Es vergingen Stunden um Stunden. Ich erfuhr viel von Chloe und sie ebenso von mir. Ich erzählte ihr die ganze Geschichte von Devin und mir. Sie lächelte und freute sich für uns. Eine Frau, die nicht schwulenfeindlich war. Das war mal etwas Neues für mich. Meine Mutter, die Freundin meines Bruders, selbst Devins Schwester hasste Schwule. Und das waren nun mal die einzigen Frauen, die ich näher kannte.
Die Anderen, die in meiner Schule waren, kannte ich nicht. Sie hatten einen Fanclub gegründet und rannten einem Jungen nach, der so tat als wäre er schwul, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen. Er fand es ganz witzig die Mädchen zu verarschen und glotzte ihnen immer auf den Arsch. Sobald die Mädchen sahen, dass er ihr auf den Arsch glotzt, lachen sie. Vielfach bekommt er davon auch eine Umarmung oder sogar einen Kuss, was ihm natürlich sehr zusagte. Keine Ahnung, ob diese Masche funktionierte, aber er zog sie durch.
Inzwischen wurde es Abend und ich fragte mich allmählich, ob sie keine Familie hatte, zu der sie gehen sollte. "Musst du nicht irgendwann nachhause?", fragte ich sie schliesslich, da mich diese Frage quälte. Sie lächelte mich sanft an und verneinte. "Meine Mutter ist vor drei Monaten gestorben, mein Vater wollte nie etwas mit mir zu tun haben und viel Verwandte habe ich nicht. Um genau zu sein habe ich nur meine ekelhafte Tante, der es egal ist, ob ich noch lebe. Deswegen lebte ich in diesem Haus mit Kelvin. Somit weiss ich natürlich wo was steht und wie es vor sich geht in diesem Haus." "Chloe, das tut mir echt leid." "Ach wozu denn?", grinste sie wieder, "Was mich nicht umbringt macht mich doch nur stärker."
Ich beneidete sie. Nicht darum, was sie alles durchmachen musste, sondern dafür, dass sie den Mut noch nicht aufgegeben hatte. Sie kämpfte weiter und liess niemals locker. So war ich nicht. Aus kleinen Sachen, machte ich ein riesen Drama und gab so oft auf. Doch seit ich Devin kennen lernte, wurde es besser. Langsam machte ich Vorschritte. Immerhin sass ich hier und versuchte Devin, ein Junge, den ich vielmals ignoriert habe, zu retten. Ach, wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte!
Ich war in meinen Träumen gefangen, bis ich merkte, wie mich Jemand anstupste. Schnell drehte ich meinen Kopf und sah einer kleinen Blondine in die Augen. "Was hast du ge-" "PSSSSHT!", wurde ich unterbrochen. Fragend schaute ich sie an und sie deutete mir zur Eingangstür des schwarzen Hauses. Sie was aufgerissen worden und drei junge Männer kamen heraus. "Versteck dich", flüsterte sie mir zu.
Schnell rannte ich zur nächsten Ecke und stationierte mich zwischen zwei Containern. Ich versuchte langsam zu atmen, als die Jungs neben mir durchliefen. Erleichtert atmete ich aus, als sie vorbei gezogen waren. Mein Blick wanderte zum Container, neben dem ich stand und plötzlich blieb mein Herz stehen. An der Ecke, es war dieselbe Stelle, war derselbe Flecken Blut, der ich das letzte Mal beim Container neben Devins Auto gesehen hatte. Ich war wie hypnotisiert, konnte mich kaum bewegen und starrte einfach nur auf den Fleck. Devins Blut, nun war ich mir sicher. Das Gefühl, welches in mir hochkam, versprach nichts Gutes. Vielleicht lebt er ja noch, hoffte ich inständig.
"Sam? Sam? Saaaam?", hörte ich Chloe rufen. Schnell zwang ich mich aus meinem Versteck und rannte der Stimme entgegen. Knapp bevor ich in Chloe hineinlief, stoppte ich. "Was ist los?", fragte ich sie in Panik geraten, da ihr Geschrei so klang, als würde sie gefoltert werden. Ihre hellen blauen Augen verrieten mir, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Irgendwas stimmte hier nicht. Doch was es war, konnte ich beim besten Willen nicht sagen, weswegen ich noch mehr Panik schob.
"Devin.. er... er...", ihre Stimme zitterte, was mich nur noch nervöser machte. Was um Gottes Willen war denn los? "WAS IST MIT DEVIN?", schrie ich sie schlussendlich an. Vor lauter Schreck antwortete sie mir nicht.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schüttelte nur immer wieder den Kopf.Was um Gotteswillen war mit Devin? Ich nahm Chloes Arme und schüttelte sie einmal kräftig. Immernoch keine Reaktion. Was hatte sie nur gesehen? Ich stiess sie zur Seite und rannte so schnell ich konnte zu unserer Stelle, wo wir uns vorhin versteckt hatten.
Schnell sprintete ich um die Ecke und als ich sah, was los war, stockte mir der Atem. Die Angst übernahm mich und ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung was ich tun sollte. Wie sollte ich ihm helfen? Wie konnte ich ihn da nur lebend hinaus bringen?Meine Panik wurde immer grösser und mein Atem immer schwerer. Ich hatte Angst. Riesige Angst. Denn was ich sah, war mehr als nur ein kleines Lagerfeuer. Das ganze Haus war von Flammen übergeben und es sah nicht danach aus, als könnte jemand da überleben.
Feuer. Verdammt, warum musste es denn Feuer sein? Feuer war immer schon meine grösste Angst gewesen und ich hatte immer gehofft, dieser Angst nicht in die Augen sehen zu müssen. Doch nun war ich hier. Und sah, wie das Haus, in dem die Liebe meines Lebens gefangen sass, bis zum Dach in Brand steckte. Wie sollte ich denn vorgehen?
Ich wollte gerade zu dem Haus spurten, als mich jemand aufhielt. Mein Atem war nun ganz dahin. Mein Puls raste und mein Herz hämmerte so fest, dass mir meine Brust schmerzte. Langsam drehte ich mich zu der Person um.
Die zwei blauen Augen leuchteten mich an und endlich konnte ich beruhigt ausatmen. "Chloe, ich geh da rein. Ruf du die Feuerwehr und die Polizei." Sie nickte und kramte ihr Handy raus.
Ich hingegen rannte auf das heisse Haus zu und hoffte inständig, nicht bei lebendigem Leib zu verbrennen.
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Days like these
RomanceDevin und Sam lernten sich kennen, als Sam noch in einer Beziehung war. Als es dann vorbei war, war es ausgerechnet Devin, der ihm half, alles zu vergessen. Der ihm half, sich auf ein neues Leben einzulassen. Mit ihm. Jedoch scheint nichts so wie es...