Kapitel 7 - Erster Arbeitstag

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Mein Wecker klingelte laut und schrill am Morgen. Müde stellte ich ihn ab, doch bevor ich wieder einschlief, stand ich einfach auf. Auch, wenn ich echt keinen Bock hatte, arbeiten zu gehen. Was ausserdem bisher niemand wusste war, war dass ich überhaupt arbeiten ging.
Nach dem College wollte ich einfach Geld verdienen und bewarb mich bei vielen Stellen. Jedoch erhielt ich gerne eine Absage nach der Anderen. Und das nur, weil die Lehrer des Colleges nicht gerade meine Freunde waren. Sie dachten alle, dass ich ein arroganter, eingebildeter, verwöhnter und fauler Sack war. Sie verstanden mich einfach zu wenig. Ich war auf der High School und auf dem College ein Arschloch, ja. Aber nur, weil ich nicht anders konnte. Ich fühlte mich von allen Seiten unter Druck gesetzt. Meine Eltern gaben sich selten Mühe, mich überhaupt nur zu grüssen. Meine Schwester war nur dann meine Verbündete, wenn ich ein Arsch war. Und ich liebte sie. Von ganzem Herzen. Deswegen durfte ich nichts von meiner Homosexualität verraten. Sie hasste schwule, deswegen musste ich tun, als ob ich schwule auch hassen würde. Ich verachtete sie in der Gegenwart meiner Schwester, aber himmelte manche von ihnen heimlich an. Ich verstand mich ja auch nie recht. Bis ich Sam traf. Immer wenn ich mit ihm zusammen war, begriff ich, wie ich mich aufgeführt hatte und wie idiotisch ich war. Sam zeigte mir, wie ich sein wollte und half mir dabei, mich auch so aufzuführen. Es war nicht komisch, dass es ein Mann war. Nicht mehr. Als ich begann, zu merken, dass ich auf Männer stand, war es ein Problem. Ein riesiges. Und ich fühlte mich nicht wohl mit dem Gedanken. Aber inzwischen fühlte ich mich endlich wohl in meiner Haut. Und das auch dank Sam.

Jedenfalls stand ich nun auf und machte mich bereit, um meinen ersten Arbeitstag antreten zu können. Ich arbeitete seit heute beim Einkaufsladen, der gleich um die Ecke war. Die Firma hiess Quar. Keine Ahnung wofür es stand. Sie verkauften Esswaren und ich heute auch. Klar, es war nicht mein Traumberuf, aber besser das als nichts. Und immerhin konnte ich dann auch immer die Einkäufe erledigen.

Mein neuer Chef hatte mir gesagt, ich könne mich normal anziehen, es gäbe sowieso ein Gilet, welches ich anziehen müsste. Deswegen zog ich mir schnell ein paar Jeans an und ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt. Ja, ich war nervös und ja, ich hoffte, nichts falsch zu machen. Ich durfte einfach nichts falsch machen. Wer weiss, ob sie mich dann wieder feuern?

Bereits fertig gemacht ging ich zu Sams Zimmer. Er schien noch zu schlafen. Sollte ich ihn wecken? Immerhin musste er in einer halben Stunde sowieso aufstehen. Und wenn er nicht mochte, dass ich ihn weckte, konnte ich ja schnell aus dem Haus flüchten und es als einen Traum von ihm bezeichnen, falls er mich fragen würde. Ich beschloss, es einfach zu riskieren. Langsam öffnete ich die Tür und fand einen ahnungslosen, süssen Sam am träumen vor. Ich schlich mich ins Zimmer und machte die Storen auf. Es war bereits hell, so konnte ich ihn doch gut wecken. Er zuckte herrlich süss mit seinen Augen, bevor er versuchte, sie zu öffnen. Er sah wirklich süss aus. Zu süss.

Immernoch halb träumend schaute er mich fragend an. Ich lächelte nur und meinte: "Weisst du, ich dachte, ich wecke dich einfach schnell. Ich muss sowieso wieder los. Bis dann." Und schon war ich aus seinem Zimmer verschwunden. Seine Reaktion zu deuten, war echt schwierig. Immerhin schlief er noch halb.

***

Ich erreichte den Quar unserer Stadt und war fünf Minuten zu früh da. Zögerlich lief ich zur Kasse und fragte die ältere Dame, wo ich den Chef finden würde. Sie lächelte mich leicht an und deutete mir die Richtung. Ich lief bis zu einer grünen Tür. Grün war die Hauptfarbe des Unternehmens. Da grün die Natur wiederspiegelte und Quar nur pflanzliche Produkte verkaufte.
Verlegen klopfte ich an der Tür und spürte, wie mein Herz begann, schneller zu schlagen. Jap, ich war wirklich nervös.
Ein Herr im Alter von ca 45 öffnete mir die Tür. Er war schick gekleidet. Eine grüne Krawatte auf ein weisses Hemd mit schwarzen, eleganten Hosen. Er sah recht freundlich aus, konnte aber auch streng wirken. Ich lächelte ihm freundlich zu und reichte ihm die Hand. "Guten Tag Sir. Ich bin Devin und ihr neuer Mitarbeiter. Wir haben telefoniert." Er nickte und reichte mir die Hand. "Hallo Devin. Komm doch rein."

In seinem Büro war eine ganze Wand grün angemalt und der Rest war eher schlicht gehalten. Jedoch sah es auch elegant aus. Ein echtes Chefbüro halt. Er deutete mir einen Stuhl vor einem Pult an, auf welchen ich mich dann auch setzte. Er liess sich auf dem gegenüberliegendem sinken und schaute mich innig an. Auf dem Pult erkannte ich meine Bewerbungsmappe.
"Sie beginnen heute bei uns zu arbeiten. Deswegen muss ich Sie mit den Regeln vertraut machen.", begann er, doch ich verlor den Faden, ihm weiter zu zuhören. Ich war mit meinen Gedanken wieder bei Sam gelandet. Ob er wohl schon aufgestanden ist? Und was hielt er eigentlich vom heutigen Wecker? Hätte ich das nicht tun sollen?

"..und das schauen wir uns jetzt an. Wenn Sie mir folgen möchten." Was schauten wir uns jetzt an? Ich hatte vollkommen den Faden verloren. Verdammt. Ich folgte ihm, ohne einen Laut von mir zu geben. Er führte mich quer durch den Supermarkt und zeigte mir jeden Feuerlöscher, jeden Notausgang, jede Kamera und auch die Garderobe mit Pausenraum. Immer wenn er zu mir hinsah nickte ich, als ob ich immer wüsste, was er da sprach. Obwohl ich ehrlich gesagt keine Ahnung hatte. Die Gedanken rund um Sam liessen nicht mehr locker. Mochte er mich überhaupt? Und wollte er bei mir wohnen oder habe ich es ihm aufgedrängt?

Als mein Boss mir alles notwendige gezeigt hatte, gab er mir meinen Arbeitsplan. Ich warf einen kurzen Blick darauf und bemerkte, dass es auf einer Woche nur draufstand Kurs. "Was ist das für einen Kurs, den ich da besuchen muss?" "Der muss jeder machen, der hier arbeitet. Es geht darum, dass du das Sortiment kennen lernst und weisst, wie man richtig verkauft. Jedoch findet der Kurs etwas weiter in der Stadt statt. Du musst eine halbe Stunde mit dem Zug fahren. Aber dazu später. Jetzt übergebe ich dich erst einmal Sandra, damit du schon beginnen kannst, Geld zu verdienen."

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