich weiss nicht, ob du lesen kannst, da der Arzt gesagt hat, du seist entweder taub oder verständest unsere Sprache nicht mehr, das könne vorkommen. Ich hoffe jedenfalls, dass du es lesen kannst und es dir gut geht.

Er war einfach zu süss. Ich lächelte ihn leicht an und schrieb ihm eine Antwort.

Sam. Ich höre nichts, das ist wahr. Und reden kann ich anscheinend auch nicht mehr. Das ist aber nicht weiter Schlimm. Uns geht es gut und das ist die Hauptsache. Du hättest mich aber niemals retten wollen. Immerhin lagst du halbtot auf dem Boden und ich hatte Angst, dich für immer zu verlieren.

Ich reichte ihm das Handy. Er lies meinen Text ziemlich lange, was mir verriet, dass er ihn wahrscheinlich mehrmals durchgelesen hatte. Irgendwann, als er die Zeilen wohl schon auswendig konnte, wand er den Blick von seinem Handy ab und schaute mir tief in die Augen. Er lächelte sein atemberaubendes Lächeln und automatisch wurde mir warm ums Herz.

Er schrieb einige Sätze und löschte sie danach wieder. Es machte mich verrückt, dass ich nicht mit ihm reden konnte. Und ich wollte wirklich wissen, was in seinem Kopf umherging. Was wollte er mir zuerst schreiben? Schliesslich reichte er mir das Handy. Ich las den Satz und war glücklich wie nie zuvor.

Wenn ich DICH verloren hätte, hätte ich niemals weitermachen können.

Days like theseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt